Blacklist - Blacklist - Blacklist
bei Ihnen bin, ist der Spuk vorbei. Wenn Sie wollen, dass ich für Sie anrufe, tue ich das.«
Sie akzeptierte mein Angebot als halbwegs würdige Ausflucht. »Und wie lautet Ihre direkte Durchwahl, junge Frau? Ich bin es leid, Ihnen über Ihre Helfer Nachrichten zukommen zu lassen. Die Damen sind nicht sonderlich hilfsbereit.«
»Aber Ihre beste Möglichkeit, mich zu erreichen, Ms. Graham. Gute Nacht.«
Ich wollte Stephanie Protheroe nicht noch einmal anrufen; mehr als einen Gefallen pro Nacht kann man von keinem erwarten. Schließlich fiel mir der junge Anwalt ein, der für die Highsociety Bereitschaftsdienst machen musste. Ich suchte mir seine Karte raus und meldete mich über seinen Pieper. Als er sich zehn Minuten später meldete, war er genauso verschlafen wie ich, sagte aber, er werde jemanden von der Polizei in New Solway nach Larchmont schicken.
»Sagen Sie mir Bescheid, was dabei rauskommt?«, bat ich ihn. »Ich arbeite für die Grahams, wissen Sie.«
»Komisches Leben, was«, sagte er, »die Ansprüche der Superreichen zu befriedigen. Ich habe, glaube ich, noch nie einen Juristenwitz gehört, der diesen Teil unserer Arbeit zum Thema hatte.«
Während ich wartete, kochte ich mir noch eine Tasse Kräutertee. Vom meiner Mutter hatte ich gelernt, dass man gewöhnlich Kaffee trinkt, bei Krankheiten aber zu Tee übergeht. Ich wanderte ins Wohnzimmer, trank zwei Tassen und lungerte vor dem Fernseher herum, wo Audrey Hepburn Gregory Peck schmachtende Blicke zuwarf. Während ich Hepburns Rehaugen betrachtete, fragte ich mich die ganze Zeit, ob die Cops von New Solway wohl Catherine Bayard dabei erwischten, wie sie in Larchmont einbrach.
Nach einer Stunde rief Larry Yosano zurück. »Ms. Warshawski? Ich bin mit der Polizei rausgefahren, und wir haben niemanden entdeckt. Wir haben das Haus und die Außengebäude inspiziert und nirgendwo Spuren eines Einbruchs gefunden. Die Wachschutzfirma hat uns auch bestätigt, dass kein Alarm ausgelöst wurde. Den Teich haben wir genauestens in Augenschein genommen, und es wird Sie freuen zu hören, dass keine neuen Leichen aufgetaucht sind. Vielleicht hat Mrs. Graham Scheinwerferlicht von den Autos auf der Coverdale Lane für dieses Licht auf dem Dachboden gehalten.«
Ich atmete erleichtert auf und kam mir ziemlich albern vor. Das Gespräch mit Catherine Bayard würde vermutlich eine Art Hindernislauf werden, aber falls sie es war, die Geraldine Graham in Larchmont Hall beobachtet hatte, freute ich mich, dass sie ihr Vorhaben vor dem Eintreffen der Cops zu Ende gebracht hatte.
9
Eisgekühlter Chef
Als ich aufwachte, strahlte die Sonne hoch am Himmel, ich dagegen fühlte mich verschnupft und wie zerschlagen; als ich meine Stimme testete, kam ich eher für Bariton in Frage als für Sopran. Ich hangelte mich aus dem Bett und in meine Kleider, aber die Nachtsitzung mit Harriet Whitby und Amy Blount und der Anruf von Geraldine Graham hatten mir den Rest gegeben. Ich war so heiser, dass ich nicht mal Anrufe erledigen konnte. Schließlich genehmigte ich mir den Luxus eines freien Tages. Ich hörte mir Bänder von den Konzerten meiner Mutter an und Mozart-Arien von Leontyne Price und aß Suppe, die Mr. Contreras für mich eingekauft hatte.
Am Mittwoch war ich immer noch am Schniefen, fühlte mich aber kräftig genug, um zu arbeiten. Ich hatte zu lange geschlafen, um Catherine Bayard noch zu Hause zu erwischen. Um rauszukriegen, ob ich sie auf dem Schulweg oder in der Schule direkt abpassen sollte, rief ich bei der Vina Fields Academy an und gab mich als Hausangestellte der Bayards aus. Ich hatte die Sekretärin der Rektorin dran.
»Ist Catherine Bayard gestern Morgen pünktlich in die Schule gekommen? Ich spioniere ihr nicht gerne hinterher, aber ihre Großeltern sind besorgt, ob sie wohl oft zu spät dran ist. Dann müssten sie Maßnahmen bezüglich Catherines Ausgehzeiten ergreifen.«
Sie quetschten mich ein bisschen aus - zum Schutze ihrer Schüler, denn eine Reichen-Schule ist ein beliebtes Ziel von Kidnappern. Die spärlichen Informationen über die Familie Bayard, die ich Nexis entnommen hatte, überzeugten sie ausreichend, um mir mitzuteilen, dass Catherine zum Mathematikunterricht zu spät gekommen war. Und heute? Nein, heute sei sie pünktlich gewesen. Ich wollte den Bogen nicht überspannen, indem ich auch noch fragte, wie lange sie Schule hätte; sie war jedenfalls in Chicago, in meiner Reichweite.
Nach meinem freien Tag hatte ich genügend Energie, um mein
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