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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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goss sie Kaffee nach.
    Ich schenkte Geraldine Grahams angedeutetem Rauswurf keine Beachtung, sondern goss mir Kaffee nach - ohne die Ausschwenk-Arie - und lehnte mich an die Anrichte. »Ich versuche immer noch herauszufinden, was Marcus Whitby nach New Solway geführt hat. Ich dachte, er wollte vielleicht Calvin Bayard besuchen, weil er nicht wusste, wie krank er ist.«
    Ihre Hand mit der Kaffeetasse verharrte auf halber Höhe. »Wie krank ist er? Renee blockt Besucher ab.«
    »Er scheint Alzheimer zu haben. Er weiß, wer er ist, aber nicht, mit wem er spricht.«
    »Alzheimer«, wiederholte Geraldine langsam. »Also stimmt der Tratsch ausnahmsweise.«
    »Warum hält Ms. Bayard das so geheim?«, fragte ich.
    »Bei Renee Bayard kann man nie sicher sein, aus welchen Motiven sie handelt, aber man kann immer davon ausgehen, dass sie es genießt, Macht über uns alle zu haben - über Calvin, indem sie ihn unter Verschluss hält, über seine alten Freunde, die ihn nicht besuchen dürfen, vermutlich auch über sämtliche Angestellte im Verlag.« Sie presste angewidert die Lippen zusammen.
    »Calvin und ich waren seit frühester Kindheit befreundet, und es ist ihr gelungen, mich all die Jahre von ihm fern zu halten. Wenn also Ihr Neger-Schriftsteller Calvin treffen wollte, können Sie sicher sein, dass Renee das verhindert hat. Warum glauben Sie, dass Ihr Neger mit Calvin sprechen wollte?«
    Ich spulte meine Rede über Whitbys Kylie-Ballantine-Buch und ihren Vertrag mit Bayard ab. Zu meinem Erstaunen kannte Geraldine Kylie Ballantine.
    »Calvin hat sich für ihre Arbeit interessiert. Wenn er sich für etwas begeisterte, versuchte er, das auch allen anderen zu vermitteln. Deshalb fuhren wir in die Stadt zu einer ihrer Aufführungen. Er hatte Kunst von ihr erstanden, und wir mussten es ihm alle gleichtun und eine ihrer afrikanischen Masken kaufen. 1957 oder '58 war das, als wir uns ihre Inszenierung ansahen. Ich erinnere mich, dass Renee gerade zum ersten Mal hier war. Ich hatte damit gerechnet, dass man sie bemitleiden müsse, die zwanzigjährige Braut eines viel älteren dominanten Mannes. Was für ein Irrtum!«
    Ihr Blick war bitter. »Kylie Ballantine war an diesem Abend damals schon um die fünfzig, aber sie bewegte sich immer noch wie eine junge Frau. Mir liegt nicht viel an Tanz. Es war afrikanischer Tanz, und dafür hatte ich nie viel übrig, auch nicht für die Musik, das hört sich für mich alles gleich an, nur bumm-bumm. Doch sie war so begabt, dass ich sie gerne tanzen sah, trotz der Musik.«
    »Ein Jammer, dass Mr. Whitby sich nicht mit Ihnen unterhalten konnte.« Ich kehrte zu meinem Stuhl zurück. »Er hätte mit Ihren Erinnerungen sicher etwas anfangen können. Stand Kylie Ballantine auf der schwarzen Liste in der McCarthy-Zeit? Ist Mr. Bayard deshalb auf sie aufmerksam geworden?«
    Geraldine Graham schüttelte langsam den Kopf. »Das weiß ich nicht, junge Frau. Damals starb mein Mann, und Mutter und Darraugh haben - ich erinnere mich an diesen Tanzabend, weil er so eindrücklich war, doch der Rest des Jahres ist wie eine graue Fläche.«
    Ich hätte sonst was drum gegeben zu erfahren, was Mutter und Darraugh getan hatten. Sich grob und laut über den Tod von MacKenzie Graham gestritten, vermutete ich. Nach einer angemessenen Sprechpause als Zeichen des Respekts vor ihren unglücklichen Erinnerungen zog ich das Foto von Whitby und seiner Schwester aus der Tasche.
    »Sie sind doch ziemlich aufmerksam. Haben Sie diesen Mann schon einmal gesehen?«
    Geraldine Graham nahm das Foto entgegen und griff nach ihrer Lupe. Ihre Hände waren vom Alter und von Arthritis verunstaltet und zitterten. Sie legte das Bild auf ihren Schoß und hielt die Lupe mit beiden Händen fest.
    »Nein, den habe ich noch nie gesehen, aber Lisa vielleicht. Sie kommt immer abends und hilft mir mit dem Essen und den abendlichen Verrichtungen.«
    Sie griff nach einem Glöckchen auf dem Tisch neben ihr, aber Lisa war in Hörweite geblieben und kam herein, bevor Geraldine klingeln konnte. »Das ist der Mann, der in unserem Teich ertrunken ist, Lisa.« Geraldine reichte das Foto ihrer Haushälterin. »Die Detektivin möchte wissen, ob wir ihn am Sonntag hier gesehen haben.«
    Lisa ging mit dem Foto zum Fenster und betrachtete es eingehend. »Am Sonntag nicht, Madam. Aber ich glaube, dass er hier war, vor etwa einer Woche. Ich bin nicht ganz sicher, ich sehe so selten schwarze Männer, aber es könnte sein, dass ich ihn gesehen habe, als ich nach

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