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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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Wand, ein kleines Bild mit weichen Rosé- und Grüntönen, die sich zu einer Bergkette formten, als ich es betrachtete.
    Das Hausmädchen kehrte zurück und brachte mich ins Wohnzimmer, wo Ms. Graham gerade Kaffee aus einem eleganten Service trank. Wenn das Hausmädchen da war, musste sie vielleicht die Gewohnheiten ihrer Mutter wahren. Ich konnte mir plötzlich gut vorstellen, warum sie in ihrem hohen Alter lieber alleine leben wollte.
    »Das ist alles, Lisa.« Sie beäugte mich über den Rand ihrer Kaffeetasse. »Sie kommen nicht, wenn ich nach Ihnen schicke, junge Frau, aber dann tauchen Sie aus heiterem Himmel auf, wenn Ihnen gerade danach zumute ist?«
    »Darraugh sagte mir, ich solle die Nachforschungen in Ihrem altem Haus einstellen. Wussten Sie das?«
    »Er hat heute Morgen angerufen und es mir mitgeteilt«, sagte sie knapp.
    »Hat er Ihnen erklärt, weshalb er das möchte?« Ich ging zur Anrichte und schenkte mir eine Tasse Kaffee aus der Crown-Derby-Kanne ein.
    »Er hat Larchmont noch nie gemocht und will nichts in den Erhalt investieren. Wahrscheinlich glaubt er, ich hätte das Licht auf dem Dachboden erfunden, damit er sich mit Larchmont beschäftigt. Oder mit mir.«
    Ihre brüchige Stimme klang so bitter, dass ich fragte: »Warum liegt Darraugh nichts an dem Haus? War es so unangenehm für ihn, dort aufzuwachsen?«
    Sie sah mich mit einem Blick an, der Queen Victoria alle Ehre gemacht hätte: Untertanen steht es nicht zu, die Monarchin zu befragen. Kurz darauf sagte sie steif: »Darraugh hat am Landleben nie Gefallen gefunden.«
    Ich zog die Augenbrauen hoch. »Er musste als kleiner Junge Schweine hüten, was ihm für immer die Freude daran verdorben hat?«
    »Sie sind unverschämt, junge Frau.«
    »Das hab ich schon öfter gehört.« Ich zog mir einen Stuhl heran und ließ mich auf der anderen Seite des Piecrust-Tischchens nieder. »Ich habe so meine Vorstellungen von Menschen, die mit Reichtum und Macht aufwachsen - dass sie nämlich meinen, alle möglichen Vorrechte zu haben, weil sie es gewöhnt sind, alles zu bekommen, wann und wie sie es wollen. Und ich denke mir, dass solche Leute glauben, alle anderen Menschen seien nur zu ihrem Zeitvertreib auf der Welt. Das heißt, man kann sie auch mitten in der Nacht herbeizitieren oder anlügen oder sonst was mit ihnen machen, wonach einem gerade der Sinn steht, denn außerhalb ihrer Welt ist unser Leben bedeutungslos.«
    Ich hörte ein erschrockenes Keuchen im Hintergrund und merkte, dass das Hausmädchen zuhörte. Geraldine Graham warf mir einen vernichtenden Blick zu. »Glauben Sie wahrhaftig, junge Frau, dass ich alles bekommen habe, was ich wollte? Falls ja, dann haben Sie erschreckend wenig Ahnung von Familienbanden.«
    Ich war verdutzt; ich hatte damit gerechnet, dass sie mich davonjagen und Darraugh anweisen würde, nie wieder mit mir zu arbeiten. Jetzt erinnerte ich mich wieder an die unglücklichen Gesichter auf den Hochzeitsfotos in der Zeitung.
    »Ihre Eltern haben Sie dazu gezwungen, MacKenzie Graham zu heiraten«, sagte ich ruhig. »Und Sie konnten sich ihnen nicht widersetzen.«
    Ihre Lippen zitterten, doch das hatte nichts mit ihrem Alter zu tun. »Meine Mutter war kein Mensch, dem man sich leicht widersetzen konnte.«
    Ich schaute auf die eisblauen Augen auf dem Porträt hinter ihr. Sie hätten Farne am Amazonas zum Verdorren gebracht.
    »Wollten Sie mit Ihrem Mann nicht in einem eigenen Haus leben? Bedeutete Ihnen Larchmont so viel?«
    Geraldine Graham antwortete nicht. Als sie wieder sprach, redete sie mehr mit sich selbst als mit mir. »Mein Mann und ich hatten so wenig gemeinsam, dass es leichter war für uns, mit Mutter zusammenzuleben, als zu zweit.«
    »Haben Sie das Bild hier aufgehängt, damit es Sie jeden Tag daran erinnert, wie sehr Sie von ihr gedemütigt wurden?«, fragte ich.
    »Sie sind unverschämt, junge Frau«, sagte Geraldine Graham noch einmal, doch diesmal mit trockenem Unterton. »Sie können mir Kaffee nachschenken, bevor Sie gehen. Spülen Sie die Tasse vorher mit heißem Wasser aus«, fügte sie hinzu, als ich zur Kaffeekanne griff.
    Ich warf ihr einen biestigen Blick zu: Natürlich bekam sie alles, was sie wollte, wann und wie sie es wollte. Bevor ich den Bogen überspannen konnte, indem ich diesen Gedanken äußerte, kam Lisa herbeigeeilt und nahm mir die Tasse aus der Hand. Sie goss heißes Wasser aus einer kleineren Kanne hinein, schwenkte es in der Tasse und schüttete die braune Brühe in eine Schüssel. Dann

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