Blackout - Kein Entrinnen
zurecht.«
»Danke«, sagte Dr. Shaw. Ihr Lächeln verschwand und machte einer vertrauten, kühlen Professionalität Platz. »Gibt es etwas, was Sie gerne mitnehmen würden?«
Ich blinzelte. Mir war nicht klar gewesen, dass wir sofort aufbrechen würden. »Nein«, sagte ich vollkommen aufrichtig. Die Pistole steckte im Saum meiner linken Socke, und die Bücher, die ich Dr. Thomas hatte abringen können, hatte ich allesamt schon gelesen. Sonst gehörte mir hier nichts. Sie konnten das Mädchen nebenan dekantieren und sie in dieses Zimmer setzen, und sie würde nie erfahren, dass es mich gegeben hatte. Genau wie ich erwacht war, ohne zu merken, dass ich nicht die Erste war.
Dieser Gedanke war ernüchternd. So oder so würde ich nicht mehr hierher zurückkehren. Entweder würde mir die Flucht gelingen, oder man würde mich verschwinden lassen. Niemand würde mich vermissen oder um mich trauern außer vielleicht Gregory. Aber vermutlich nicht einmal er. Sofern seine Tarnung nicht aufgeflogen war, würde er wahrscheinlich nur herausfinden wollen, ob es die neue Georgia Mason zu retten lohnte.
»Gut«, sagte Dr. Shaw und riss mich aus dem dunklen Strudel meiner Gedanken. »Wenn hier nichts mehr ist, was Sie mitnehmen möchten, können wir loslegen.«
»Bei mir steht heute sonst nichts mehr auf dem Terminplan«, sagte ich. Dr. Shaw ging zur Tür. Während ich ihr folgte, unterdrückte ich den Impuls, noch einmal einen Blick in das Zimmer zurückzuwerfen, das nie wirklich meines gewesen war. Es war eine Zwischenstation gewesen. Und doch hatte es etwas ausgesprochen Endgültiges, als ich mit Dr. Shaw durch die Tür trat.
Im Korridor warteten zwei der Labortechniker, die schon bei unserer ersten Testreihe dabei gewesen waren. Die beiden Wärter erkannte ich nicht, aber daran gewöhnte ich mich so langsam. Ich konzentrierte mich auf die Techniker und lächelte sie so herzlich an, wie es mir möglich war. »Kathleen. George. Schön, euch wiederzusehen.«
»Sehen Sie?«, jubilierte Kathleen und hüpfte auf der Stelle. Die Wachleute sahen sie mit sichtlichem Unbehagen an, wichen aber nicht von ihren Plätzen. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass die Schlafstudie genehmigt werden würde!«
»Ich hätte niemals daran zweifeln sollen«, erwiderte ich.
»Sie sehen … gut aus«, sagte George.
»Ich konnte mich ausgiebig ausruhen«, sagte ich.
»Was ganz ausgezeichnet ist, was unser Anliegen angeht«, erklärte Dr. Shaw. »Nun, nachdem wir uns alle begrüßt haben, gehen wir. Wir haben so viel zu tun und nur so wenig Zeit.« Damit wandte sie sich um und eilte den Korridor hinunter, wobei ihre Absätze bei jedem Schritt wie ein Pistolenschuss widerhallten. Kathleen und George folgten ihr, dann kam ich, und die Wachleute bildeten den Schluss. Ihre Anwesenheit bewahrte mich davor, zu sehr zu entspannen. Vielleicht war das hier ein Schritt in Richtung Freiheit, aber ich war noch lange nicht gerettet.
Dr. Shaw führte uns über den Gang zu dem Labor, in dem sie auch die letzte Untersuchung durchgeführt hatte, blieb aber vor einer unbeschilderten Tür stehen. »Sie werden nicht mehr benötigt«, teilte sie den Wärtern mit und hielt ihren Ausweis hoch. »Ich versichere Ihnen, dass das Sicherheitssystem von hier an bis zu unserem Ziel keine Zwischenfälle zulassen wird.«
»Entschuldigen Sie bitte, Dr. Shaw, aber wir haben unsere Befehle«, sagte der ältere der beiden Wärter, ein großer Hispanic mit einem schmalen Schnurrbart auf der Oberlippe. Er wirkte weniger nervös als sein Kollege. Vielleicht fiel ihm deshalb die wenig beneidenswerte Aufgabe zu, Dr. Shaw mitzuteilen, dass sie nicht tun würden, was sie von ihnen verlangte. »Wir sollen die Probandin zu Ihrem Labor bringen und sicherstellen, dass sie dort in guter Obhut ist, bevor wir unseren Posten verlassen.«
»Bürokratie wird noch unser aller Untergang sein«, brummte Dr. Shaw genervt. »Nun gut, wenn Sie es müssen. Aber wenn einer von Ihnen etwas anfasst, was er nicht sollte, dann werden Ihnen die Kosten für die Dekontaminierung vom Gehaltsscheck abgezogen und ich werde ein ernstes Wörtchen mit Ihren Vorgesetzten sprechen. Habe ich mich klar ausgedrückt?« Kathleen und George traten links und rechts neben uns, sodass wir in einer geschlossenen Linie standen. Ich war die Einzige, die keinen Laborkittel trug. Irgendwie fand ich das lustig.
Die Wärter sahen noch unbehaglicher drein als zuvor, aber sie rührten sich nicht von der Stelle. Das rang mir fast etwas
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