Blackout - Kein Entrinnen
darauf erklangen aus dem Gang Schüsse, gefolgt vom Geräusch einer zufallenden Tür. Jemand, der tatsächlich eine Waffe hatte, musste sie kurz geöffnet und ein paar Schüsse auf unsere Angreifer abgegeben haben. »Ich denke, dass alle ganz viele Waffen haben sollten!«, kam die ausgelassene, leicht durchgeknallte Stimme der kleinen Rothaarigen. »Monkey, dürfen wir? Dürfen wir bitte allen Waffen geben?«
»Ja, Monkey, bitte?«, fragte Shaun. Er trat zurück, sodass ich ihn wieder sehen konnte. Allerdings gesellte er sich nicht zu uns, sondern nahm nur Abstand zu der Tür, die in die Garage führte. »Wir versprechen, dass wir nicht mehr von eurem Kram beschädigen werden als unbedingt notwendig.«
»So faszinierend diplomatische Verhandlungen auch sind, während eines Feuergefechts ist definitiv nicht der richtige Zeitpunkt dafür.« Mahir klang panisch, anscheinend nahm er als Einziger die Sache ernst.
Shaun sah ihn erstaunt an. »Hey, Junge, komm runter! Solange sie nicht durch die Tür ballern, kann uns nichts passieren.«
»Dann kann uns die nächsten neunzig Sekunden lang nichts passieren«, sagte der Monkey. »Foxy, gib ihnen die Waffen.«
»Juchhu!« Die Rothaarige lief in die andere Ecke des Wohnzimmers und öffnete einen Schrank, in dem ich Mäntel vermutet hätte. Doch er enthielt genug Waffen, um eine mehrköpfige Journalistentruppe auszurüsten. Shaun pfiff durch die Zähne.
»Okay, ich bin verliebt«, sagte er.
»Du treulose Tomate.« Ich ging auf den geöffneten Schrank zu, die anderen folgten mir. Die Szene kam mir ein bisschen surreal vor. Wir saßen in einer heruntergekommenen Wohnung in der Falle, während sich eine kleine Armee zu uns durchschießen wollte. Die Tatsache, dass ihnen das noch nicht gelungen war, verriet mir, dass sich unter der abgeblätterten Farbe eine gute Panzerung verbarg. Die Leute, die hier lebten, waren besorgt, verfielen aber nicht in Panik. Das machte die Sache ein wenig zu leicht, um sie so lässig anzugehen, als könnte uns nichts passieren.
Uns konnte etwas passieren. Ich war immerhin schon einmal gestorben. Ein solches Erlebnis lehrt einen, dass niemand unverwundbar ist.
»Hier!« Die Füchsin reichte mir einen Revolver und hielt Shaun ein halb automatisches Handgewehr hin. Sie verteilte weiter Waffen und grinste dabei wie ein Kind an Weihnachten. »Wir werden sie richtig geil abknallen, deshalb müsst ihr alle drauf achten, dass ihr gut ausseht!«
Shaun und ich sahen uns an, und sein Blick sagte mir, dass er genauso wenig wie ich verstand, was bei ihr abging. Aber irgendwie machte es das auch nicht besser.
Der Monkey und die Katze eilten ebenfalls zum Schrank und griffen zu den Waffen. Dabei starrte uns die Katze die ganze Zeit über finster an, als wäre das alles unsere Schuld.
»Also, wir machen jetzt Folgendes.« Plötzlich war die Füchsin ganz ruhig, als hätte das Auftauchen eines Trupps, der das Haus unter Beschuss nahm, ihre vernünftige Seite zutage gefördert. »Wir gehen durch die Hintertür hinaus. Wir gehen ums Haus rum und feuern von der Seite auf die Ärsche, bis sich nichts mehr bewegt. Noch Fragen? Nein? Gut. Dann kommt mit.«
»Ich weiß nicht, was schlimmer ist«, murmelte Shaun. »Dass wir mit der Wahnsinnigen gehen, oder dass sie dabei so verdammt glücklich klingt.«
»Ich denke eher, es ist die Tatsache, dass wir sowieso keine andere Wahl haben«, sagte Becks. »Maggie, du bleibst in der Mitte.«
»Ja«, sagte Maggie und reihte sich hinter Becks und Shaun und vor mir und Mahir ein. Wir folgten der Füchsin, während die Katze und der Monkey den Schluss bildeten. Ich hatte den Eindruck, dass wir als menschliche Schutzschilde herhalten sollten. Nicht dass es mich störte. Dort draußen waren Typen mit Schießeisen, und solange die Katze und der Monkey uns nicht in den Rücken schossen, war es mir egal, ob sie vorn oder hinten gingen. Mir war ohnehin klar, dass wir nicht mit ihnen rechnen konnten.
Wir holten die Füchsin ein, als sie gerade die letzte Sperrholzplatte an der Hintertür aufstemmte. Shaun trat neben sie und half ihr. Es kam eine Glastür aus der Zeit vor dem Erwachen dahinter zum Vorschein, die man aus guten Gründen vernagelt hatte.
»Dieses Haus war eine Todesfalle«, murmelte ich.
Mahir warf mir einen halb amüsierten Blick zu. »War?«, fragte er.
Es war seltsam, während eines Feuergefechts zu lachen. Andererseits: Wenn man beim Sterben nicht lachen kann, wann dann? Die Schüsse übertönten die
Weitere Kostenlose Bücher