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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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Stille. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das zuletzt erlebt hatte. Sein Kopf lag tief in zwei Kissen vergraben, über ihm türmten sich mehrere Decken. Oder war es doch sein Oberschenkel gewesen, der ihn aus einem tiefen, aber unruhigen Schlaf gerissen hatte? Die Verletzung brannte. Manzano blieb liegen, sah zum Fenster hinaus, vor dem ein grauer Tag dämmerte, und überlegte, was er als Nächstes tun sollte. Am liebsten wäre er einfach liegengeblieben. Doch das würde wenig helfen.
    Er musste an die vergangene Nacht und an die Toten ein paar Stockwerke weiter oben denken, und da erschien ihm das Bett kein besonders gemütlicher Platz mehr. Zumal sein Magen ihm ins Gedächtnis rief, dass er seit gestern Morgen nichts gegessen hatte.
    Er krabbelte unter seinem Deckenberg hervor, auf seinem Verband sah er verschiedene Flecken, von seinem eigenen Blut und fremden Körperflüssigkeiten. Er stank. Er musste eine anständige Hose finden. Wenigstens hatte er noch seine warme Jacke.
    Als Erstes brauchte er etwas zu essen. In diesem Krankenhaus waren bis gestern Patienten verpflegt worden, hoffte er zumindest. Er stellte fest, dass er zwar auch ohne Krücken leidlich gehen konnte, aber mit ihnen fiel es ihm leichter. Also nahm er sie mit.
    Durch die düsteren Flure im Erdgeschoss schien ein Wirbelsturm gefegt zu sein. Am Rand der Empfangshalle entdeckte Manzano eine Cafeteria, aber sie war mit einem massiven Rollladen verschlossen. Wo wohl die Krankenhausküche war? Auf der Suche nach ihr begleitete ihn stets die Furcht, so wie am Vorabend unerwartete und unerfreuliche Entdeckungen zu machen. Eine Viertelstunde später stieß er endlich auf eine Tür mit der Aufschrift »Küche«.
    Dahinter sah es ähnlich aus wie im restlichen Haus. Schränke standen offen, Schubladen waren herausgezogen, Geschirr, Besteck, Aufbewahrungsbehälter bedeckten den Boden. Der Inhalt einer aufgerissenen Zuckerpackung hatte sich über eine Anrichte und den Boden verteilt.
    In einem Regal fand Manzano ein Stück hartes Weißbrot, in einem anderen einen offenen Plastiksack mit Resten aufgetauter Tiefkühlerbsen. Manzano drehte an allen Wasserhähnen, kein einziger wollte einen Tropfen spenden.
    Ein weiteres Mal begriff er, wie komfortabel er in den letzten Tagen gelebt hatte. Langsam kaute er das Brot, schob dann die Handvoll Erbsen nach. Er musste dringend etwas trinken.
    Den Haag
    Bollard kettete das Fahrrad an ein Verkehrsschild an. Weiter würde er damit nicht kommen. Auf dem kleinen Platz, den alte Häuser umrahmten, drängten sich Hunderte Menschen, dazwischen konnte er ein paar Pferdewagen ausmachen, umringt von kräftigen Burschen mit Knüppeln und Mistgabeln. Aus einiger Entfernung ertönte das schwere Grollen eines Lkw-Motors, der sich langsam näherte. In der Masse entstand Bewegung. Aus einer Straße auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes drang ein schwacher Lichtschein, wurde heller, dann schob sich ein Lkw in das Menschenmeer. Sofort kletterten einige der Wartenden über die Trittbretter und Stoßstangen am Wagen hoch. Bollard drängte in die Platzmitte, doch er war nicht der Einzige. Eingeklemmt zwischen den anderen kam er bald weder vor noch zurück, musste sich mit den anderen treiben lassen. Die Menschen schimpften, fluchten, schrien. So musste es sich anfühlen, wenn man in eine Meeresströmung geriet, gegen die man nicht anschwimmen konnte, dachte er. Trotz seiner Gegenwehr wurde er seitlich abgedrängt, statt auf den Lastkraftwagen zu, an dem die Menschen mittlerweile hingen wie Bienen an einem Imker.
    Der Transporter hielt in der Mitte des Platzes, und zunächst geschah eine Minute lang nichts. Dann gelang es dem Personal endlich, die von Menschen blockierten Türen zu öffnen. Weitere Minuten benötigten sie, in Begleitung von zwei Polizisten, für die wenigen Meter bis an die Rückseite des Laderaums. Sie öffneten die großen Flügeltüren, kletterten auf die Plattform, während links und rechts von ihnen je ein Polizist die allzu Aufdringlichen mit Schlagstöcken daran hinderte, den Laderaum zu entern.
    Die Menschen drängelten, schrien durcheinander, reckten ihre Hände. Bollard sah zwei Kleinkinder über der Menge schaukeln, wohl als Hilferuf der Eltern, dass hier jemand besondere Versorgung benötigte. Weiter hinten kam es zu ersten Handgreiflichkeiten.
    Stoisch gaben die Männer Pakete an jene ab, die es bis zur Kante der Laderampe geschafft hatten. Im Laderaum hinter ihnen stapelten sich ähnliche Bündel

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