Blackout
Sir. Morgen ist er wieder hier.«
»Ach ja, da fällt mir ein. Er hat ja gesagt, daß er frei hat am Tag meiner Ankunft.«
»Wollen Sie ihm eine Nachricht hinterlassen, Sir?«
»Teufel, nein. Ich bin ein alter Schulfreund von ihm. Tim und ich, wir kennen uns schon lange. Ich komme grade auf einer Geschäftsreise vorbei- ich verkaufe Werkzeugmaschinen, Becker-Maschinen, Sah Antonio, Texas - und wollte mal beim guten alten Tim reinschauen. Er hat mir auch seine Privatnummer gegeben, aber ich habe sie anscheinend verlegt. Können Sie sie mir geben?
»Bedaure, Sir, wir sind nicht befugt, private Informationen auszugeben.«
»Das ist schon klar. Aber wie gesagt, Tim und ich sind alte Freunde. Rufen Sie ihn doch einfach zu Hause an, und sagen Sie ihm, Jeff Saxon ist hier und möchte auf einen Sprung vorbeikommen, hat aber leider seine Adresse verschlampt.« Im Hintergrund klingelten mehrere Telefone. »Einen Moment, Sir.«
Als sie sich wieder meldete, fragte ich sie: »Haben Sie ihn schon angerufen, Ma’am?«
»Nein - ich - es ist hier momentan sehr viel Betrieb Mr….«
»Saxon. Jeff Saxon. Rufen Sie den guten alten Tim an, und sagen Sie, Jeff Saxon ist hier, um ihn zu besuchen, und ich garantiere Ihnen, er wird -«
»Also schön, ich gebe Ihnen die Nummer.« Sie rezitierte sieben Zahlen, wobei die zwei ersten andeuteten, daß er in einem der westlichen Vororte am Strand wohnen mußte. »Vielen Dank. Ich glaube, Tim hat mir mal gesagt, daß er in der Nähe vom Strand wohnt - ist das weit vom Flugplatz?«
»Mr. Kruger wohnt in Santa Monica. Es ist ungefähr zwanzig Minuten mit dem Wagen.«
»Hey, das ist ja prima - ich glaube, ich fahre einfach hin und überrasche ihn - da wird er aber Augen machen, wie?«
»Sir, ich muß jetzt-«
»Sie haben nicht zufällig seine Adresse? Ich sage Ihnen, das war ein Tag, mein Musterkoffer ist nicht angekommen, und morgen habe ich zwei Sitzungen. Ich glaube ja, ich habe mein Adreßbuch im anderen Koffer, aber nun bin ich mir nicht sicher, und-«
»Hier ist die Adresse, Sir.«
»Vielen Dank, Ma’am«, sagte ich, nachdem sie sie mir genannt hatte. »Sie waren sehr entgegenkommend. Und Sie haben eine interessante Stimme.«
»Danke, Sir.«
»Sind Sie heute abend frei?«
»Bedaure, Sir.«
»Man kann’s ja mal versuchen, nicht wahr?«
»Jawohl, Sir. Goodbye, Sir.«
Ich war schon gut fünf Minuten nach Norden gefahren, bevor ich das Summen hörte. Erst dann wurde mir klar, daß das Geräusch schon dagewesen war, seit ich die Tankstelle verlassen hatte. Im Rückspiegel sah ich ein Motorrad mehrere Längen hinter mir, das in der Entfernung hüpfte wie eine Fliege auf einer heißen Windschutzscheibe. Der Fahrer drehte am Gasgriff, und die Fliege wuchs wie in einem japanischen Horrorfilm.
Jetzt war er noch zwei Längen hinter mir und näherte sich. Als er mich erreicht hatte und direkt hinter mir war, konnte ich ihn näher betrachten: Jeans, Stiefel, schwarze Lederjacke, schwarzer Sturzhelm mit getöntem Sichtschutz, der keinen Blick auf sein Gesicht zuließ.
Er fuhr ein paar Blocks hinter mir drein. Ich wechselte die Fahrbahnen. Statt zu überholen, blieb er dahinter und ließ einen Ford voller Nonnen dazwischen einordnen. Eine halbe Meile nach der Lexington bogen die Nonnen ab. Ich riß das Lenkrad scharf herum und hielt vor einen Tacostand. Das Motorrad fuhr weiter. Ich wartete, bis es verschwunden war, sagte mir, daß ich wohl inzwischen an Verfolgungswahn zu leiden begann, und stieg aus dem Seville aus. Dann schaute ich mich nach dem Motorradfahrer um, sah ihn nicht, kaufte mir eine Cola, stieg wieder in den Wagen und fuhr hinaus auf den Boulevard.
Ich war auf der Temple nach Osten eingebogen und näherte mich dem Hollywood Freeway, als ich ihn wieder hörte. Also schaute ich in den Rückspiegel und verpaßte prompt die Einfahrt. Kurz entschlossen blieb ich auf der Temple und fuhr unter der Schnellstraße durch. Der Motorradfahrer heftete sich mir an die Fersen. Ich gab Gas und fuhr bei Rot über eine Kreuzung. Er hielt die Position hinter mir. In der nächsten Kreuzung gab es Fußgänger, also mußte ich anhalten. Ich beobachtete ihn durch das Seitenfenster. Er rollte auf mich zu, war noch etwas mehr als einen Meter entfernt, jetzt noch einen halben und näherte sich auf der Fahrerseite. Eine Hand verschwand in seiner Lederjacke. Eine junge Mutter karrte ein kleines Kind in einem offenen Wagen über die Straße und kam direkt vor meiner Stoßstange vorbei. Das
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