Blacklist - Blacklist - Blacklist
meiner Abmachung mit Ihnen erführe.«
Ich unterdrückte ein Stöhnen; schon der zweite Klient diese Woche, bei dem ich zwischen Mutter und Kind geriet. »Wie steht es mit dem Haus Ihres Bruders? Meinen Sie, Sie könnten sich dazu Zutritt verschaffen? Vielleicht finden wir Notizen oder etwas Hilfreiches. Ich habe seine Taschen durchsucht, um ihn zu identifizieren, und er hatte keinerlei Schlüssel bei sich. Bis zu dem Anruf gerade eben habe ich darüber noch gar nicht nachgedacht, aber er hatte weder Haus- noch Autoschlüssel bei sich. Sie könnten natürlich in den Teich gefallen sein.«
Harriet sah Amy verwirrt an. »Dann - sein Auto - daran habe ich gar nicht gedacht.«
»Was für einen Wagen fuhr er?« Ich fischte ein Notizbuch aus dem Chaos auf dem Tisch. »Einen Saturn SL1? Wir werden ja sehen, ob er vor seinem Haus steht.«
Amy erbot sich, nach einem Anwalt oder einer anderen Vertrauensperson zu suchen, die möglicherweise einen zweiten Schlüssel zu Marcus Whitbys Haus hatte. Ich sagte ihr nicht, dass ich das Schloss auch selbst knacken konnte, wenn es nötig war; diesen kleinen Trick bewahrte ich mir für Notfälle auf. Als ich davon sprach, dass ich Whitbys Taschen durchsucht hatte, fielen mir das Streichholzbriefchen und der Bleistift wieder ein. Ich hatte beides in eine Schale an der Wohnungstür geworfen, als ich Catherines Teddy aus meiner Hose puhlte. Ich holte die Sachen und zeigte sie den beiden Frauen.
Durch das Wasser war das Streichholzbriefchen so verklebt, dass es sich nicht mehr öffnen ließ. Ursprünglich war es wohl einmal grün gewesen, sah aber jetzt eher schwarz aus, und das Logo war so verformt, dass es an eine kraklige Kinderzeichnung von einem Stern erinnerte. Es hatte keine Aufschrift, die uns eine Adresse oder Telefonnummer verraten hätte. In einem kriminaltechnischen Labor konnte man es vielleicht öffnen lassen, um festzustellen, ob Whitby sich auf der Innenseite etwas notiert hatte. Der Bleistift war ein gewöhnlicher Zweier ohne Aufdruck.
Harriet drehte das Streichholzbriefchen in den Händen hin und her. Weder sie noch Amy hatten eine Ahnung, woher es stammte, aber Harriet wollte es gerne behalten, weil es zu den letzten Dingen gehörte, die ihr Bruder berührt hatte. Ich nahm beide Gegenstände noch einmal genau in Augenschein. Sie würden mich nicht weiterbringen, und ich überließ sie Harriet Whitby.
Nachdem ich die beiden hinausbegleitet hatte, war ich völlig am Ende. Ich inhalierte ein paar Minuten über einem Gemisch, das meine Mutter erfunden hatte - Kräutertee, Zitrone, Ingwer -, und kroch dann ins Bett, wo ich sofort einschlief. Um ein Uhr morgens riss mich das Telefon aus dem Tiefschlaf.
»Ist da V.I. Warshawski?«, erkundigte sich die Nachtschicht meines Auftragsdienstes. »Wir haben hier einen Anruf von einer Mrs. MacKenzie Graham. Sie sagt, es sei ein Notfall, und bestand darauf, dass wir Sie wecken.«
»Mrs. MacKenzie Graham?«, wiederholte ich verwirrt; ich kannte Darraughs Sohn MacKenzie und wusste nichts davon, dass er verheiratet war. Dann dämmerte mir, dass Darraughs Vater auch MacKenzie geheißen hatte. Ich machte Licht und tastete schlaftrunken auf dem Nachttisch nach einem Stift.
Als ich mir Geraldine Grahams Nummer notiert hatte, war ich erst einmal versucht, sie bis morgen warten zu lassen. Aber ich hatte schließlich im Teich ihres einstigen Zuhauses Sonntagnacht einen Toten gefunden. Vielleicht lud jemand gewohnheitsmäßig dort Leichen ab, und sie hatte das erneut beobachtet. Ich rief sie an.
»Ich möchte, dass Sie sofort herkommen, junge Frau.« Sie hatte einen Ton am Leib, als sei ich das Zimmermädchen.
»Weshalb?«
»Weil Sie den Auftrag haben, herauszufinden, wer in Larchmont einbricht. Beim letzten Mal waren die Eindringlinge nicht da, aber jetzt.«
»Was sehen Sie?«, krächzte ich heiser.
»Was soll das, junge Frau? Raunzen Sie mich nicht so an.«
Ich versuchte, mich zu räuspern. »Was sehen Sie? Leute? Geisterlichter? Autos?«
»Ich sehe das Licht auf dem Dachboden. Hatte ich das nicht gesagt? Wenn Sie sofort herkommen, erwischen Sie diese Leute in flagranti.«
»Sie müssen die Polizei rufen, Ms. Graham. Ich bin fast siebzig Kilometer entfernt.«
Das war ihr einerlei; die Polizei hatte sich als völlig nutzlos erwiesen; sie hoffte nur, dass ich nicht ebenso ein Reinfall war.
»Wenn jemand in Larchmont Leichen deponiert, müssen Sie sofort die nächste Polizeidienststelle anrufen, denn bis ich in anderthalb Stunden
Weitere Kostenlose Bücher