Blackmail: Thriller (German Edition)
das hat ihren Wunsch, den »Unglücklichen« zu helfen, bis auf das Ausstellen von Schecks ein für alle Mal kuriert.
Wenn Drew es ernst meint, dass ich mitkommen darf, dann fahre ich mit! Warum auch nicht? Ich würde gerne Honduras kennen lernen, und ich wäre unheimlich gerne irgendwo mit ihm, ohne Ellen und Timmy. Nur um zu sehen, wie wir zurechtkommen.
Am 18. August flogen Drew und Kate zusammen mit einem Team, das von einer einheimischen Kirche gesponsert wurde, nach Honduras.
21. August
Das ist eine Reise ins Unglaubliche! Ich habe nie zuvor Menschen gesehen, die so arm, krank und hilflos sind! Zugleich habe ich noch nie so viel Freundlichkeit, so leuchtende Augen und so reines Lachen gehört. Ich habe jetzt schon Hunderte von Fotos geschossen. Meine Bewunderung für Drew wächst mit jedem Tag, den ich ihm bei der Arbeit zusehen kann. Wir haben fünf weitere Ärzte bei uns, ein paar davon Spezialisten, doch irgendwie ist Drew der natürliche Anführer. Ich habe gesehen, wie die anderen Ärzte ihm bei der Arbeit voller Ehrfurcht zuschauen. Gestern hat er vier Tumore aus dem Halseines Minenarbeiters geschnitten. Zwei der anderen Ärzte haben ihn davor gewarnt. Sie meinten, der Patient müsse in ein Krankenhaus und unter Vollnarkose operiert werden. Drew entgegnete nur, der Mann würde beides niemals bekommen, und der Krebs würde ihm binnen Monatsfrist die Luft abdrücken. Die Operation fand unter einer Plane statt, auf einem langen Biertisch. Drew injizierte dem Mann Lidokain, sagte ihm, dass er stillhalten solle, und schnippelte ungefähr eine Stunde lang an ihm herum. Während der Operation musste er neues Lidokain injizieren, doch der Minenarbeiter lächelte nur und murmelte Drew aufmunterte Worte zu. Ich glaube, irgendwie wusste er, dass Drew seine einzige und letzte Hoffnung war. Ich weiß jetzt eines: Drew ist ein Mann, wie ich ihn will! Ein Mann, der bereit ist, ein Risiko einzugehen für das, was er für richtig hält. Der nicht vor Angst oder wegen irgendwelcher Gesetze und Vorschriften oder was weiß ich wie gelähmt ist. Ich will jemanden, der handelt. Als Drew unter dem improvisierten Zelt hervorkam, wartete ich, bis niemand in der Nähe war, dann sagte ich ihm, dass ich ihn wunderbar finde. Das war vielleicht ein wenig schmalzig, aber das ist mir egal. Jeder, der Augen hat zu sehen, hätte das Gleiche gesagt.
22. August
Heute habe ich Drew gefragt, ob er an Gott glaubt. Ich meine, wir sind hier schließlich auf einer Hilfsmission. Aber es kommt mir nicht so vor, als hätte er allzu viel mit Beten und Bibelstunden und dem ganzen Kram am Hut, über den die anderen sich jeden Abend unterhalten. Er hat geantwortet, dass er nicht an das konventionelle Konzept von Gott glaubt. Er sagte, die Vorstellung von einem Gott, der sich in menschliche Dinge mischt, der die Gläubigen belohnt und die Bösen bestraft, wäre bloßes Wunschdenken. Ich habe ihn nach dem Leben nach dem Tod gefragt, und er hat nur den Kopf geschüttelt. »Komm schon«, habe ich gefragt. »Was passiert, wenn man stirbt?«
Er hat mich angesehen, als wäre er tausend Jahre alt, unddann sagte er: »Wenn du stirbst, bist du tot.« Ich denke, er hat viele Menschen unter Schmerzen sterben sehen. »Also ist diese Welt alles, was wir haben?«, habe ich ihn gefragt. Er hat genickt und gesagt: »Zumindest alles, was wir als Individuen jemals kennen lernen.«
»Dann sollten wir alles tun, um glücklich zu sein«, habe ich gesagt (glaube ich). Er hat mich ganz traurig angesehen und gesagt, dass er glaubt, ich hätte recht. Und dann habe ich diesen kolossalen Schnitzer gemacht und ihn gefragt, ob er mit seiner Frau glücklich ist. Das wollte ich nicht, ganz bestimmt nicht! Ich wollte eigentlich fragen: »Bist du glücklich mit deinem Leben?«, aber es ist einfach so herausgekommen, und ich habe es stehen lassen. Er hat mich lange angeschaut, ohne ein Wort zu sagen, und dann hat er sich abgewandt. In diesem Augenblick war mir alles klar! Ich glaube, ich hab es von Anfang an gewusst. Er ist nicht glücklich, schon seit sehr langer Zeit nicht mehr. Und ich habe mir gewünscht, dass er glücklich ist, so fest gewünscht wie noch nie zuvor etwas in meinem Leben. Ich habe mich gefragt, was ihn glücklich machen könnte, und ob ich es vielleicht kann. Seit diesem Augenblick weiß ich, dass ich alles tun werde, was in meiner Macht steht, um den Schmerz und die Einsamkeit aus diesem Gesicht zu verbannen.
Kurze Zeit später kehrte die Hilfsmission
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