Blackout - Kein Entrinnen
die anderen in der Gruppe. »Wer sind Ihre Freunde?«
»Dr. Kimberley.« Ich verspürte auf einmal den Drang, sie zu umarmen – wieder mal eine Abweichung vom Original, wie mir meine Erinnerungen schnell mitteilten. Also machte ich mich steif und verbannte das unbekannte Bedürfnis. »Sie sind entkommen.«
»Mit knapper Not. Wir konnten den Säuberungsprozess so lange hinauszögern, bis wir in einen Müllverbrennungsschacht gekrochen waren und aufs Dach klettern konnten«, sagte sie. »Gregory ist ebenfalls in Sicherheit. Wir sind hoffnungslos aufgeflogen, aber wir werden uns schon wieder herauswinden. Das haben wir noch jedes Mal geschafft.«
»Das ist eben das Los einer Spionin im Gesundheitswesen«, sagte ich. Ich drehte mich halb zu den anderen um und deutete nacheinander auf sie, während ich sie vorstellte. »Rebecca Atherton, Shaun Mason und Alaric Kwong. Die Mannschaft von Nach dem Jüngsten Tag . Das ist Dr. Danika Kimberley. Sie hat mir das Leben gerettet.«
»Ich würde ja gerne sagen, sie übertreibt, aber es stimmt tatsächlich«, sagte Dr. Kimberley. Ihr Blick wanderte zu Dr. Shoji, der im Hintergrund wartete, bis wir fertig waren. »Gab es irgendwelche Probleme?«
»Nein. Unser Flug wurde anstandslos genehmigt. Keine technischen Pannen, und das Flugzeug wurde vor dem Abflug und dreimal während des Flugs auf Wanzen untersucht. Wir sind sauber.«
»Gott sei Dank«, sagte sie erleichtert. Sie kramte in ihrer Umhängetasche und holte fünf schlanke Testeinheiten mit der Aufschrift NUR FÜR EIS-MITARBEITER heraus. Sie verteilte die Geräte und erläuterte: »Die benutzen wir für interne Tests. Sie laden die Daten also lediglich auf unsere eigenen Server hoch. Falls jemand von Ihnen positiv getestet wird, wird er sechs Stunden lang isoliert, bevor es zu einer endgültigen Entscheidung kommt.«
Becks klappte gerade den Deckel der Einheit auf, hielt aber mitten in der Bewegung inne. »Was soll das heißen?«, fragte sie.
»Es heißt, falls Sie sich aus irgendeinem Grund von der Vermehrung der Kellis-Amberlee-Viren erholen, wird sich das bis dahin zeigen. Wenn nicht, können wir Sie entweder kaltstellen oder für weitere Untersuchungen dabehalten. Natürlich würden wir Sie lieber dabehalten – unversehrte, noch lebende Probanden sind schwer zu bekommen. Aber die Entscheidung liegt bei ihnen, vorausgesetzt, Sie treffen sie, bevor die Vermehrung abgeschlossen ist.«
»Sie sollten unbedingt beim Fremdenverkehrsamt von Maryland arbeiten«, meinte Becks und steckte ihren Daumen in das Gerät.
Für kurze Zeit herrschte Schweigen, während wir auf die Bestätigung warteten, dass wir noch immer zu den rechtmäßig Lebenden gehörten. Anstatt auf die blinkenden Lichter seiner Testeinheit zu schauen, sah Shaun lieber an die Decke. Die Geräte blinkten jeweils in unterschiedlichen Rhythmen, während die Blutproben untersucht und auf Anzeichen von Serokonversion überprüft wurden. Eines nach dem anderen sprang auf Grün. Sauber. Wir waren alle sauber.
Ich stieß Shaun mit dem Ellbogen an. »Alles okay«, sagte ich. »Du kannst wieder runterkommen.«
»Hä?« Er senkte den Blick und richtete ihn auf das grüne Licht seiner Testeinheit. »Oh.« Er warf einen Blick auf mein Gerät hinüber und entspannte sich sichtlich.
Dr. Kimberley nahm ihm die Einheit aus der Hand und steckte sie in eine kleine Sondermülltüte, die sie dann in der umgehängten Tasche verstaute. Die anderen Geräte wanderten in eine andere größere Tüte für Gefahrengut, die sie in einen Schacht in der Wand der Fluggastbrücke steckte. Sie lächelte, wenn auch nicht ganz so strahlend wie zuvor, als wir von Bord gegangen waren, und sagte: »Nun. Dann gehen wir wohl besser mal weiter. Folgen Sie mir.«
Sie wandte sich um und ging los. Ich war beinahe enttäuscht, als ich sah, dass sie statt der unpraktischen Stöckelschuhe, die sie in der Seuchenschutzbehörde in Seattle getragen hatte, bequeme Sneakers anhatte. Anscheinend waren die High Heels Teil ihrer Tarnung als Dr. Shaw gewesen, und mit Sneakern konnte sie viel besser laufen, falls es zu einem Ausbruch kommen sollte. Dennoch war es seltsam, sie ohne das Geklacker ihrer Absätze gehen zu hören.
Die Fluggastbrücke führte in einen kleinen Raum aus der Zeit vor dem Erwachen, der gnädigerweise in Gelb- und Beigetönen gehalten war. Nie zuvor hätte ich Beige mit Gnade in Verbindung gebracht, aber alles war besser als das verhasste Klinikweiß. An der Fensterwand reihten sich
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