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Blackout (German Edition)

Blackout (German Edition)

Titel: Blackout (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Gabathuler
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tauchte sie in einer anderen Ecke seines Kopfes wieder auf. Verärgert. Ihre Lippenbewegten sich, doch er konnte sie nicht hören. Sie versuchte, ihm etwas zu sagen. In ihrem Zimmer herrschte ein Durcheinander. Papier. Viel Papier. Sie redete tonlos auf ihn ein. Er sah, wie er ihr den Rücken zukehrte. Und dann hörte er sie. Nick, da stimmt etwas nicht. Da war noch mehr gewesen! Er versuchte, sich zu erinnern. Kann es sein, dass dein Vater krumme Dinger dreht?
    Als er die Augen öffnete, sah er, dass es draußen hell wurde. Mit dem Licht kam auch Klarheit in seinen Kopf. Er musste Kristen suchen. Sie konnte ihm helfen. Carla hatte mit ihr am selben Projekt gearbeitet. Das Projekt. Dieses verdammte Projekt. Deswegen hatte er sich mit Carla gestritten. Deswegen war plötzlich Kristen wieder in seinem Leben aufgetaucht. Und deswegen war Carla jetzt vielleicht verschwunden.

11
    C arla hatte sein Zimmer weniger schwungvoll als sonst betreten. Sie setzte sich auch nicht hin, sondern blieb bei der Tür stehen.
    »Ich habe heute mein Praktikum in der Firma deines Vaters begonnen.«
    Nick kniff die Augen zusammen. Natürlich. Sie besuchte das Wirtschaftsgymnasium und vor den Herbstferien führte die Schule ein praxisorientiertes Projekt durch. Alle Schüler mussten sich einen Platz in einer Firma suchen. Carla hatte seinen Vater gefragt.
    »Hab ich ganz vergessen«, murmelte er.
    »Verdrängt wäre wohl das passendere Wort.«
    Manchmal war ihr scharfer Verstand anstrengend.
    »Wenn du es sagst«, wehrte er ab. Er wollte nicht über seinen Vater sprechen.
    »Mir gefällt’s«, fuhr sie fort. »Auf den ersten Blick ist dein Vater gar nicht so übel.«
    »Er ist ein Arschloch«, sagte er.
    »Ich mag ihn eigentlich recht gerne«, antwortete sie ruhig. »Er hat sich Zeit für uns genommen. Hat uns begrüßtund durch seine Firma geführt. Er war nett, geduldig, witzig und supergut auf uns vorbereitet.«
    »Uns?«
    »Ja, wir sind zu zweit.«
    »Und die andere sieht genauso gut aus wie du«, sagte er höhnisch.
    »Was hat das denn damit zu tun?«
    »Na ja, er steht auf junges, gut aussehendes Gemüse.«
    »Hör auf!« Carla trat einen Schritt auf ihn zu. Ihre Augen blitzten. »Kann man deinen Vater nicht mal erwähnen, ohne dass du ausfallend wirst? Das ist kindisch, Nick, absolut kindisch!«
    Das saß. Trotzdem konnte er nicht aufhören.
    »Er hat dich eingeseift mit seinem Charme, genau wie alle anderen!«
    »Es reicht!« Sie drehte sich um und wollte das Zimmer verlassen.
    Er hielt sie am Arm zurück. »Du hast ja keine Ahnung.«
    »Aha. Und du schon!«
    »Ja, verdammt. Ich bin bei ihm aufgewachsen.«
    Sie schwieg. Er ließ ihren Arm los. »Bestimmt hat er dich gefragt, was ich schon alles verbockt habe.«
    »Nein, hat er nicht.« Sie rieb sich den Arm, dort, wo er sie festgehalten hatte.
    »Auf jeden Fall hat er keine Grüße an mich ausrichten lassen, oder?«, fragte er zynisch.
    »Und wenn schon. Es ist dir doch sowieso egal.«
    Eine unangenehme Stille machte sich in seinem Zimmer breit. Carla schaute ihn an und wartete darauf, dass er etwas sagte. Er tat ihr den Gefallen nicht. Sie öffnete die Tür, zögerte einen Moment und schloss sie wieder.
    »Komm schon, lass uns darüber reden statt uns anzuschreien«, meinte sie.
    »Nein. Hat keinen Sinn.«
    »Doch. Ich bin nämlich eine ganze Zeit lang dort. Und ich habe keine Lust, jeden Tag trotzig von dir angeschwiegen zu werden. Oder mit dir zu streiten.«
    »Dann hör auf, mir zu erzählen, was für ein super Typ mein Vater ist.«
    »Ach, und damit ist für dich das Problem gelöst?«
    »Nein. Ich … Vergiss es.« Er setzte sich auf das Bett, starrte auf seine Füße und wartete darauf, dass sie ihn allein ließ. Sie blieb. Stand ruhig neben der Tür und beobachtete ihn. Was wollte sie? Dass er ihr sagte, es tue ihm leid? Ja, tat es. Er hatte sie am Arm gepackt und ihr wehgetan. Alles wegen seines Vaters. Wenn sie sich nur einen anderen Praktikumsplatz gesucht hätte! Sie setzte sich neben ihn, winkelte die Knie an und schlang ihre Arme darum.
    »Also …«, begann sie, »ich mache da dieses Praktikum.«
    »Und, gefällt es dir?«, fragte Nick, der erkannte, dass dies eine Chance war, sein Verhalten von vorhin wiedergutzumachen.
    »Ja. Es gefällt mir wirklich. Endlich einmal keine langweiligen Schulstunden! Raus aus dem Klassenzimmer. In die richtige Arbeitswelt. Das ist so was von spannend.«
    »Es hätte ja nicht gleich die Firma meines Vaters sein müssen.«
    »Nein,

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