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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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war noch lange vor der Rushhour an der Ausfahrt Warrenville Road.
    Als ich die Abzweigung zur Coverdale Lane erreichte, fuhr ich an den Rand und studierte meine Detailkarte. Der Wald hinter Larchmont Hall gehörte zu einem Stück Gemeindeland in der Mitte von New Solway. Nahm man die Straße, waren das Anwesen der Bayards und Larchmont Hall etwa sechseinhalb Kilometer voneinander entfernt, ging man aber durch den Wald, nur anderthalb. Das hatte Catherine wahrscheinlich Sonntagnacht gemacht - den Heimweg durchs Unterholz angetreten. Selbst wenn ich nicht auf Marc Whitby gefallen wäre, hätte ich sie wohl kaum geschnappt, weil sie sich in dem dunklen Wald besser auskannte.
    Auf der ganzen Fahrt nach New Solway hatte ich mir den Kopf darüber zerbrochen, mit welcher Begründung ich mir Zutritt zum Haus der Bayards verschaffen könnte. Das Ergebnis war gleich null. Vielleicht sollte ich den Wagen bei Larchmont Hall abstellen und mich auch durch den Wald schlagen. Aber als ich Coverdale Lane 17 fand, standen die Tore zum Anwesen der Bayards offen. Ich fuhr zwischen den steinernen Pfosten hindurch auf die Zufahrt. Nachdem ich etwa einen Kilometer zwischen altehrwürdigen Bäumen entlanggegondelt war, kam ein vierstöckiges Herrenhaus in Sicht, dessen Fassade im Laufe der Jahre einen goldgrauen Farbton angenommen hatte. Wie in Larchmont gab es auch hier diverse Nebengebäude: eine Garage, Stallungen, eine Scheune. Der Park und die Wiesen grenzten an den Wald.
    Vor dem Haus teilte sich die Zufahrt in drei Wege: einer führte zur Garage, der zweite zu den Nebengebäuden und der dritte links am Haus, wo ein dezentes Schild auf einen Lieferanteneingang verwies, nach hinten. Der Haupteingang, vor dem ich anhielt, ging nach Süden; über eine breite, flache Treppe gelangte man zur Tür hinter einem Säulengang.
    Da ich Stimmen auf der Rückseite des Hauses hörte, stieg ich aus meinem Mustang und ging dem Schild nach zum Lieferanteneingang. Ein Lieferwagen und ein kleiner Lkw standen dort. Drei Männer luden Vorräte aus, beaufsichtigt von einer Frau, die Jeans, einen schwarzen Rollkragenpullover und einen schwarzen Blazer trug.
    In der Nähe war irgendwer mit Verrichtungen beschäftigt, die Heu und einen Holzkarren einschlossen. Wie idyllisch ländlich. Das berechtigte wirklich fast zu der Formulierung »auf dem Land«, die Calvin Bayard in seiner Aussage vor dem Komitee benutzt hatte. Um vier Uhr früh mit Blaumann auf den Beinen, wie all die anderen Bauernjungen aus Illinois, die Schlösser mit vierzig Zimmern vor Wieseln schützen mussten.
    »Damit kommen Sie wohl übers Wochenende aus, Ruth.« Einer der Männer lachte dröhnend und reichte der Frau ein Klemmbrett.
    Die Frau in Schwarz unterzeichnete und legte angesichts dieser Vertraulichkeit missbilligend die Stirn in Falten, aber der Mann lachte noch mal, hieb ihr auf die Schulter und sagte, man sähe sich Montag früh wieder. Dann schlug er die Ladetüren des Lieferwagens zu und schwang sich auf den Fahrersitz, wobei er munter und grässlich falsch »Danny Boy« pfiff. Auf den Hintertüren stand in grüner Kursivschrift »Stubenhocker - Ihr häuslicher Pflegebedarf«.
    Die beiden anderen Männer luden Lebensmittel aus dem Lkw. Ruth überprüfte die gesamte Lieferung Stück für Stück.
    »Miss Catherine mag diese Joghurtsorte nicht. Warum haben Sie nicht den bulgarischen gebracht? Und wir hatten ausdrücklich Teriyaki-Tofu bestellt; den hawaiianischen rührt sie nicht an.« Das war die Frau, die sich am Telefon gemeldet hatte, als ich mich als ehemalige Volontärin von Calvin Bayard ausgab; ich hoffte, ich hatte gestern noch so heiser geklungen, dass sie meine Stimme nicht erkannte.
    Der Mann erklärte, bei dem bulgarischen Joghurt sei das Verfallsdatum bereits abgelaufen gewesen. Ruth trug ihm in scharfem Ton auf, am Freitag auf jeden Fall welchen mitzubringen, auch wenn er dafür nach Chicago fahren musste.
    Wenn ich mir Gedanken darüber gemacht hätte, wäre ich wohl darauf gekommen, dass Catherine Bayard Vegetarierin war. Sie war reich; sie konnte es sich erlauben, eine anspruchsvolle Vegetarierin zu sein.
    Ruth blickte finster zu mir herüber und sagte, sie komme gleich. »Sie sind nicht vom Fernsehen, oder? Falls ja, können Sie gleich wieder verschwinden; wir haben nichts zu sagen.«
    Das Fernsehen. Die Leute sagen das immer, als handle es sich um eine besonders widerwärtige Krankheit; Sie sind nicht von der Cholera, die aus den Gullis wabert, oder? Und dennoch

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