Blackmail: Thriller (German Edition)
langweilt mich zu Tode. Ich zähle die Tage bis zum Abschluss. Ich will endlich etwas tun, das wichtig ist. Jetzt erst recht.«
Ich stehe auf und ziehe sie auf die Beine; dann blicke ich ihr streng in die Augen. »Wer hat das lsd auf die Rave-Party gebracht?«
Sie verstummt und sieht mich aus großen Augen an.
»War es Marko?«
»Ich weiß es nicht. Nicht mit Sicherheit.«
»Würdest du es mir erzählen, wenn du es wüsstest?«
»Ich weiß nicht.«
»Was hindert dich daran? Loyalität gegenüber deinen Freunden? Gegenüber Marko? Oder hast du Angst vor Marko?«
Sie schließt die Augen und öffnet sie wieder. »Ich denk drüber nach, okay? Ich weiß es selbst nicht so genau.«
»Wie du meinst.«
»Ich fahre jetzt besser.«
Ich versuche ihr ein aufmunterndes Lächeln zu schenken und versage kläglich.
»Umarmst du mich noch einmal?«, bittet sie mich kleinlaut.
Vielleicht ist Drew genau auf diese Weise in seine Schwierigkeiten geraten …
»Schon gut, war nur so eine Idee«, sagt sie hastig, als ihreaufmerksamen Augen mein Zögern bemerken. Sie wendet sich ab und steigt die Stufen hinunter. Sie geht zu ihrem Wagen, ohne sich noch einmal umzudrehen.
»Sei vorsichtig, Mia!«, rufe ich ihr hinterher.
»Keine Sorge, ich kann auf mich aufpassen.« Sie knallt die Wagentür zu, lässt den Motor an und fährt davon. Ich bleibe auf den Stufen stehen und fühle mich wie ein komplettes Arschloch.
15
I n der Abgeschiedenheit meines Schlafzimmers im Erdgeschoss nehme ich einmal mehr das Tagebuch aus Kates Schuhkarton und setze mich damit ins Bett. Ich habe bereits erfolglos versucht, mir den Inhalt der drei Lexar-Flashkarten aus der Schachtel anzusehen. Jede der Karten ist durch ein Verschlüsselungsprogramm geschützt, das selbst für das Anschauen des Dateiverzeichnisses ein Passwort verlangt. Ich muss Drew morgen früh fragen, ob er Kates Passwörter zufällig kennt. Falls Kate intime Fotos auf den Karten gespeichert hat, wusste Drew vielleicht davon und konnte sich die Karten ausleihen, um sie gelegentlich selbst anzusehen. Falls nicht, muss ich wohl oder übel einen professionellen Hacker beauftragen, die Passwörter für mich zu knacken.
Nachdem ich meine Leselampe justiert habe, lese ich erneut die einleitenden Absätze von Kates Tagebuch, bevor ich mich den Einträgen zuwende. Ihre Worte klingen erwachsen für ihr Alter, wie ich es nicht anders von einer Schülerin erwarten würde, die nach Harvard geht. Doch es ist noch mehr dort, eine unverhohlene Aufrichtigkeit, die ich nicht erwartet hätte. Ich habe im Lauf der Jahre zahlreiche Manuskripte sowohl von publizierten als auch von nicht publizierten Schriftstellern gesehen, und ich habe eines daraus gelernt: Leute, dieunerschrocken aus ihrer Seele schreiben, besitzen die Fähigkeit, uns zu bewegen, wo die kunstfertigeren, polierteren Handwerker oft versagen.
Kates Tagebuch beginnt im Sommer des vergangenen Jahres. Mein Hunger, mehr über ihre letzten Monate in Erfahrung zu bringen, veranlasst mich, die Seiten zu überschlagen, während ich die ersten Einträge lese. Rasch entsteht in meinem Kopf das Bild eines rasch heranreifenden Mädchens, das sich vom gelangweilten Überflieger, der sich mit den sozialen Gegebenheiten der Highschool auseinandersetzt, zu einer engagierten jungen Frau entwickelt, die einen Dreck auf den üblichen Plan aller jungen Mädchen gibt, den Mann zu finden, den sie liebt. Bevor ich ihr Tagebuch zur Hälfte gelesen habe, spüre ich, dass ich viel tiefer um Kate Townsend trauere, als ich es je für möglich gehalten hätte.
Mir wird bewusst, dass ich in meiner Eile wichtige Informationen übersehen haben könnte, also blättere ich zurück und fange noch einmal von vorn an. Diesmal falte ich Knicke in die Ecken der Seiten, die mir repräsentativ erscheinen für den Verlauf ihrer Entwicklung im letzten Jahr oder die Informationen enthalten, die ich für hilfreich bei der Verteidigung von Drew halte.
3. Juni
Mia wurde heute zum Head Cheerleader gewählt. Ich wünschte, ich hätte nie kandidiert. Na ja, sie hat es verdient. Sie scheint in Wirklichkeit einen Dreck auf die dämlichen Spiele zu geben oder wenigstens auf das Cheering. Ich bin nicht sicher, warum ich es ausprobiert habe, außer, dass es von einem erwartet wird. Ich bin so eine Idiotin. Jetzt ist es zu spät, um damit aufzuhören. Verdammt, verdammt, verdammt!
18. Juni
Heute waren Steve und ich am See. Er war ziemlich niedergeschlagen. Er fragt mich immer wieder, was
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