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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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denken, statt mit mir zu reden.
    »Jedenfalls sieht es so aus, als ob dieser Doktor Handler zwischen Mitternacht und ein Uhr morgens jemanden in seine Wohnung gelassen hätte und zum Dank dafür aufgeschlitzt worden wäre.«
    »Und die Gutierrez?«
    »Die übliche, unschuldige Außenseiterin. Zur falschen Zeit am falschen Ort.«
    »War sie Handlers Freundin? Er nickte.
    »Seit ungefähr sechs Monaten. Nach dem wenigen, was wir wissen, sieht es so aus, als ob sie erst seine Patientin gewesen und dann von der Couch ins Bett gehüpft wäre.« Eine keineswegs ungewöhnliche Sache.
    »Ironie des Schicksals: Sie ist noch schlimmer zerhackt worden als er. Handler hat man die Kehle aufgeschlitzt; er ist wahrscheinlich sehr schnell tot gewesen. Er hatte noch ein paar Löcher im Leib, aber die waren nicht tödlich. Bei ihr dagegen scheint sich der Killer Zeit genommen zu haben. Das ergibt vor allem dann einen Sinn, wenn es sich um einen Sexualtäter handelt.«
    Ich fühlte, wie mein Verdauungsprozeß angehalten wurde. Also wechselte ich das Thema. »Wer ist deine neue Liebe?«
    Der Apfelkuchen kam. Milo grinste die Kellnerin an und ging dann auf den Kuchen los. Ich stellte fest, daß die Füllung tatsächlich grün war, ein helles, fast leuchtendes Grün. Jemand in der Küche arbeitete offenbar mit Speisefarben. Ich schauderte bei der Vorstellung, was dieser Koch mit einem Gericht tun würde, das seine Farbenkünste wirklich herausforderte, zum Beispiel mit einer Pizza. Die würde dann vermutlich aussehen wie die Palette eines wahnsinnigen Malers. »Ein Arzt. Ein netter jüdischer Arzt.« Er verdrehte die Augen zum Himmel. »Der Traum einer jeden Mutter.«
    »Und was ist mit Larry geworden?«
    »Der ist abgehauen und sucht sein Glück in San Francisco.« Larry war ein schwarzer Inspizient gewesen, mit dem Milo zwei Jahre lang eine einmal funktionierende, dann wieder scheiternde und erneut gekittete Freundschaft gepflegt hatte. Im letzten halben Jahr war die Freundschaft zu verbissen platonischer Kameradschaft degeneriert. »Der hängt jetzt ganz drin in einer Sendereihe, die von einer anonymen Firma produziert wird. Eine heiße Sache für den Schulfunk, etwa unter dem Motto: ›Unser landwirtschaftliches Erbe; erste Folge: Dein Freund, der Pflug.‹ Wirklich, eine heiße Sache.«
    »Du gemeiner Hund.«
    »Nein, da tust du mir unrecht. Ich wünsche, daß es ihm gutgeht. Hinter seinem neurotischen Äußeren steckt echtes Talent.«
    »Und wie hast du den Doktor kennengelernt?«
    »Er arbeitet bei der Notaufnahme im Cedars. Ein Chirurg, ausgerechnet. Ich hab’ eine Rauferei untersucht, aus der Totschlag geworden war, er kommandierte die Katheter, und unsere Blicke trafen sich. Der Rest ist Geschichte.« Ich lachte so heftig, daß ich Kaffee in die Nase bekam. »Er ist seit zwei Jahren ganz offen schwul. Heirat als Student, furchtbare Scheidung, Exkommunikation durch die Familie. Der ganze Apparat. Phantastischer Kerl, du mußt ihn unbedingt kennenlernen.«
    »Sehr gern.«
    »Laß mir ein paar Tage Zeit, um mich durch Morton Handlers Lebensgeschichte zu beißen, dann treffen wir uns mal zu viert.«
    »Abgemacht.«
    Es war fünf vor vier. Ich ließ die Polizei von Los Angeles für meinen Lunch bezahlen. In der besten Tradition der Polizeibeamten auf der ganzen Welt ließ Milo ein riesiges Trinkgeld zurück. Beim Hinausgehen gab er Bettijean einen herzhaften Klaps auf den Hintern, und ihr Lachen folgte uns bis auf die Straße.
    Der Santa Monica Boulevard begann am Verkehr zu ersticken, und die Luft war auch schon umgekippt. Ich schloß die Fenster des Seville und schaltete die Klimaanlage ein. Dann steckte ich ein Band mit Joe Pass und Stephanie Grapelli in den Rekorder. Die Klänge von ›Only a Paper Moon‹ ( im heißen Stil der Vierziger erfüllten das Wageninnere. Die Musik tat mir gut. Milo nickte ein und schnarchte dabei heftig. Ich steuerte den Seville in den Fahrzeugstrom auf dem Boulevard und fuhr zurück nach Brentwood.

4
    Towles Praxis war in einer Seitenstraße des San Vicente Boulevards, nicht weit vom Brentwood Country-Markt entfernt, in einer der wenigen Gegenden, wo Filmstars noch zum Einkaufen gehen konnten, ohne belästigt zu werden. Sie befand sich in einem Gebäude, das in den fünfziger Jahren gebaut worden sein mußte, als hellbeigefarbene Ziegel, niedrige Dächer und Glasziegeleinsätze in den Mauern en vogue waren. Üppige Anpflanzungen von Spargelkraut und kletternden Bougainvilleen taten einiges dazu, um

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