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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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dass ihre Kinder und Enkel jetzt bei ihr sein wollten, die Umstände es ihnen aber unmöglich machten, dass er ihnen erzählen würde, wie sie sanft und friedlich in eine andere Welt hinübergegangen war. Er redete und redete um sein Leben. Lange musste er so dagesessen haben, länger als die fünf Minuten, von denen die Ärztin gesprochen hatte, bis er spürte, dass in der Hand, die er hielt, kein Leben mehr war. Behutsam legte er sie zurück auf die Decke, bettete die andere Hand darauf. Eddas Miene hatte sich während der ganzen Zeit nicht verändert. Er wusste nicht, ob sie auch nur ein Wort von ihm gehört hatte, ob sie gespürt hatte, dass sie nicht allein gewesen war in ihren letzten Minuten. In der Finsternis sah er nur die Höhle ihres Mundes und die Schatten, in die ihre Lider gesunken waren.
    Wo die Tränen in seinem Gesicht getrocknet waren, spannte die Haut. Er erhob sich, nahm seine Krücken, an der Tür musste er sich noch einmal umdrehen, dann verließ er den Raum.
    Gegenüber stand gerade der Pfleger auf. Manzano fiel ein, dass weder er noch die Ärztin sich vorgestellt hatten. Vielleicht war es besser, wenn sie namenlos blieben bei dem, was sie hier taten.
    In der folgenden halben Stunde hielt Manzano die Hände von drei weiteren Menschen, dem dreiunddreißigjährigen Opfer eines Autounfalls, einem siebenundsiebzigjährigen mehrfachen Herzinfarktpatienten und einer Fünfundvierzigjährigen, die sich nach einer dreißigjährigen Drogenkarriere den finalen Schuss gesetzt hatte. Keiner zeigte in irgendeiner Form, dass er die Gegenwart Manzanos, des Pflegers oder der Ärztin wahrnahm. Nur die Drogenkranke ließ so etwas wie einen leisen Seufzer hören, bevor sie verstummte. Nachdem Manzano ihre Hand zurückgelegt hatte, spürte er eine unendliche Leere in sich.
    Die Ärztin bedankte sich bei ihm.
    Manzano nickte langsam.
    Sie zeigte auf seinen Schenkel. »Alles in Ordnung damit?«
    Nur langsam drang in Manzanos Bewusstsein zurück, warum er hier war. Das Bein schmerzte, aber in diesem Augenblick freute er sich fast, dass er etwas spürte. Dass er lebte. Er stand auf, hielt sich ohne Krücken.
    »Wir werden sie noch alle in einen Raum schieben und zudecken«, erklärte die Ärztin. »Dabei können Sie uns in Ihrem Zustand nicht helfen. Was werden Sie jetzt tun? Holt Sie niemand ab?«
    »Doch«, erwiderte er und musste dafür nicht einmal lügen.
    Sie streckte ihm die Hand entgegen. »Nochmals vielen Dank.«
    Auch der Pfleger gab ihm die Hand. In stillem Einvernehmen beließen sie es bei der gegenseitigen Anonymität.
    »Die werden Sie brauchen«, sagte die Ärztin und reichte ihm ihre Taschenlampe. Manzano bedankte sich seinerseits und humpelte den Flur entlang Richtung Treppenhaus.
    Er hatte keine Ahnung, was er als Nächstes tun, wohin er gehen sollte. Wenn Hartlandt bis jetzt nicht gekommen war, würde er es nicht mehr tun. Vielleicht sollte er über Nacht hierbleiben. Immerhin war es wärmer als draußen, es gab Betten und Decken. Bei dem Gedanken beschlich ihn Unbehagen. Aber ihm fiel keine Alternative ein. Hunger spürte er keinen, obwohl er seit dem Morgen nichts gegessen hatte. Welches Bett sollte er nehmen? In allen waren Kranke gelegen, hatten geschwitzt, womöglich ihre Ausscheidungen darin verteilt. Neben den Fahrstühlen fand er eine Tafel, die beschrieb, welche Abteilungen er in welchem Stockwerk fand. Nachdem er die Liste durchgegangen war, kam für ihn nur ein Platz infrage. Er machte sich auf den Weg in den zweiten Stock, zur Entbindungsstation.
    Selbst die Hotellobby war von Verzweifelten in ein Notlager umfunktioniert worden. Kein Kleinkind hätte mehr Platz darin gefunden, geschweige denn Shannon. Ähnlich hatte es in den zwei anderen Häusern ausgesehen, die sie noch geöffnet vorgefunden hatte. Alle anderen Hotels hatten ihren Betrieb eingestellt, wie Shannon in den vergangenen Stunden festgestellt hatte. Frierende Sicherheitsleute bewachten die Eingänge der verwaisten Gebäude.
    Shannon sehnte sich nur noch nach einem Bett. Die Sitze des Autos waren zu unbequem zum Schlafen. Außerdem würde es in dem Porsche über Nacht zu kalt werden. Sein Außenthermometer zeigte zwei Grad über dem Gefrierpunkt.
    Denk nach, Shannon! Wo findest du jetzt noch einen Platz zum Schlafen?
    Dann hatte sie die Idee.
    Shannon fuhr zum Krankenhaus zurück, in das sie Manzano gefolgt war. Morgen würde sie vielleicht ein amerikanisches Konsulat aufsuchen, so es eines in dieser Stadt gab. Vielleicht

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