Blackout - Kein Entrinnen
sie ausfragen konnten, lieber als Leichen, die sie begraben mussten.
Wir hatten Glück. Der Mann an der Spitze ihrer durchlöcherten Kampffront bedeutete den anderen mit Gesten das Feuer einzustellen. Er hob die Hand und zeigte dann auf den Boden. Wir sollten unsere Waffen ablegen. Wir knieten nieder, um der Aufforderung nachzukommen. Das hätte das Ende bedeutet, wäre da nicht ein entscheidendes Detail gewesen:
Die Füchsin hatte nicht auf die Köpfe gezielt.
Ich hatte die Hand noch immer am geborgten Revolver, als der erste der niedergeschossenen Wachleute sich mühsam aufrichtete und nach dem lebenden Kollegen neben ihm grapschte. Sein Opfer schrie und schoss wild in die Luft. Sein Commander befahl ihm, das Feuer einzustellen, aber es war zu spät. Die Panik griff bereits um sich. Wenn sich vier Männer plötzlich von neun potenziellen Zombies umgeben sehen, sind sie nicht mehr bereit, auf Befehle zu hören.
Ich hob meine Pistole auf und sprintete zum Wagen im Vertrauen darauf, dass die anderen mir folgen würden. Dabei betete ich im Stillen, dass die Zombies mit der Beute vor ihrer Nase so beschäftigt waren, dass wir entkommen konnten.
Im Wagen waren keine Einschüsse. Immerhin. Becks und ich erreichten ihn zuerst und duckten uns in seinen Schatten. Während Becks schoss, befasste ich mich mit der Tür. Nie war mir ein Bluttest so langwierig vorgekommen. Mahir kam bei uns an, als ich noch darauf wartete, dass die Tür sich rührte. Also waren nur noch Shaun und Maggie in der Schusslinie – und Maggie lag noch immer auf dem Boden und regte sich nicht.
»Ach du Scheiße«, keuchte ich. Die Tür entriegelte sich, ich riss sie auf und scheuchte die anderen mit rudernden Armen hinein. Mahir kletterte sofort über den Fahrersitz nach hinten und umging somit den Bluttest.
Becks schüttelte den Kopf, kramte ihre Schlüssel aus der Tasche und warf sie mir zu. »Ich gebe dir Deckung! Jetzt beeil dich!«
»Bin schon dabei.« Ich zog die Tür zu, schob den Schlüssel in die Zündung, ließ den Motor an und trat so fest aufs Gas, dass es Mahir nach hinten riss. Becks wartete, bis sie freie Bahn hatte, und feuerte dann gleichermaßen auf lebende und tote Wachleute.
Autofahren war noch so etwas, woran sich meine Muskeln nicht mehr erinnerten, auch wenn mein Kopf wusste, was zu tun war. Ich schaffte es gerade noch, den Wagen vor Shaun und Maggie zum Stehen zu bringen, und die Reifen gruben sich tief in den Rasen. Mahir öffnete die Seitentür und hechtete hinaus. Gemeinsam mit Shaun hievten sie Maggie in den Wagen. Das Vorderteil ihrer Bluse war blutig.
»Atmet sie noch?«, fragte Mahir.
»Ja«, sagte Shaun. »Verbandskasten, sofort!« Er knallte die Tür zu. »George, sammle Becks ein.«
Becks war hinter einer halb umgestürzten Kiefer in Deckung gegangen, die in gefährlicher Schräglage über einem Teil des Hofs hing. Sie nahm die beiden noch stehenden Wachen unter Beschuss, doch deren Aufmerksamkeit galt mehr ihren ehemals toten Kameraden, die noch immer versuchten, sie umzubringen. Ich hielt neben ihr an, sie packte den Türgriff der Beifahrerseite und wartete ungeduldig auf die Entriegelung.
»Oh Gott, so viel Blut«, stöhnte Mahir. Ich wagte keinen Blick nach hinten, denn ich musste mich darauf konzentrieren, uns lebend hier herauszubringen.
Die Tür ging auf, und Becks stieg ein. Ich blickte zum Haus zurück und sah die Füchsin vom Fenster aus kraftlos winken. Blut lief ihr übers Gesicht. In einer Hand hielt sie etwas, was wie eine Fernbedienung aussah. Als Becks es sah, weiteten sich vor Schreck ihre Augen.
»Scheiße, Mann«, keuchte sie. »Fahr, Georgia!«
Ich drückte aufs Gas.
Wir waren die Einfahrt ganz hochgefahren, als das Haus in die Luft flog.
Die Ausläufer der Explosion erreichten uns, eine heiße Druckwelle brachte den Wagen ins Schleudern. Zwar war die Karosserie des Wagens so konstruiert, dass ihn nichts so leicht umwarf. Trotzdem hatte ich Mühe, die Kontrolle über das Lenkrad zu behalten. Auf dem Rücksitz schrie Maggie auf. Das flößte mir beinahe Zuversicht ein. Wenn sie in der Lage war, so zu schreien, dann war die Lunge nicht getroffen, und wenn zwei Irwins sie medizinisch versorgten, würde sie vielleicht lange genug durchhalten, um uns …
Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie ich fahren musste, und außer mir konnte niemand das Steuer übernehmen. »Wo soll ich denn hinfahren?«, fragte ich.
»Bring uns zum Agora zurück!«, rief Shaun. »Sag dem Navi einfach, es soll
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