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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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gegeben.«
    Es war verständlich, dass Marcus Whitbys Schwester sich lieber von Angesicht zu Angesicht mit der Person unterhalten wollte, die ihren toten Bruder gefunden hatte. Ich hatte vormittags keine Termine und sagte Amy, ich würde auch gerne zu ihr nach Hyde Park fahren, wenn sie nicht mit Ms. Whitby in mein Büro kommen wollte.
    »Wäre es nicht jetzt möglich? Ich weiß, dass es spät ist, und ich höre, dass Sie erkältet sind, aber sie möchte noch heute Abend mit Ihnen sprechen. Bevor die Beerdigung so weit vorbereitet wird, dass man nichts mehr unternehmen kann.«
    Ich dachte sehnsüchtig an mein Bett, aber ich bemühte mich, ihr trotz meines hohlen Krächzens möglichst munter mitzuteilen, dass ich mich gleich auf den Weg machen würde. Mr. Contreras runzelte aufgebracht die Stirn und klapperte vorsätzlich mit dem Geschirr.
    Amy Blount entging der Lärm nicht. Sie entschuldigte sich erneut dafür, dass sie mich so spät noch anrief, aber nur pro forma, denn sie wollte offensichtlich, dass das Treffen mit Harriet so schnell wie möglich zustande kam. Sie bot mir an, Marcus Whitbys Schwester zu mir zu bringen; Harriet wohnte mit ihren Eltern im Drake, und Amy würde sie herchauffieren und später mit ihr ins Hotel zurückfahren.
    Als wir auflegten, gelang es mir, Mr. Contreras zu verscheuchen. Er beklagte sich lautstark darüber, dass ich um diese Uhrzeit noch Gäste empfangen wollte. Krank wie ich sei, könnte doch wohl nichts so wichtig sein, dass es nicht bis morgen Zeit hätte. Außerdem würde ich die Leute doch gar nicht kennen.
    »Sie haben ja Recht«, sagte ich. »Ich weiß das auch, aber es handelt sich hier um die Schwester des Toten. Sie braucht Zuspruch. Wenn Sie die Hunde mit runternehmen, kann ich mich noch zwanzig Minuten ausruhen, bevor sie kommen.«
    Er murrte und maulte, aber als ich mich hinlegte und mir die Decke bis ans Kinn hochzog, trug er lärmend das Geschirr in die Küche und verzog sich.

8
Brenne auf, mein Licht
    Vierzig Minuten später schreckte ich hoch, als jemand lautstark an meine Tür klopfte. Die Klingel hatte ich aus dem einfachen Grund nicht gehört, weil Mr. Contreras auf meine Gäste gewartet, sie empfangen und nach oben geführt hatte, bevor sie sich selbst bemerkbar machen konnten. Dieses Belauern meiner Besucher ist ein ewiger Zankapfel zwischen uns. Wenigstens sorgte mein Ärger über sein Benehmen da-für, dass ich einigermaßen wach war, als ich die beiden Frauen begrüßte.
    Amy Blount hatte sich seit dem letzten Sommer kaum verändert: Ihre langen Dreadlocks trug sie wie damals im Nacken zusammengebunden, und ihr Blick war noch immer ernst und leicht argwöhnisch. Sie hatte den Arm um die andere Frau gelegt, die den erschöpften und verstörten Gesichtsausdruck eines Menschen hatte, der einen Verlust verkraften muss. Wir stellten uns vor, und ich sprach ihr mein Beileid aus. Als die beiden schließlich auf der Couch saßen, Harriet Whitby mit einer Tasse Kräutertee, Amy Blount mit einem Glas Wein, gelang es mir schließlich, Mr. Contreras zum Rückzug in den ersten Stock zu bewegen. Er ließ noch eine letzte Ermahnung an meine Gäste vom Stapel, dass ich nicht zu spät ins Bett gehen durfte: Ich sei krank, hätte ich das etwa vergessen?
    Sobald sich die Tür hinter ihm schloss, setzte Amy zu ihrer Erklärung an. »Als wir Ihren Namen im Fernsehen hörten, sagte ich Harriet, dass ich Sie kenne. Wir hatten darüber gesprochen, was wir tun könnten, denn es ist absolut absurd, dass Marc Selbstmord begangen haben soll. Er war ein extrem, nun, nicht optimistischer, das trifft es nicht -«
    »Hoffnungsvoll. Er war ein hoffnungsvoller Mensch«, sagte Harriet Whitby. »Und er wusste nicht nur, wie sehr unsere Eltern ihn liebten, sondern auch, wie viel ihnen daran lag, dass er ein erfülltes Leben führte. Wissen Sie, er war mit seiner Arbeit über das Federal Negro Theater Project in die Auswahl für den Pulitzer-Preis gekommen, und er hatte bereits mehrere andere Auszeichnungen erhalten. Er hätte Dad und Mutter so etwas nie angetan.«
    Ich gab unverbindliche Laute von mir. Wenn hohe Erwartungen an einen gestellt werden, ist es oft schwer, seine Verzweiflung zu zeigen, aber ich hielt es nicht für sinnvoll, das jetzt anzumerken.
    »Wie haben Sie ihn gefunden?«, fragte Harriet. »Ich kenne mich nicht aus in Chicago, aber Amy sagte, dieses Anwesen, auf dem er - er starb - ist sechzig oder siebzig Kilometer entfernt von hier, in einer Reichen-Gegend, von der die

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