BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
Über dem obersten Stockwerk stand in riesigen Buchstaben »Talaefer AG «. Unter normalen Umständen wäre sie mit ihrem Mobiltelefon online gegangen und hätte nachgesehen, um was für ein Unternehmen es sich handelte. Aber es herrschten keine normalen Umstände. Ohne Radio gestaltete sich das Warten als still und langweilig.
Sie stieg aus und überquerte den Parkplatz. Stehen doch einige Wagen hier, dachte sie. Vielleicht haben die Notstrom.
In der Empfangshalle saß eine einsame Frau und begrüßte Shannon mit hochgezogener Augenbraue.
»Was kann ich für Sie tun?«
Shannon sah sich unauffällig um. Am Tresen vor der Frau enthielt ein kleiner Ständer Broschüren, auf denen der Firmenname prangte. Deutsche Version. Englische. Ausgezeichnet.
»Do you speak English?«, fragte sie.
»Yes.«
»I think I’m lost. I need to go to Ratingen.«
Die Miene ihres Gegenübers hellte sich auf. In unbeholfenem Englisch erklärte sie Shannon, dass sie nur die Straße vom Parkplatz rechts fahren müsse und so nach einem Kilometer in Ratingen sei.
Shannon bedankte sich, blätterte beiläufig in einer der Broschüren und steckte sie ein.
»Bye.«
Zurück im Wagen kuschelte sie sich noch tiefer in ihre Jacke und begann mit dem Studium des Prospekts, immer wieder unterbrochen von kurzen Blicken zum Eingang, in dem Manzano verschwunden war.
Nanteuil
»Aus«, sagte Bertrand Doreuil und schüttelte die leere Medikamentenpackung. »Ich brauche dringend neue.«
»Aber wir sollen die Häuser nicht verlassen«, wandte seine Frau ein.
»Ich steige direkt vor dem Haus ins Auto. Was soll da passieren?«
Er ging in die Küche, Annette Doreuil folgte ihm. Celeste Bollard saß am Tisch und rupfte ein Huhn. Die Federn sammelte sie in einem großen Korb, doch nicht wenige verteilten sich auf dem Küchenboden.
»Das habe ich seit Jahren nicht mehr gemacht«, seufzte sie. »Ich habe ganz vergessen, wie anstrengend das ist.«
Durch die gegenüberliegende Tür trat schnaufend Vincent Bollard, in jeder Hand einen Korb voller Brennholz. Polternd stellte er sie ab.
»Wisst ihr, wo ich die nächste offene Apotheke finde?«, fragte Bertrand Doreuil.
»Können wir nur ausprobieren«, antwortete Vincent Bollard. »Ist es dringend?«
»Ja, meine Herzmedikamente.«
Bollard nickte nur.
Seine Frau wechselte einen Blick mit Annette Doreuil.
»Eigentlich sollen wir da ja nicht hinaus«, ächzte Bollard kurzatmig. »Aber wenn wir müssen, müssen wir.« Er drückte seiner Frau einen Kuss auf die Wange. »Wir sind bald wieder zurück.«
Ratingen
Zwei Stunden lang hatte Hartlandt Manzano in die Zange genommen.
»Was heißt: Werden nichts finden ? Gibt es denn etwas zu finden, und Sie werden verhindern, dass es gefunden wird? Oder gibt es nichts zu finden? Glauben Sie, Zugriff auf die Systeme zu erhalten und sie dann manipulieren zu können? Worüber wollen Sie wen auf dem Laufenden halten? Was haben Sie schon alles verraten?«
Endlose Fragerei. Manzano hatte mit Gegenfragen geantwortet.
»Warum sollte ich so dumm sein, eine derartige Botschaft unverschlüsselt zu senden? Warum sollte ich sie nicht gleich nach Versand gründlich löschen?«
Dazwischen war Hartlandt mehrmals aus dem Raum gegangen und hatte Manzano allein gelassen, nicht ohne vorher die Tür abzusperren. Nun saß er seit einer Viertelstunde wieder vor Manzano, fixierte ihn und wiederholte die immer gleichen Fragen.
Manzano konnte ihm keine neuen Antworten geben. Er hatte seine Selbstsicherheit zurückgewonnen. Er dachte, dass er Hartlandt damit am besten von seiner Unschuld überzeugen konnte. Zwischen Hartlandts Befragungen überlegte er, wie er an seinen Laptop gelangen könnte, um ihn zu untersuchen.
Die Tür ging auf, und Hartlandts zweiter Mitarbeiter trat ein. In seinen Händen erkannte Manzano seinen Laptop. Der Mann stellte das Gerät vor Hartlandt auf den Tisch. Hartlandt ließ Manzano nicht aus den Augen.
»Wir konnten keine Auffälligkeiten finden«, sagte er.
Manzano stöhnte auf und verdrehte die Augen. »Ich sehe einmal nach. Jetzt haben Sie ihn ja durchsucht. Eine Kopie der Festplatte haben Sie vermutlich ohnehin gemacht.«
»Dafür haben wir weitere E-Mails entdeckt, in denen Sie verschiedene Adressen über Ihren Aufenthalt in Den Haag informieren.«
Manzano fühlte einen Schlag in die Magengrube. »Das ist lächerlich!«, rief er. »Was soll das werden?«
Hartlandt klappte den Monitor hoch und drehte ihn zu Manzano.
»Das zum Beispiel, von
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