Blacklist - Blacklist - Blacklist
Murray.
Danach spürte ich die Erkältung und meine müden Beine so heftig, dass ich mich nach meinem Bett sehnte, aber ich beschloss, noch einen letzten Anruf zu erledigen. Ein Hausmädchen meldete sich bei Geraldine Graham. »Madam« ruhe gerade. Ich sei Ms. Warshawski? »Madam« wolle mich sprechen.
Als ich Geraldine Grahams hohe, brüchige Stimme vernahm, krächzte ich meinen Namen.
»Sind Sie krank, junge Frau? Ist das der Grund, warum Sie nicht früher zurückgerufen haben?«
»Ich rufe zurück, wenn ich Zeit dafür habe, Ms. Graham. Heute Nachmittag habe ich mit Darraugh gesprochen, da er mein Klient ist. Hat er Ihnen berichtet, was sich letzte Nacht in Larchmont abgespielt hat?«
»Junge Frau, ich bin im Bilde, weil ich heute Morgen Gesellschaft von einem ungemein aufdringlichen Polizisten hatte. Er nannte sich Schorr, ein abscheulicher Rüpel. Ich war ausgesprochen ärgerlich darüber, dass Sie es nicht für nötig befanden, mir mitzuteilen, was gestern Nacht in meinem Teich geschehen ist.«
»Der Teich von Larchmont, Ma'am. Als ich selbst mit der Polizei gesprochen hatte und zu Hause ankam, war es vier Uhr morgens. Ich bezweifle, dass Sie einen Anruf um diese Zeit zu schätzen gewusst hätten, auch wenn Sie unruhig schlafen - falls ich noch in der Lage gewesen wäre, mich zu melden. Was ich nicht war.«
Als meine Antwort eingesickert war, fragte ich sie, was Schorr von ihr gewollt hätte. Ich schloss die Augen und massierte meine Nebenhöhlen.
»Er sagte, ein Neger sei dort ertrunken. Er erkundigte sich, ob der Mann früher auf dem Anwesen gearbeitet habe, aber wir hatten seit über zwanzig Jahren keine farbigen Angestellten mehr. Und ich glaube nicht, dass ich seit dem Verkauf von Larchmont dort Neger gesehen habe. Mexikaner, das schon. Dieser Schorr zeigte mir ein Foto, aber auf dem hätte den Mann nicht einmal seine eigene Mutter erkannt. Wer war er?«
»Ein Journalist namens Marcus Whitby. Er wollte nicht zufällig Sie interviewen?«
»Was sollte ich ihm wohl zu erzählen haben, junge Frau? Nach meiner Heirat verloren die Journalisten das Interesse an mir. Ich habe seit damals mit keinem mehr gesprochen, nicht einmal zu der Zeit, als ich etwas Interessantes zu berichten gehabt hätte. Hatte der Mann einen bestimmten Grund, warum er sich auf dem Dachboden aufhielt?«
»Schon möglich.« Ich fragte mich, welchen interessanten Stoff sie für sich behalten hatte. »Es lässt sich schwer sagen, wie er die Alarmanlage außer Betrieb gesetzt haben könnte.«
»Wie bitte? Sie müssen lauter sprechen, junge Frau, Sie sind kaum verständlich. Ich höre nicht mehr gut genug, um dieses Gemurmel zu verstehen.«
Ich schnitt eine Grimasse. »Heute Abend geht es nicht mehr deutlicher, Ms. Graham. Wir unterhalten uns in Kürze wieder, wenn es mir besser geht.«
Sie versuchte, mich nach New Solway zu beordern, aber ich weigerte mich kategorisch. Und was sollte sie nun tun, wenn sie das Licht auf dem Dachboden wieder sah?
»Die Polizei anrufen, Ma'am. Oder diesen netten jungen Anwalt, der Ihre Vermögenssachen betreut.« Ich blinzelte, rief mir sein Gesicht und seinen Namen in Erinnerung. »Larry Yosano.«
»Wie? Wer? Ich kenne den Mann nicht. Julius Arnoff ist mein Anwalt, schon seit Jahrzehnten.«
Lebold & Arnoff war der Name der Kanzlei, für die Larry Yosano arbeitete. Geraldine Graham gab sich natürlich nur mit den Chefs ab. Ich sagte: »Ja, Ma'am« und verfrachtete meinen schmerzenden Schädel nach Hause. Mr. Contreras kam in den Flur und schimpfte schon los, bevor seine Wohnungstür offen war: Wie ich nur bei diesem Wetter rausgehen könne, so krank wie ich sei, und noch dazu, ohne ihm Bescheid zu sagen; hoffentlich hätte ich mir jetzt keine Lungenentzündung geholt.
Normalerweise werde ich grantig, wenn er mich so überwacht, aber an diesem Abend war ich todmüde. Seine Besorgtheit war tröstlich für mich, gab mir das Gefühl, wieder ein Kind zu sein und eine Mutter zu haben, hinter deren Schelten Liebe und Fürsorge stehen. Ich willigte ein, mich für den Rest des Abends nicht mehr von der Stelle zu rühren, mich in eine Wolldecke zu hüllen und auf der Couch liegen zu bleiben, während Mr. Contreras von unten das Abendessen holte.
Mit den Hunden zu unseren Füßen aßen wir Spaghetti mit Fleischklößen und sahen uns die Neun-Uhr-Nachrichten auf Channel 13 an, weil ich erfahren wollte, wie der Sheriff vom DuPage County sich die Sache zurechtgelegt hatte. Vorher mussten wir einen weiteren
Weitere Kostenlose Bücher