Blackout - Kein Entrinnen
Unveröffentlicht.
Hört auf das Klonmädchen. Die hat ein paar ziemlich gute Ideen, und, übrigens, wenn ihr sie auch nur schief anschaut, dann blase ich euch die Birne weg. Haben wir das geklärt? Gut.
Aus Lang lebe der König , dem Blog von Shaun Mason,
10. August 2041. Unveröffentlicht.
Georgia: 33
Entgegen Becks’ düsteren Voraussagen schoss uns niemand aus der Luft. Als das Flugzeug auf der Landebahn des Montgomery County Airparks aufsetzte, drang die Computerstimme des Autopiloten aus der Sprechanlage: »Willkommen in Montgomery County, Maryland. Nach örtlicher Zeit ist es neun Uhr siebenundfünfzig. Danke, dass Sie mit dem Epidemic Intelligence Service geflogen sind. Bitte bleiben Sie sitzen, bis die Sterilisierungscrew das Flugzeug gesichert hat. Jeder Versuch, sich zu erheben und in der Kabine zu bewegen, löst augenblicklich die Sicherheitsmaßnahme Alpha-16 aus.«
»Und was bedeutet das?«, fragte Shaun.
»Dass sich das Flugzeug mit Betäubungsgas füllt und wir bewusstlos bleiben, bis jemand uns ein Gegenmittel injiziert«, sagte Alaric. Wir drehten uns alle zu ihm um und starrten ihn an. »Während andere gepennt oder mit ihren Waffen herumhantiert haben, habe ich das Informationsblatt zu den Sicherheitsvorkehrungen gelesen. Das heißt die Informationsbroschüre. Die nehmen das hier mit der Sicherheit ziemlich ernst.«
»Die sind ja auch der EIS«, meinte Becks.
»Was uns in den letzten zwanzig Jahren nicht viel gebracht hat«, sagte Shaun.
»Sie haben mich gerettet«, wandte ich ein. »Die dürfen uns so viele Sicherheitsvorkehrungen aufzwingen, wie sie wollen.«
Das beendete die Diskussion. Wir schauten nach vorn. Von Dr. Shoji war noch immer nichts zu sehen.
»Wenn er uns bescheißen wollte, dann wäre jetzt die beste Gelegenheit dafür«, sagte Shaun.
»Wenn er uns bescheißen wollte, hätte er das Flugzeug dann nicht irgendwo über Iowa abstürzen lassen?«, fragte Alaric.
»Nicht, wenn er überleben will«, sagte Becks. »Und nicht, wenn er uns sezieren will. Ich meine, Shaun ist immun, George ist ein Klon …«
»Und ich bin ein Arschloch«, ergänzte Alaric hilfsbereit.
Wir lachten nervös. Das Flugzeug kam mit einem sanften Ruck zum Stehen, und wir hörten, wie die Klammern an den Rädern und Fenstern einrasteten. Solange man diesem Flugzeug nicht die Desinfektion bescheinigt hatte, würde es nirgends hinfliegen. An den Scheiben troff blauer Desinfektionsschaum herunter und nahm uns die Aussicht auf die Landebahn.
»Der Schaum, mit dem sie die Flugzeuge sterilisieren, kostet acht Dollar die Gallone«, sagte Alaric. »Um ein Flugzeug dieser Größe zu desinfizieren, braucht man ungefähr zweitausend Gallonen.«
Becks sah ihn von der Seite an. »Wieso weißt du so etwas? Was treibt dich dazu, so etwas zu lernen?«
»Damit kann man bei den Frauen Eindruck schinden«, sagte Alaric. Beide lachten, Shaun stimmte jedoch nicht ein. Ich sah wieder nach vorn und wartete.
Der blaue Schaum, der anfangs in Strömen geflossen war, kam nur noch tröpfchenweise und versiegte schließlich ganz. Darauf folgte ein anhaltender Guss Desinfektionsmittel, der die Schaumreste wegspülte sowie alle Mikroorganismen, die so dumm gewesen waren, auf einem Flugzeug des EIS mitzufliegen.
»Ist das nicht übertrieben?«, murmelte Shaun. Ich langte verstohlen herüber und drückte sein Knie.
Alaric musste ihn gehört haben, denn er hielt die Sicherheitsbroschüre hoch und sagte: »Wenn sie Grund zu der Annahme hätten, dass wir einen aktiven Seuchenherd überflogen haben, hätten sie das Flugzeug mit Formalin abgespritzt. Zweimal. Und wir müssten darum beten, dass die Kabine dicht ist, weil wir uns sonst wahrscheinlich auflösen würden.«
»Das ist unsere Art, Ihnen dafür zu danken, dass Sie mit EIS-Air geflogen sind«, sagte Dr. Shoji und streifte sich einen Laborkittel über, während er aus dem Cockpit trat. Sein schwarzes T-Shirt und die Shorts hatte er gegen eine Kakihose und ein schreiend gemustertes Hawaiihemd mit roten und gelben Blumen getauscht. Ich zog eine Augenbraue hoch, und er zuckte mit den Schultern. »Tarnung. Sie erwarten den Direktor des Kauai Instituts für Virologie, was streng genommen ja auch der Wahrheit entspricht, nur dass mein Besuch nichts mit dem Institut zu tun hat. Ich würde ja Shorts tragen, wenn ich damit durchkommen könnte, aber der Dresscode der Seuchenschutzbehörde untersagt nackte Beine. Hat etwas mit ätzenden Chemikalien zu tun.« Er wedelte sorglos mit
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