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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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ihm sprechen wollte, und sagte ihm, daß wir die Sache auch gleich am Telefon regeln könnten.
    »Ausgeschlossen«, sagte er. »Ich habe meine Praxis voller Kinder.« Seine Stimme war beruhigend und glatt, genau die Stimme, wie sie Eltern um zwei Uhr morgens hören wollten, wenn das Baby blau wurde.
    »Wann kann ich Sie am besten anrufen?«
    Er gab keine Antwort. Ich hörte ein Rascheln im Hintergrund, dann gedämpfte Stimmen. Gleich danach war er wieder am Telefon.
    »Können Sie um halb fünf vorbeikommen? Um die Zeit ist es bei mir etwas ruhiger.«
    »Ich richte mich ganz nach Ihnen, Doktor.«
    »Vielen Dank.« Und er hatte aufgelegt.
    Ich verließ die Telefonzelle. Milo nahm gerade die Tankpistole aus dem Füllstutzen des Cadillacs und hielt sie dabei auf Armeslänge von sich, um kein Benzin auf die Hose zu bekommen.
    Ich setzte mich wieder hinters Lenkrad und streckte den Kopf zum Fenster hinaus.
    »Machen Sie mir noch die Windschutzscheibe sauber, mein Junge.«
    Er schnitt eine Grimasse- was bei ihm keine große Mühe bedeutete - und zeigte mir den Mittelfinger. Dann machte er sich mit Papierhandtüchern an die Arbeit. Es war zwanzig nach drei, und wir waren keine Viertelstunde von Towles Praxis entfernt. Also mußten wir über eine Stunde totschlagen. Keiner von uns beiden war in der Stimmung nach erstklassigem Essen, also fuhren wir zurück nach West Los Angeles und gingen ins ›Angela’s‹.
    Milo bestellte etwas, das ›San Francisco Deluxe Omelette‹ hieß. Es entpuppte sich als gelblicher Schauderfraß mit Spinat, Tomaten, gehacktem Rindfleisch, Zwiebeln, Chilipfeffer und marinierten Auberginen. Er schaufelte es genußvoll in sich hinein, während ich mich mit einem Steak-Sandwich und einer Dose Bier zufrieden gab. Zwischen den einzelnen Happen berichtete er mir über den Mordfall Handler. »Wirklich, eine rätselhafte Geschichte, Alex. Da sind alle Anzeichen für einen psychotischen Lustmörder- beide im Schlafzimmer gefesselt wie Tiere, fertig zum Tranchieren. Und jeder mit mindestens fünf Stichen malträtiert. Das Mädchen sah aus, als ob sie Jack the Ripper zum Opfer gefallen wäre, mit ihrem -«
    »Bitte, erspar es mir.« Ich deutete auf meinen Teller. »Entschuldige. Ich vergesse es immer wieder, wenn ich mit Zivilisten rede. Man gewöhnt sich daran, wenn man erst ein paar Jahre damit zu tun hat. Man kann deshalb nicht aufhören zu leben, also ißt und trinkt und furzt man ruhig weiter.« Er wischte sich das Gesicht mit der Serviette ab und trank einen langen Zug von seinem Bier. »Jedenfalls, es gibt kein Anzeichen für einen Einbruch oder so. Die Wohnungstür muß offen gewesen sein. Normalerweise wäre das sehr sonderbar. Aber in diesem Fall, wo das Opfer Psychiater war, muß man davon ausgehen, daß er den Täter kannte und ihn eingelassen hat.«
    »Glaubst du, daß es einer von seinen Patienten war?«
    »Es wäre eine gute Möglichkeit. Man weiß schließlich, daß Psychiater mit Verrückten zu tun haben.«
    »Es würde mich sehr wundern, wenn es so wäre, Milo. Ich wette zehn zu eins, daß Handler eine für diese Gegend typische Praxis hatte: Frauen in mittleren Jahren mit eingebildeten oder echten Depressionen, desillusionierte Wirtschaftsbosse und zur Vervollständigung der Mischung ein paar nette Heranwachsende mit Identitätskrisen.«
    »Vernehme ich da einen zynischen Unterton?« Ich zuckte mit den Schultern. »So ist es doch in den meisten Fällen. Freundschaftsdienste zu hohen Preisen - nicht, daß es das nicht wert wäre, das will ich damit nicht gesagt haben. Aber wir- die Psychiater und Psychologen - sehen nur sehr selten wirklich Geisteskranke in unseren Praxen. Die wirklich Irren, die total Gestörten, sind längst in den Krankenhäusern und Sanatorien.«
    »Handler hat in einem Krankenhaus gearbeitet, bevor er seine eigene Praxis eröffnete. In Encino Oaks.«
    »Vielleicht kannst du da etwas ausgraben«, sagte ich skeptisch. Ich war es leid, immer nur zu widersprechen und ihn zu entmutigen, also verriet ich ihm nicht, daß Encino ein Sanatorium für die suizidbedrohten Sprößlinge reicher Leute war. Dort gab es so gut wie keine sexuellen Psychopathen. Er schob den leergegessenen Teller weg und winkte der Kellnerin.
    »Bettijean, ein schönes großes Stück Apfelkuchen, bitte.«
    »A la mode, Milo?«
    Er schlug sich auf den Bauch und überlegte. »Ach, zum Teufel, warum nicht? Vanille.«
    »Und Sie, Sir?«
    »Nur Kaffee, bitte.«
    Als sie gegangen war, fuhr er fort laut zu

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