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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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nächsten Bett, dort erwartete ihn die Leiche einer mageren Frau, vielleicht ein Junkie, dachte Hartlandt, als er die schlechte Haut und die faulen Zähne entdeckte.
    Zwei seiner Kollegen hatten mittlerweile die ersten Betten auf der anderen Seite untersucht.
    »Hier haben sie scheinbar die zuletzt Gestorbenen abgelegt«, stellte einer von ihnen fest.
    Die Hunde hockten winselnd mit eingekniffenen Schwänzen in der Tür.
    »Das Personal schaffte es wohl nicht mehr, sie in die Kühlräume zu bringen«, sagte ein anderer.
    Hartlandt ließ seine Lampe über die restlichen Betten gleiten, unter zwei mussten ordentliche Schwergewichte liegen. »Seht euch die an. Die kann kein Mensch die Treppen hinuntertragen.« Er drehte sich um. »Wozu auch? Die Kühlräume funktionieren sicher nicht mehr.«
    Er gab den Männern ein Zeichen und verließ den Raum.
    »Machen wir weiter.«
    Schwer drückte der Körper auf Manzano, während die Schritte verklangen. Der Kopf des Toten lag neben seinem, der Rumpf bedeckte seinen. Noch immer wagte Manzano kaum, Luft zu holen. Gewicht, Angst, purer Horror raubten ihm den Atem.
    Verzweifelt war er das Treppenhaus hochgeflüchtet. Schon da hatte er an den Leichenraum als einen allerletzten Ausweg gedacht. Unter die hinterste Leiche, die er im Raum entdeckte, hatte er sich geschoben. Der Gestank war unerträglich, der Tote lag in getrocknetem Blut und Fäkalien und schied eine Flüssigkeit aus, die Manzano allerdings erst bemerkte, als er schon zur Hälfte unter ihm lag. Mehr als einmal dachte er, er müsste sich ergeben. Vielleicht wäre seine Erleichterung genauso groß gewesen, wenn sie ihn gefunden hätten, Hauptsache, er konnte dieses grauenvolle Versteck verlassen.
    Schwerfällig rappelte er sich unter dem Körper hervor, warf die schlaffen Glieder von sich, zerrte die Krücken heraus, die er mitgenommen hatte, torkelte, bis er an die Wand stieß, den Blick voller Entsetzen auf die dunklen Konturen in dem finsteren Raum gerichtet. Noch immer atmete er nur ganz flach. Er spürte die Tränen über seine Wangen laufen. Irgendwann machte er die paar letzten Schritte zur Tür.
    Noch einmal horchte er, lange. Vom Flur drang kein Geräusch. Er öffnete die Tür einen Spalt, sah nichts. Im Dunklen tappte er Schritt für Schritt den Gang entlang. Die Ärztin und der Pfleger waren weg, wahrscheinlich gegangen, schon bevor Hartlandt und die Hunde aufgetaucht waren. Er merkte, wie er am ganzen Leib zitterte. Seine Hose war feucht von seinem Versteck und stank widerlich. Er zog sie aus. Nun trug er nur noch seine Shorts. Jetzt eine Dusche! Lang, heiß, mit schaumiger Seife!
    Eine kleine Ewigkeit später hatte er sich sehr vorsichtig in den zweiten Stock gearbeitet. Die Männer mit den Hunden waren verschwunden. Manzano kehrte in das Zimmer zu dem Bett zurück, wo er seinen Ausflug vor ein paar Stunden begonnen hatte. Er kauerte sich unter die Decken, immer noch am ganzen Körper schlotternd, und erwartete nicht, in dieser Nacht noch ein Auge zu schließen.

Tag 7 – Freitag

Den Haag
    Bollard stand in der Küche, über dem Anzug bereits den Mantel, und schnitt sich eine Scheibe von dem halben Brotlaib ab. Er wickelte das Brot wieder in das Papier und legte es zurück in den Schrank neben die zwei Konservendosen mit Karotten und Erbsen. Vor dem Fenster herrschte noch Dunkelheit.
    Sein Blick blieb an den Lebensmitteln hängen. Sie hatten nur wenige Vorräte. Und da er Marie mit den Kindern auf den Bauernhof geschickt hatte, auch keine angelegt. Nach ihrer Rückkehr waren die Supermärkte bereits geplündert gewesen.
    Wie jeden Morgen war er möglichst früh aufgestanden, hatte sich lautlos aus dem Schlafzimmer entfernt, damit er Marie nicht aufweckte. Sie und die Kinder würden erst in einer Stunde oder noch später aufstehen.
    »Ich glaube, ich habe Fieber«, stöhnte seine Frau von der Tür her.
    Mit eingezogenen Schultern, die Arme um den Oberkörper geschlungen, den Rollkragen bis über das Kinn gezogen, lehnte sie am Rahmen. Trotz der Kälte im Haus überzog ein dünner Schweißfilm ihr bleiches Gesicht. Ihre Augen waren gerötet. »Ich schaffe es heute nicht zur Lebensmittelausgabe.«
    Bollard legte seine Hand auf ihre Stirn. Zu heiß. In Gedanken war er schon bei den Aufgaben, die bei Europol auf ihn warteten. »Geh wieder ins Bett. Haben wir Grippemittel?«
    »Ja. Ich nehme eines. Man muss früh dort sein, sonst bekommt man nichts mehr.«
    »Wohin muss ich?«
    Düsseldorf
    Manzano erwachte von der

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