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Blackmail: Thriller (German Edition)

Blackmail: Thriller (German Edition)

Titel: Blackmail: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Iles
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wann?«, erkundigt sich Holden. Als würden Details unser Entsetzen mildern.
    »Ann Geter hat aus dem Krankenhaus bei mir zu Hause angerufen.« Ann Geter ist eine Schwester in der Notfallambulanz des St. Catherine’s Hospital und hat ebenfalls eine Tochter an der St. Stephen’s. Weil die Schule lediglich fünfhundert Kinder aufnimmt, kennt jeder jeden. »Mein Mann hat Ann gesagt, ich wäre wegen der Sitzung noch hier. Also hat sie im Sekretariat angerufen und erzählt, dass Angler Kate gefunden hätten,eingeklemmt in einer Baumgabel, in der Nähe der Stelle, wo der St. Catherine’s Creek in den Mississippi mündet. Sie dachten zuerst, Kate wäre noch am Leben, also haben sie das Mädchen in ihr Boot gelegt und ins Krankenhaus gebracht. Sie war nackig vom Bauchnabel abwärts, hat Ann gesagt.«
    Theresa sagt »nackig«, doch ihr Wort hat die beabsichtigte Wirkung. Schock lässt die Gesichter ringsum am Tisch leer werden. War es gar kein Unfall? »Kate war übel zugerichtet, hat Ann erzählt. Als wäre sie mit irgendeinem Gegenstand geschlagen worden.«
    »Mein Gott«, flüstert Clara Jenkins. »Es kann nicht Kate sein! Es muss jemand anders sein!«
    Theresas Unterlippe beginnt zu zittern. Die Sekretärin hat immer schon ein gutes Verhältnis zu den älteren Schülern gehabt, besonders zu den Mädchen. »Ann hat erzählt, Kate hätte eine Tätowierung auf dem Oberschenkel. Ich wusste nichts davon, aber ihre Mutter wird es wohl wissen. Jenny Townsend hat Kates Leichnam vor wenigen Minuten identifiziert.«
    Eine Frau am Tisch fängt an zu schluchzen, während ich plötzlich das Gefühl habe, als würde flüssiger Stickstoff durch meine Adern strömen. Meine Tochter ist zwar erst neun, doch ich habe sie bereits zweimal beinahe verloren. Ich habe eine vage Vorstellung von dem Alptraum, den Jenny Townsend jetzt durchlebt.
    Holden Smith erhebt sich von seinem Platz. Er sieht aus, als wollte er in den Krieg ziehen. »Am besten, ich fahre zum Krankenhaus. Ist Jenny noch dort?«
    »Ich glaub schon«, murmelt Theresa. »Ich kann es nicht fassen. Jeder andere, aber doch nicht Kate!«
    »Verdammt noch mal!«, stößt Bill Sims hervor, ein einheimischer Geologe. »Das ist nicht fair!«
    »Stimmt, es ist nicht fair«, pflichtet Theresa ihm bei, als hätte Fairness irgendetwas damit zu tun, wer in jungen Jahren stirbt und wer mit fünfundneunzig. Dann aber wird mir bewusst, dass sie nicht ganz unrecht hat. Die Townsends habenvor ein paar Jahren ein Kind durch Lungenentzündung verloren, und ihre Ehe ist daran zerbrochen.
    Holden nimmt ein Handy aus seiner Manteltasche und wählt eine Nummer. Wahrscheinlich ruft er seine Frau an. Die anderen Mitglieder des Beirats sitzen schweigend da und denken sicherlich an ihre eigenen Kinder. Wie viele von ihnen wohl Gott danken für das Glück, heute Abend nicht Jenny Townsend zu sein?
    Ein Handy summt unter dem Tisch. Es gehört Drew Elliott. Er meldete sich mit: »Dr. Elliott?« Dann lauscht er eine Zeit lang, während alle Blicke auf ihn gerichtet sind. Plötzlich erstarrt er wie jemand, der die Nachricht von einer Familientragödie entgegennimmt. »Das ist richtig«, sagt er. »Ich bin der Hausarzt, aber der Fall gehört jetzt in die Zuständigkeit eines Leichenbeschauers. Ich komme vorbei und spreche mit der Familie. Zu Hause? In Ordnung. Danke.«
    Drew beendet das Gespräch und blickt in den Kreis erwartungsvoller Gesichter. Drew ist kreidebleich. »Es ist kein Irrtum«, sagt er. »Kate war bereits tot, als sie in der Notfallambulanz eingeliefert wurde. Jenny Townsend ist auf dem Weg nach Hause.« Drews Blick fällt auf mich. »Dein Vater fährt sie, Penn. Tom hatte gerade einen Patienten besucht, als Kate hereingebracht wurde. Ein paar Familienangehörige und Freunde fahren hin. Der Vater wurde bereits unterrichtet.«
    Kates Vater, ein britischer Staatsangehöriger, lebt seit fünf Jahren in England.
    »Ich vertage die Sitzung«, sagt Holden und sammelt die Werbeprospekte von Apple Computer ein. »Das kann bis zum nächsten Monat warten.«
    Als er zur Tür geht, ruft Jan Chancellor, die Schulleiterin: »Einen Augenblick noch, Holden. Es gibt da etwas, das nicht bis nächsten Monat warten kann!«
    Holden bemüht sich gar nicht erst, seine Verärgerung zu verbergen, als er sich umdreht. »Und das wäre?«
    »Der Zwischenfall mit Marko Bakic.«
    »Verdammt«, sagt Bill Sims. »Was hat der Junge denn jetzt schon wieder angestellt?«
    Marko Bakic ist ein kroatischer Austauschschüler, der

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