alleingelassen wurden. Schon vor langer Zeit. Dass ein neues Zeitalter der Aktion angebrochen war, in dem sie ihre eigenen Territorien schaffen mussten, durften, konnten.
Ratingen
Zu Beginn der Fahrt hatte Manzano noch versucht, Radiosender zu empfangen, doch aus den Lautsprechern klang nur Rauschen. Seitdem war er durch die Stille gefahren. Auch nicht schlecht, nach den Aufregungen der vergangenen Tage.
Das Navigationssystem führte ihn von der Autobahn durch eine Siedlung mit Einfamilienhäusern an den Stadtrand zu einem fünfzehnstöckigen Glas- und Betonklotz. Über der Fassade thronte der Schriftzug »Talaefer AG «. Manzano stellte den Wagen auf einem Gästeparkplatz ab. Er nahm den Laptop mit. Sein restliches Gepäck ließ er vorerst im Wagen.
Am Empfang fragte er nach Jürgen Hartlandt. Zwei Minuten später begrüßte ihn ein athletischer Mann seines Alters. Er trug einen dicken Seemanns-Rollkragenpulli und Jeans. Seine hellblauen Augen musterten ihn blitzschnell. Ihn begleiteten zwei jüngere Männer, Kurzhaarschnitt, ebenso trainiert wie der Ältere, auch sie in Freizeitkleidung.
»Jürgen Hartlandt«, stellte sich der Anführer vor. »Piero Manzano?«
Manzano nickte, und die beiden anderen postierten sich links und rechts von ihm.
»Folgen Sie mir bitte,« sagte Hartlandt in nahezu akzentfreiem Englisch, ohne seine Kollegen vorzustellen. Er führte Manzano in einen kleinen Besprechungsraum. Hinter ihnen schloss er die Tür, bei der einer seiner Begleiter stehen blieb.
»Setzen Sie sich. Ich habe eine Nachricht von Europol aus Den Haag erhalten. Ich muss zur Sicherheit vorab Ihren Computer überprüfen.«
Manzano runzelte die Stirn. »Der ist meine Privatsache.«
»Haben Sie etwas zu verbergen, Herr Manzano?«
Manzano begann sich unwohl zu fühlen. Er fragte sich, was dieses Vorgehen sollte. Hatte man ihn nicht gebeten, hier zu helfen? Ihm gefiel Hartlandts Ton nicht.
»Nein. Aber eine Privatsphäre.«
»Dann machen wir es anders«, schlug Hartlandt vor. »Erklären Sie mir bitte, wer
[email protected] ist.«
»Wer soll das sein?«
»Das frage ich Sie. Sie haben eine E-Mail an diese Adresse geschickt.«
»Sicher nicht. Und selbst wenn, woher wüssten Sie es?«
»Sie sind nicht der Einzige, der sich mit IT auskennt und in fremden Rechnern umsehen kann. Europol hat Sie natürlich überwacht. Wer ist
[email protected]?«
»Noch einmal: Ich weiß es nicht.«
Einer von Hartlandts Begleitern nahm Manzano die Laptoptasche ab, bevor er sich dagegen wehren konnte. Manzano sprang auf. Der andere Mitarbeiter Hartlandts drückte ihn in seinen Stuhl zurück.
»Was soll das?«, rief Manzano. »Ich dachte, ich soll Sie hier unterstützen?«
»Das dachten wir zuerst auch«, antwortete Hartlandt, während er den Laptop auspackte und anschaltete.
»Dann gehe ich eben wieder«, erklärte Manzano.
»Tun Sie nicht«, erwiderte Hartlandt, ohne von dem Bildschirm aufzusehen.
Manzano versuchte aufzustehen, wurde jedoch abermals zurückgehalten.
»Bleiben Sie bitte sitzen«, befahl Hartlandt, drehte Manzano seinen Laptop zu und sagte: »Sie haben also keine E-Mail an
[email protected] geschickt.«
Auf dem Bildschirm las Manzano eine Mail von seiner Adresse an die von Hartlandt genannte.
Zu Talaefer. Bug suchen. Werden nichts finden. Halte dich auf dem Laufenden.
Er las sie noch einmal. Sprachlos sah er Hartlandt an. Musste wieder auf den Bildschirm starren. Endlich brachte er ein paar Worte hervor: »Das habe ich weder geschrieben noch geschickt.«
Hartlandt kratzte sich am Kopf. »Das ist aber schon Ihr Laptop?«
Manzano nickte. Seine Gedanken rasten. Er sah das Versanddatum der Mail. Etwa um die Zeit war er in Den Haag aufgebrochen. Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich habe das nicht geschrieben. Ich habe keine Ahnung, wer das getan hat. Untersuchen Sie das Gerät. Vielleicht ist es manipuliert worden. Ich würde es ja selbst gern tun. Aber ich vermute, dass Sie das nicht zulassen werden.«
»Da haben Sie recht. Das Gerät untersuchen wir.« Er reichte den Computer einem seiner Männer, der damit den Raum verließ. »Währenddessen können wir uns weiter über Ihre E-Mail-Bekanntschaften unterhalten.«
»Da gibt es nicht viel zu unterhalten«, erwiderte Manzano. »Ich kenne weder diese Mail noch die Adresse. Deshalb kann ich dazu auch nichts sagen.«
Währenddessen überlegte er fieberhaft, wie die Botschaft von seinem Account verschickt werden konnte. Ihm fielen nur zwei Möglichkeiten ein. »Sie