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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Macht gegen die Krämpfe, ohne Kraft. Mit Schmerzen, die mich umzubringen drohen. Gus telefoniert. Minuten später tauchen meine Freunde Stuart und Eddy auf, wie Bühnenfiguren, die in einem schrecklichen Stück auftreten… Die drei reden miteinander, schauen mich manchmal an, murmeln. Stuart kommt als erster auf mich zu. Er legt eine Hand auf meine Schulter. ›Wir wissen, daß es ein Unglücksfall war, Will‹, sagt er. ›Es war nicht deine Schuld.‹ Ich widerspreche ihm, aber die Worte bleiben mir in der Kehle stecken. Durch den Krampf kann ich kaum reden, und diese Schmerzen… Ich schüttle den Kopf. Stuart tröstet mich, sagt mir, alles wird gut werden. Sie werden sich um alles kümmern. Dann kehrt er zu Gus und Eddy zurück. Sie wickeln die Toten in eine Decke, sagen mir, ich soll die Wohnung nicht verlassen. Zuletzt entschließen sie sich, daß Stuart hier bleibt. Gus und Eddy verschwinden mit den Leichen. Stuart gibt mir Kaffee. Ich weine. Weine mich in den Schlaf. Später in der Nacht kommen sie wieder und erzählen mir die Geschichte, die ich bei der Polizei angeben soll. Sie proben es regelrecht mit mir, meine guten Freunde. Ich mache es gut, sagen sie mir. Darüber bin ich ein wenig erleichtert. Wenigstens etwas, das ich gut mache. Schauspielen… Mein erstes Publikum sind Polizeibeamte. Dann ein Beamter von der Küstenwache - ein Freund der Familie. Sie haben Lilahs Wagen gefunden. Ihr Körper ist aufgeschwemmt, ich brauche sie nicht zu identifizieren, wenn es mir zu schwer fällt. In den Händen hat sie Fetzen von der Kleidung meines Sohns. Sein Leichnam ist davongetrieben. Die Gezeitenströmung, erklärt der Beamte von der Küstenwache. Aber sie setzen die Suche nach ihm fort… Ich breche zusammen und bereite mich auf die nächste Vorstellung vor, auf die Kondolanten, die Presse…« Die Gezeiten, dachte ich. Die Küstenwache. Ich hatte es gewußt, da mußte etwas dran sein…
    »Einige Monate danach werde ich zum Studium der Medizin an einer Universität zugelassen«, sagte Towle. »Ich ziehe nach Los Angeles. Stuart kommt mit mir, obwohl wir beide wissen, daß er nie in der Lage sein wird, das Studium zu beenden. Eddy geht ebenfalls nach Los Angeles, um dort Jura zu studieren. Die drei Staatsoberhäupter sind wieder vereinigt - so hat man uns in Jedson genannt. Die drei Staatsoberhäupter. Wir beginnen ein neues Leben, und keiner erwähnt, was die anderen für mich getan haben. Keiner erwähnt diese schreckliche Nacht. Dafür bekennen sie sich offener zu ihren sexuellen Perversionen, lassen unanständige Photos liegen, daß ich sie sehen kann, denken nicht mehr daran, irgend etwas geheimzuhalten. Sie wissen, daß ich nichts dagegen sagen könnte, selbst wenn ich sie mit Zehnjährigen im Bett finden würde. Von nun an verbindet uns eine verderbte, gegenseitige Abhängigkeit. Gus ist verschwunden. Jahre später, als ich längst Doktor bin und auf dem’ Weg, prominent zu werden, taucht er in meiner Praxis auf, nachdem alle Patienten gegangen sind. Noch fetter als damals, und kein Hausmeister mehr. Jetzt, so scherzt er, sei er ein Mann Gottes. Er zeigt mir das Diplom seiner Göttlichkeit, das er sich per Postbestellung besorgt hat. Und er bittet mich um ein paar Gefälligkeiten. Ein paar alte Schulden eintreiben, so nennt er es. Ich habe ihn an diesem Abend bezahlt und ich bezahle ihn seitdem unaufhörlich, in der einen oder anderen Weise.«
    »Jetzt ist die Zeit gekommen, die Zahlungen an ihn einzustellen«, sagte ich. »Wir dürfen ihm nicht auch noch Sarah Quinn opfern.«
    »Das Kind ist verloren, wie die Dinge stehen. Ich habe Gus gedrängt, es noch eine Weile aufzuschieben. Sagte ihm, es sei alles andere als wahrscheinlich, daß sie irgend etwas gehört oder gesehen hat. Aber er läßt sich wohl kaum noch länger aufhalten. Was bedeutet für einen Mann wie ihn ein Menschenleben mehr oder weniger?« Er ließ eine Pause entstehen. Dann fragte er: »Könnte sie ihm wirklich gefährlich werden?«
    »Eigentlich nicht. Sie hat am Fenster gesessen und Schatten von Männern gesehen. Wobei sie in einem ihren Vater erkannte - sie besaß immerhin sein Photo, wenn sie ihn auch nie bewußt gesehen hatte. An dem Tag, als ich sie hypnotisierte, gleich nach der Sitzung, sprach sie spontan von ihm. Sie zeigte mir sein Photo und ein Amulett, das er ihr gegeben hatte. Als sie dann diese Alpträume hatte, hätte ich es eigentlich ahnen müssen. Ich dachte mir, daß die Hypnose etwas in ihr wachgerufen haben

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