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Blackout (German Edition)

Blackout (German Edition)

Titel: Blackout (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Gabathuler
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sicher, dass ich kein Bahnticket gekauft habe. Carla und ich haben nie über Berlin gesprochen. Es stimmt, ich habe Drogen genommen. Manchmal so viel, dass mir nachher die Erinnerung fehlte. Aber ich nehme keine mehr. Ich habe bei den Eggers eine Chance bekommen und ich wollte sie wirklich nutzen. Ehrlich. Carla hat mir dabei geholfen. Warum sollte ich also so was tun? Warum?« Er sagte es mehr zu sich selbst als zu Caduff. Als müsste er sich überzeugen und nicht den Bullen.
    »Dass du keine Drogen mehr nimmst, hast du mir schon einmal gesagt. Ist schwer zu glauben, wenn man deine Akte kennt. Kannst du mir das genauer erklären?«
    Die Tür zu Caduffs Büro ging auf.
    »Hallo, Joe. Kannst du mir sagen, wo ich Bucher finde?«
    »Der ist heute in St. Gallen«, antwortete Caduff.
    Als sich die Tür wieder schloss, schien er seine Frage vergessen zu haben.
    »Vielleicht wolltet ihr einfach einmal ordentlich auf den Putz hauen? Etwas erleben?« Er schaute Nick aufmerksam an.
    »Nein, so war es nicht. Ich versuche gerade, mein Leben auf die Reihe zu kriegen. Da zieh ich doch nicht so was durch.«
    »Das gilt für dich. Deine Cousine hat Ferien, sie ist behütet aufgewachsen. Kann ja sein, dass sie mal etwas Besonderes erleben wollte. Und du warst genau der Richtige dafür.«
    Nick schüttelte den Kopf. »Sie kennen Carla nicht. Dashat sie nicht nötig. Wenn sie nach Berlin wollte, würde sie das einfach sagen und dann hinfahren.«
    Caduff schaute ihn neugierig an. »Dann frage ich dich noch mal. Wie erklärst du dir die ganze Geschichte?«
    »Kann ich nicht. Es ergibt keinen Sinn. Es passt einfach nichts zusammen.«
    Nick vergrub den Kopf in seinen Händen. Lange würde er das nicht mehr aushalten.
    »Vielleicht ist ihr was zugestoßen«, sprach er seine Befürchtungen aus.
    »Was könnte das sein?«, fragte Caduff ruhig.
    »Das weiß ich doch nicht!«
    »Und das soll ich dir glauben?«
    Der Typ bohrte in Nicks Verzweiflung wie ein Zahnarzt in einem kranken Zahn.
    »Glauben Sie doch, was Sie wollen.« Trotzig verschränkte Nick seine Arme.
    »Du kannst gehen«, sagte Caduff.
    »Was?«, flüsterte Nick
    »Du kannst gehen.«
    Vor dem Polizeigebäude kam Finn auf ihn zu, packte ihn und drückte ihn gegen die Wand.
    »Du verdammter Mistkerl! Was hast du mit Carla gemacht?«
    Nick wartete darauf, dass Finn zuschlagen würde, und als ihn der erste Schlag traf, war er froh um diesen körperlichen Schmerz, der seinen anderen Schmerz für einen kurzen Moment verdrängte. Immer wieder schlug Finn zu, bei jedem Schlag rief er: »Wo ist sie?«
    Ein Polizist, der aus dem Gebäude kam, trennte die beiden.Schwer atmend lehnte sich Nick an die Mauer. Aus seiner Nase floss Blut. Er wischte es mit dem Ärmel weg. Seine Wangen brannten.
    »Ich weiß nicht, wo Carla ist.«
    »Das glaubst du doch selbst nicht!«
    »Doch. Ich würde ihr niemals so was antun.«
    »Mann, du warst voll zugedröhnt! Du hast doch keine Ahnung, was du in deinem verfluchten Drogenrausch alles getan hast.«
    »Ich hätte Carla niemals in eine Drogensache reingezogen.«
    Finn zögerte. Nick schaute in sein blasses Gesicht, sah die dunklen Ringe unter den Augen, die Angst hinter der Wut.
    »Verdammt noch mal, glaub mir!«, bat Nick.
    »Wie denn? Sag mir endlich, was du mit ihr gemacht hast! Sag’s mir! Ist sie tot?«
    Feindselig starrte Finn ihn an, doch der Polizist, der sie getrennt hatte, stand in der Nähe und beobachtete sie.
    »Wir haben dich bei uns aufgenommen! Mam, Paps und Carla haben dir vertraut. Ich nicht. Nicht einen Moment lang. Ich hatte recht. Aber nicht einmal ich hätte dir so was zugetraut.« Finn schüttelte angewidert den Kopf und ließ Nick stehen.
    »Geht es dir nicht gut?«
    Nick schaute auf. Vor ihm stand eine ältere Dame in einem braunen Wollmantel. Sie öffnete ihre Handtasche und wühlte darin herum.
    »Hier. Du hast Blut im Gesicht.« Sie hielt ihm ein Taschentuch hin. »Brauchst du einen Arzt?«
    »Nein, schon gut«, murmelte er. Er ließ die Frau stehen und lief los, ohne zurückzuschauen, die Bahnhofstraße hoch, weg von der Frau, weg von der Polizeistation, weg vom Bahnsteig, an dem Carla nicht auftauchen würde. Bei der Abzweigung zu Susannas Laden blieb er lange stehen. Er wollte zu ihr gehen und ihr alles erklären. Nur, was gab es zu erklären? Er wusste ja nicht einmal, was geschehen war.
    Sein Blick fiel auf zwei Typen neben einer Telefonzelle. Dealer. Die Sorte erkannte er von Weitem. In diesem Kaff war es überhaupt kein

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