Blackout - Kein Entrinnen
Stühle, vermutlich damit die Fluggäste die Aussicht auf die Landebahn genießen konnten. In dem menschenleeren Zimmer roch es nach Desinfektionsmitteln und Staub. Womöglich waren wir die einzigen Lebewesen im ganzen Haus.
Alaric kam als Letzter herein. Hinter ihm schloss sich die Tür und verriegelte sich mit einem lauten Piepton. Dr. Shoji überholte uns und bedeutete uns mit einem Winken, ihm zu folgen. »Kommen Sie mit«, sagte er. »Die Desinfektionsdämpfe können ernste Beschwerden hervorrufen, wenn Sie ihnen zu nahe kommen.«
»Und eine Tür, die richtig isoliert, würde natürlich viel zu professionell aussehen«, murmelte Alaric und beschleunigte seine Schritte.
Dr. Kimberley blieb etwas zurück, bis sie neben mir herging. Shaun warf ihr einen argwöhnischen Blick zu, aber sie achtete nicht darauf. »Wie geht es Ihnen?«, fragte sie. »Spüren Sie Schmerzen oder irgendwelche eigenartigen Symptome in Händen oder Füßen?«
»Moment mal«, mischte Shaun sich ein. Aus seiner Stimme klang mühsame Selbstbeherrschung, was ein Warnsignal war. »Wieso fragen Sie sie das?«
»Es ist in Ordnung, Shaun.« Ich legte ihm die Hand auf den Arm und versuchte, ihn zu beruhigen. Indem ich zu Dr. Kimberley zurückblickte, sagte ich: »Ich bin oft müde. Ich habe Schmerzen. Es fühlt sich alles ziemlich normal an.«
»Sie haben Schmerzen, weil Sie sich wirklich bewegen und es sich nicht nur vorstellen«, sagte sie mit einem Nicken. »Das wird sich legen, wenn Ihr Körper sich an seine Fähigkeiten gewöhnt. Ich würde Sie gern komplett durchchecken, wofür wir leider einfach keine Zeit haben, aber wenn Sie sonst keine Beschwerden haben, die außerhalb des Normalen liegen, würde ich annehmen, dass Sie fit sind. Mehr als fit. Sie sind am Leben.«
»Und das wird auch so bleiben«, sagte Shaun.
Dr. Kimberley lächelte ihn bedauernd an. Ich fand es seltsam, sie so emotional zu erleben. Sich an ihren Akzent zu gewöhnen war einfacher gewesen. »Hoffen wir, dass Sie hier der Prophet sind.«
Der Korridor endete vor einer altmodischen Doppelschwingtür. Stirnrunzelnd musterte ich sie, konnte aber nichts erkennen, was auch nur entfernt nach sicherheitstechnischer Modernisierung aussah. Es war einfach nur eine Tür, nicht abgesichert, ohne Scanner oder Testeinheiten an der Wand daneben. Wir blieben alle davor stehen und suchten nach der Verriegelung. Es musste doch eine geben.
Es gab immer einen Riegel.
Dr. Shoji schien unsere Bestürzung nicht zu bemerken, genauso wenig wie Dr. Kimberley. Die beiden gingen einfach weiter und drückten die ungesicherte Tür auf, die den Blick auf eine Tiefgarage und einen großen schwarzen Geländewagen freigab.
Es gibt Autos, denen man sofort ansieht, dass sie einem privaten Sicherheitsdienst gehören. Sie sind immer groß und schwarz und sehen stabil aus, haben Runflat-Reifen und kugelsichere Scheiben. Und dann gibt es Autos, die dem Geheimdienst gehören. Die Unterschiede sind kaum wahrnehmbar, aber man sieht sie, wenn man weiß, worauf man achten muss. Drahtloses Relaisgewebe im Heckfenster für den Fall, dass der Mobilfunk abgehört wird. Dünne Kupferdrähte, die durch alle Scheiben laufen und jederzeit eingeschaltet werden können, um jegliche Funkwellen zu unterbrechen. Die Glasfenster eines Geheimdienstwagens sind nicht nur kugelsicher, sondern nahezu unzerstörbar. Eine Gruppe Irwins, die sich eine Fernsehsendung aus der Zeit vor dem Erwachen zum Vorbild genommen und sich die MythBusters genannt hatten, waren in den Besitz eines ausrangierten Geheimdienstwagens gekommen. Sie hatten im Auto sechs Granaten detonieren lassen, doch das Glas bekam nicht einmal einen Kratzer ab.
Ich habe einem Mitglied des Sicherheitsteams von Senator Ryman einmal die Frage gestellt, ob beim Geheimdienst irgendwo ein Zähler hängt, der die vergangene Zeit anzeigt, seit zuletzt ein amtierender und von ihnen beschützter Präsident aufgefressen wurde. Er lachte, wirkte aber nicht gerade glücklich. Ich glaube, ich hatte recht.
»Ich vermisse Steve«, sagte ich leise, als ich das Auto sah.
»Ich auch«, sagte Shaun.
Die Beifahrertür des Geländewagens ging auf, und ein großer blonder Berg von einem Mann schob sich heraus und türmte sich auf, bis Kopf und Schultern das Autodach überragten. »Es ist schön, nicht vergessen zu werden«, sagte er. »Shaun. Georgia.«
Shaun blieb der Mund offen stehen, und auf seinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. »Hey Alter! Was zum Teufel tust du denn
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