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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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noch um diese Uhrzeit, wenn man anrufen könnte, dachten wir. Ich meine, allein die Vorstellung, dass er betrunken war, ist so sonderbar, dass wir uns fragen, ob überhaupt eine Autopsie gemacht wurde.«
    Meine Augen waren ziemlich zugeschwollen und triefend, und ich konnte kaum mehr klar denken. Aber ich nahm die Frage wahr, die plötzlich unausgesprochen im Raum stand: Hatte der Gerichtsmediziner vom DuPage County Marcus Whitby nicht ordentlich untersucht, weil er schwarz und im reichen New Solway fehl am Platz war?
    Ich kannte außer der Frau, die mir die Hose und das Sweatshirt geliehen hatte, niemanden in der Sheriff-Dienststelle dort, und sie hatte nicht genügend Einfluss, um den Gerichtsmediziner zu veranlassen, eine weitere Autopsie vorzunehmen. Wenn er nur im Cook County zu Tode gekommen wäre, wo ich…
    Ich stand unvermittelt auf und wühlte mich auf der Suche nach meinem Palm Pilot durch das Tohuwabohu auf dem Tisch, den ich zu Hause als Schreibtisch benutze. Als ich ihn nicht fand, schüttete ich meinen Aktenkoffer aus. Der Palm Pilot war natürlich ganz unten. Ich suchte die Nummer von Bryant Vishnikov heraus, dem stellvertretenden Leiter der Gerichtsmedizin im Cook County, aber so spät abends erreichte ich ihn nicht mehr in seinem Büro. Es war schon nach elf. Ich zögerte, wählte aber schließlich seine Privatnummer.
    Er war alles andere als begeistert darüber, geweckt zu werden. »Ich hoffe, es handelt sich um einen echten Notfall, Vic. Ich muss morgen früh um sechs antreten.«
    »Nick, kennen Sie den Gerichtsmediziner vom DuPage County?«
    »Das ist keine Notfallfrage«, knurrte er.
    »Doch. Die haben dort die Leiche von Marcus Whitby. Der Mann, der Sonntagnacht auf einem der großen Anwesen draußen bei Naperville ertrunken ist. Ich habe ihn gefunden.«
    Er gab ein Grunzen von sich. »Ich kann nicht jede Leiche im Kopf haben, über die Sie in sechs Countys stolpern, Warshawski. Ich habe mit denen vom Cook County schon genug Ärger.«
    Ich überhörte seinen Sarkasmus geflissentlich. »Ich habe den Eindruck, dass die im DuPage County nur mal kurz draufgeguckt haben, und es ist extrem wichtig, dass sie eine vollständige Autopsie vornehmen, bevor der Tote morgen seiner Familie übergeben wird.«
    »Auf Ihre Weisung hin?«, erwiderte Vishnikov bissig.
    »Nein, Dr. Vishnikov, auf Ihre. Der Sheriff behauptet, der Mann sei betrunken gewesen, aber das ist äußerst unwahrscheinlich. Sie müssen dort eine gründliche Untersuchung machen und überprüfen, ob etwas übersehen wurde.«
    »Was denn zum Beispiel?«, brummte er.
    »Weiß ich nicht. Ein Schlag auf den Kopf oder aufs Brustbein oder Kurare im Blut oder - ich bin kein Pathologe. Irgendwas. Irgendetwas, was ihn dazu veranlasst haben könnte, in diesen Teich zu fallen. Vielleicht ist er auch gar nicht dort ertrunken. Vielleicht ist er im Lake Michigan ertrunken und sie haben ihn nach Larchmont rausgebracht.«
    »Sie haben sich zu viele Wiederholungen von Die Aufrechten angeguckt. Lassen Sie das ruhen und mich wieder schlafen.«
    »Erst, wenn Sie mir versprechen, dass Sie mit dem Gerichtsarzt vom DuPage reden.«
    »Haben Sie irgendeine Vorstellung davon - nein, offenbar nicht. Das ist nicht, als ob ich einen Kollegen von mir im Cook County anrufe. Ich kenne Jerry Hastings nur flüchtig, und wenn er mich anrufen würde, um mir zu sagen, ich solle eine zweite Autopsie machen, würde ich ihn zum Teufel schicken. Was er sicher auch mit mir tun wird.«
    »Könnten Sie nicht sagen, Sie haben einen Toten, der unter ähnlichen Umständen starb, und Sie würden gerne mal die Unterlagen vergleichen? Oder ihn dazu überreden, dass Sie Marcus Whitby selbst untersuchen können?« Ich bekam wieder einen Hustenanfall und musste einen Schluck Tee trinken.
    »Nein, kann ich nicht. Was ich machen kann, ist eine private Obduktion, wenn die Familie mich damit beauftragt. Wenn das DuPage County ihnen die Leiche übergibt, haben die Angehörigen das Recht, diese Entscheidung zu treffen.«
    Ich legte die Hand auf die Sprechmuschel und gab das an die beiden Frauen weiter. Harriet runzelte besorgt die Stirn. »Mutter wird das niemals zulassen. Sie will Marc nur so schnell wie möglich hier weghaben. Gibt es nicht noch eine andere Möglichkeit?«
    Als ich Nick ins Bild setzte, sagte er: »Dann kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. Wenn Sie eine Autopsie wollen, muss die Familie die Leiche mir oder jemand anderem überlassen, der eine private Obduktion vornehmen kann. Oder Sie

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