Blackmail: Thriller (German Edition)
Beratung«, sagt sie, was bedeutet, dass von diesem Moment an kein Protokoll mehr geführt wird.
»Einverstanden«, stimme ich zu.
Jan sieht mich dankbar an. »Wie Sie alle wissen, ist dieser Vorfall lediglich der jüngste in einer langen Reihe störender Zwischenfälle. Es ist ein eindeutiges Muster zu erkennen, und ich mache mir Sorgen, dass irgendwann etwas passiert, das nicht wiedergutzumachen ist. Falls es so weit kommt, werden die St. Stephen’s und jedes Mitglied des Lehr- und Verwaltungskörpers mit einer Flut von Klagen überschüttet.«
Holden seufzt müde von der Tür. »Jan, das war zweifellos ein schwerer Zwischenfall, und die Sache zu klären wird ein mühseliges Unterfangen werden. Doch der Tod von Kate Townsend ist ein schlimmer Schock für jeden Schüler und alle Familien dieser Schule. Ich kann später in der Woche eine Konferenz einberufen, die sich mit Marko befasst, doch im Augenblick hat Kate Priorität.«
»Werden Sie diese Konferenz auch wirklich anberaumen?«, drängt Jan. »Weil dieses Problem sich nicht von alleine lösen wird.«
»Die Konferenz wird stattfinden. Und jetzt fahre ich erst mal zu Jenny Townsend. Theresa, schließen Sie bitte ab, sobald alle gegangen sind?«
Die Sekretärin nickt, froh, dass man ihr etwas zu tun gegeben hat. Während die restlichen Mitglieder der Versammlung weiterhin ihrem Unglauben Ausdruck verleihen, summt mein Handy. Die angezeigte Nummer ist die von zu Hause, was mich zögern lässt, ob ich den Anruf entgegennehmen soll. Meine Tochter Annie ist durchaus imstande, mir am Telefon den letzten Nerv zu rauben, wenn ihr danach ist. Doch angesichts der noch frischen Nachricht von Kates Tod gehe ich ins Büro der Sekretärin und nehme den Anruf entgegen.
»Annie?«
»Nein«, antwortet eine ältere Frauenstimme. »Ich bin es, Mia.«
Mia Burke ist die Babysitterin meiner Tochter und eine Klassenkameradin von Kate Townsend.
»Es tut mir leid, wenn ich deine Sitzung störe, aber ich weiß mir nicht anders zu helfen.«
»Schon in Ordnung, Mia. Was ist denn los?«
»Ich weiß es nicht genau. Drei Leute haben angerufen und erzählt, dass irgendwas mit Kate Townsend ist. Sie sagen, Kate wäre ertrunken.«
Ich zögere, das Gerücht zu bestätigen. Andererseits, falls die Wahrheit sich nicht bereits wie ein Lauffeuer durch die gesamte Stadt ausgebreitet hat, kann es sich nur noch um Minuten handeln. »Du hast richtig gehört, Mia. Kate wurde tot im St. Catherine’s Creek gefunden.«
»O Gott!«
»Ich weiß, es ist eine schreckliche Nachricht, und du würdest im Moment lieber mit deinen Freundinnen zusammen sein, aber ich brauche dich jetzt, um auf Annie aufzupassen, bis ich zu Hause bin. Ich bin in zehn Minuten da.«
»Ich würde Annie niemals alleine lassen. Ich wüsste ja nicht mal, was ich tun soll. Wenn Kate tot ist, kann ich ihr ja eh nichtmehr helfen. Nimm dir so viel Zeit, wie du brauchst. Ich bleibe lieber hier bei Annie, als dass ich jetzt fahre.«
Ich danke Jan Chancellor im Stillen dafür, dass sie mir eines der wenigen vernünftigen Mädchen der Schule als Babysitterin empfohlen hat. »Danke, Mia. Wie geht es Annie?«
»Sie ist vor dem Fernseher eingeschlafen, bei einer Dokumentation über Zugvögel im Discovery Channel.«
»Das ist gut.«
»Hey«, sagt Mia mit verlegener Stimme. »Danke, dass du mir die Wahrheit über Kate gesagt hast.«
»Danke, dass du nicht ausgeflippt bist und das Haus verlassen hast. Wir sehen uns in ein paar Minuten, okay?«
»Okay. Bye.«
Ich beende die Verbindung und blicke durch die Tür auf den Konferenztisch. Drew Elliott sitzt dort und spricht in sein Handy, doch die anderen Mitglieder des Komitees gehen bereits durch die Haupttür nach draußen. Während ich ihnen hinterhersehe, kommt mir ein Bild aus unserem Fernsehwerbespot mit Kate in den Sinn. Sie betritt in klassisch weißem Dress den Tennisplatz, und ihre kühlen blauen Augen sehen geradewegs durch die Kamera hindurch. Sie ist groß, gut eins achtzig, mit nordisch blonden Haaren, die bis halb zu ihrer Taille reichen. Kate war eher beeindruckend als schön und sah mehr nach einer Collegestudentin als nach einer Schülerin an der Highschool aus; das war auch der Grund, weshalb wir sie für den Fernsehspot ausgewählt hatten. Sie war das perfekte Werbesymbol für unsere private College-Vorbereitungsschule.
Als ich nach dem Türknopf des Büros greifen will, erstarre ich. Drew Elliott starrt vor sich auf die Tischplatte; Tränen rinnen ihm über die
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