Blacklist - Blacklist - Blacklist
draußen«, sagte Theresa. »Er hat ganz fest geschlafen.«
»Sie waren die ganze Nacht bei ihm?«, fragte ich.
»Niemand muss bei ihm im Zimmer schlafen«, sagte Theresa. »So krank ist er nicht. Aber wenn er das Zimmer verlässt, geht über meinem Bett eine Alarmglocke an, damit ich nach ihm sehen kann.«
»Und die ging nicht los?«, bohrte ich hartnäckig weiter, in der Hoffnung, irgendwie zu erfahren, was Ruth melden würde, wenn es noch mal vorkam - denn das schien der Grund dafür zu sein, weshalb man mich überhaupt ins Haus gelassen hatte. »Das ist sonderbar, denn Catherine hat gesagt, dass sie sich mit seinem Schlüssel Zutritt zu Larchmont Hall verschafft hat.«
Theresa blickte Ruth bestürzt an, doch die schüttelte den Kopf und sagte: »Catherine war Montag nicht hier. Mr. Bayard hat das Haus am Montag nicht verlassen. Und am Sonntag auch nicht. Was Sie sich da ausgedacht haben -«
»Wenn nicht etwas Ungewöhnliches passiert wäre, hätten Sie mich gar nicht ins Haus gelassen«, fiel ich ihr grob ins Wort.
»Ich kenne die Namen von allen Leuten, die hier wohnen; irgendjemand wird mit mir sprechen und mir die Wahrheit sagen.«
»Die Männer können Ihnen nichts sagen, was ich nicht schon wüsste«, sagte Ruth entschieden. »Theresa, gehen Sie nach oben zu Mr. Calvin, damit Tyrone weiter staubsaugen kann.«
Theresa steckte ihre malträtierten Hände in die Taschen und eilte den Flur entlang zur Haupttreppe. Mir fiel nichts mehr ein, wie ich Ruth noch etwas entlocken konnte. Falls sie Sonntagnacht Whitby oder andere Fremde gesehen hatte, würde sie es mir gewiss nicht mitteilen. Und falls Calvin Bayard das Haus verlassen hatte, an welcher Krankheit er auch leiden mochte, würde sie mir das auch nicht sagen.
Es mochte mir vielleicht noch gelingen, mit den Männern zu sprechen, die draußen mit dem Heu zugange waren, aber bestimmt nicht heute unter Ruths gestrengem Blick. Theresa wäre vermutlich eher in die Knie gegangen, aber es würde noch dauern, bis ich an sie herankam.
Schließlich akzeptierte ich meine Niederlage, gab Ruth die Hand und bedankte mich nicht allzu überschwänglich für ihre Hilfe. Ich ging den Flur entlang zum Haupteingang, aber Ruth rief mir nach, ich solle mit ihr denselben Weg zurückgehen, auf dem wir auch hereingekommen waren.
Ich lächelte verständnislos. »Mein Wagen steht direkt vor dem Haupteingang. Es ist ganz unsinnig, durch die Seitentür zu gehen.«
Bevor sie mich aus der Eingangshalle kommandieren konnte, kam Calvin Bayard plötzlich hinter der Ecke neben der Treppe hervorgesprungen und lief auf uns zu, wobei er »Renee! Re-nee!« rief.
Theresa ging neben ihm und legte ihm die Hand auf den Arm. »Renee ist nicht hier, Mr. Bayard. Sie ist bei der Arbeit.«
Mit ihrem Patienten wirkte sie völlig verändert: selbstsicher, sanft und ruhig.
»Renee, diese Frau hier will nicht gehen. Ich mag sie nicht, sie soll gehen.« Calvin Bayard zupfte an Theresas Hand und sah Ruth an, die mit ihrem kurzen, dunklen Haar und ihrer fülligen Figur eine entfernte Ähnlichkeit mit Renee Bayard aufwies.
Die Stimme, die ich als Studentin so wunderbar gefunden hatte, war noch immer sonor, aber zittrig und unsicher. Das schmale Gesicht mit den markanten Wangenknochen wirkte nun eingefallen, und die Haut war rötlich. Welche Krankheit ich mir auch vorgestellt haben mochte, an so etwas hatte ich nicht gedacht. Ich bohrte mir die Nägel in die Handflächen, um nicht entsetzt aufzuschreien.
Plötzlich bemerkte er mich, stolperte auf mich zu und zog mich in eine unbeholfene Umarmung. »Deenie, Deenie, Deenie. Olin. Ich habe Olin gesehen. Schlimm, schlimm. Olin ist schlimm.«
Er presste mich grob an den rauen Stoff seines Sakkos. Er roch nach Puder und altem Urin, wie ein Kleinkind. Ich versuchte, mich zu befreien, doch trotz seines Alters und seiner Krankheit war er noch kräftig.
»Es ist alles gut«, brachte ich hervor, als er mich weiter umklammerte. »Olin ist tot. Olin kann nicht mehr schlimm sein, Olin gibt es nicht mehr.«
»Ich habe ihn gesehen«, sagte er noch einmal. »Du weißt es, Deenie.«
Theresa und Ruth gelang es indessen mit vereinten Kräften, seine Arme von meinem Rücken zu lösen. »Er hat den Bericht über Olin Taverner im Fernsehen gesehen«, keuchte Theresa. »Er war furchtbar aufgeregt, dachte, der Mann wolle ihn holen. Er behauptet ständig, er sähe ihn vor dem Fenster.«
»Warum haben Sie ihm erlaubt, die Nachrichten zu sehen?«, verlangte Ruth zu
Weitere Kostenlose Bücher