Blackout - Kein Entrinnen
der Hand.
»Warum sind Sie aufgestanden und laufen in der Kabine herum?«, fragte Shaun. »Ich will nicht betäubt werden, nur weil Sie einen Krampf im Bein haben.«
»Ah … entschuldigen Sie.« Dr. Shoji zog eine kleine Fernbedienung aus der Tasche und drückte eine Taste.
Das Anschnallzeichen erlosch, und der Autopilot meldete: »Die externe Dekontamination ist abgeschlossen. Bitte stehen Sie auf und lassen Sie keine Gepäckstücke zurück. An der Fluggastbrücke werden Sie von einem Mitarbeiter des EIS erwartet, der ihren gesundheitlichen Zustand überprüfen und Ihnen in allen Angelegenheiten zur Verfügung stehen wird. Noch einmal vielen Dank, dass Sie mit EIS-Air geflogen sind. Erfreulicherweise haben Sie die Wahl zwischen mehreren staatlichen Gesundheitsdiensten, und wir versichern Ihnen, dass der EIS stets der Erhaltung der öffentlichen Gesundheit verpflichtet ist und sie über alle anderen Anliegen stellt.«
»Wow. Selbst die Privatjets müssen diesen Mist verzapfen«, sagte Shaun.
Alaric erhob sich, nahm seine Laptoptasche aus dem Gepäckfach über dem Sitz und fragte: »Meinen die mit ›in allen Angelegenheiten zur Verfügung stehen‹ Verbände oder Kugeln?«
»Ich weiß es nicht.« Ich stand auf und streckte mich, bevor ich meine Jacke aus dem Fach über mir holte. Ich schlüpfte hinein und stellte sicher, dass mein Holster verdeckt war. Wahrscheinlich war es für mich gesetzlich verboten, eine verborgene Waffe zu tragen, denn meine Lizenz als Feldreporterin war nach meinem Tod vermutlich abgelaufen. Aber ich würde niemandem davon etwas erzählen, solange ich nicht gefragt wurde. »Das hängt vermutlich von deinen Testergebnissen ab.«
»Du bist so ein kleiner Sonnenschein, ich weiß gar nicht, wie wir es ohne dich ausgehalten haben«, sagte Becks.
Ich nickte mitfühlend. »War bestimmt eine schwere Zeit. Aber alles ist gut, jetzt bin ich ja wieder da.« Insgeheim jubelte ich. Sie sprach in der Gegenwartsform von mir. Sie gab damit zu, dass ich, ob ich nun die wahre Georgia war oder nicht, die Einzige war, die sie hatten. Und das war ein wundervolles Gefühl.
»Wenn Sie sich genug gekabbelt haben, folgen Sie mir bitte«, sagte Dr. Shoji. Er ging zum Ausgang zurück, wo er neben dem Schloss eine Schaltfläche öffnete und eine Taste drückte. Es zischte, als die Hydraulik Druck abließ, und dann glitt die Tür auf und gab eine Luftschleuse frei. Schaudernd schloss ich die Augen.
Wir betraten eine Einrichtung des EIS. Vor meinem inneren Auge erschien eine endlose Folge weißer Korridore voller Leute in Krankenhauskleidung. Ich verbannte den Gedanken, denn ich hatte sowieso keine Wahl. Wenn ich lustige neue Phobien entwickelte, so gerechtfertigt sie auch waren, musste ich mit ihnen fertigwerden, ganz egal wie.
Shauns Hand ruhte auf meiner Schulter, ein Gewicht, das mir sehr willkommen war. »Hey«, sagte er. »Alles gut.«
Ich machte die Augen auf und zwang mich zu einem Lächeln. Zum Glück konnte er meine Augen hinter der Sonnenbrille nicht sehen. Besser als jeder andere wusste er, wie viel Angst ich hatte, denn in mir steckte genug von der Frau, die sie kopiert hatten, dass meine Reaktionen ihm vertraut waren. Doch deshalb musste ich sie noch lange nicht zur Schau stellen. »Alles gut«, wiederholte ich und folgte ihm in die Luftschleuse.
Ich hatte erwartet, Leute in Schutzanzügen zu sehen. Mit Bluttesteinheiten in der einen und Knarren in der anderen Hand, die uns auf der Stelle abknallen würden, wenn unsere Ergebnisse nicht astrein ausfielen. Es kam mir ein wenig komisch vor, dass der EIS eine bemannte Fluggastbrücke betrieb, anstatt ein voll automatisiertes System einzusetzen. Aber vielleicht hatten sie die Aufmerksamkeit vermeiden wollen, die ein so großer Umbau auf sich gezogen hätte. Sie wollten, dass die Seuchenschutzbehörde sie nicht ernst nahm. Das Image einer kleinen, unbedeutenden Organisation, welche die Reisenden noch von Hand abfertigte, war dabei sehr hilfreich.
Doch ich hatte nicht mit der lächelnden Frau gerechnet, der das weißblonde Haar lose auf die Schultern fiel und die über einem blauen Tanktop und Jeans einen weißen Arztkittel trug. Sie strahlte bei unserem Anblick, und das verwandelte ihr Gesicht auf eine Weise, die ich nicht für möglich gehalten hätte, als ich sie noch unter dem Namen Dr. Shaw gekannt und geglaubt hatte, sie würde nach der Pfeife des Seuchenschutzes tanzen.
»Hallo, Georgia«, sagte Dr. Kimberley. Dann musterte sie nacheinander
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