BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
aß sie ihr Sandwich. Sollte Hartlandt erzählen. Dabei überlegte sie, wie sie unbemerkt an Manzanos Laptop gelangen könnte.
»Schmeckt es?«
Shannon nickte nur.
»Möchte Sie noch etwas?«
»Noch ein Kaffee wäre toll.«
Kaum war er draußen, schnappte sie Manzanos Laptop von dem Stapel und stopfte ihn in die Tasche zu ihren Geräten. Sie setzte sich nicht mehr hin. Als Hartlandt ein paar Minuten später zurückkehrte, nahm sie ihm den Kaffee ab, stürzte ihn mit einem Schluck hinunter und meinte: »Ich glaube, sehr viel mehr wollen Sie mir nicht erzählen, oder? Danke für Ihre Zeit.«
»Können Sie Ihren Sender denn überhaupt noch erreichen?«, fragte Hartlandt beim Hinausgehen.
»Nicht so einfach, aber es geht.«
»Aber wird er denn noch etwas senden?«
»Weshalb sollte er nicht?«
Hatte sie etwas verpasst in ihrer Nachrichtenabstinenz?
»Wo waren Sie denn in den letzten vierundzwanzig Stunden?«
Hoffentlich lief sie jetzt nicht rot an!
»Unterwegs, recherchieren.«
»Keinen Kontakt mit Ihren Leuten gehabt?«
»Ist nicht so einfach.«
Sie hatten die Eingangshalle erreicht.
»Wissen Sie etwa nicht, dass gestern auch die USA angegriffen wurde?«
Shannon erstarrte. »Wie bitte?« Sie schrie fast.
»Ich dachte, es würde Sie interessieren. Die Story ist allerdings schon draußen. Wenn auch nicht mehr viele davon erfahren, wie man sieht …«
Bevor sie antworten konnte, schob er sie hinaus.
»Ich wusste gar nicht, dass CNN in Düsseldorf ein Büro hat«, erklärte er zum Abschied.
»Haben wir auch nicht«, antwortete sie geistesabwesend, bevor sie ihre Fassung zurückgewann. »Ich bin extra angereist. Ein wenig Benzin hatte ich noch im Tank.«
»Dann wünsche ich Ihnen eine gute Rückfahrt.«
Hartlandt blieb vor dem Eingang stehen und sah der Frau nach. Als sie in ihrem bunten Porsche davonfuhr, nickte er ihr noch einmal zu. Sobald sie den Parkplatz verlassen hatte, startete der graue Audi A6 mit Pohlen am Steuer und folgte ihr mit einigem Abstand. Hartlandt zog aus seiner Tasche den Ausdruck hervor, der Lauren Shannon auf dem Bildschirm zeigte, als sie den Angriff auf die Stromnetze enthüllte, und auf dem Bild einer Überwachungskamera im Den Haager Hotel Gloria mit Piero Manzano.
»Hältst du uns für blöd, Mädchen?«
Zum wiederholten Mal sah Shannon in den Rückspiegel. Jetzt war der graue Audi wieder da. Die Straßen waren so leer, dass fast jeder Wagen Aufmerksamkeit erregte, gleich, ob er Shannon entgegenkam oder in ihrem Rückspiegel auftauchte. Minutenlang hatte sie versucht, einen Radiosender einzustellen, doch in den Lautsprechern krachte es nur. Sie konnte sich kaum auf die Straße konzentrieren, ihre Gedanken flogen von ihren Eltern zu ihren noch lebenden Großeltern, die über die gesamten Vereinigten Staaten verstreut waren. Freunde fielen ihr ein, Studienkollegen, die sie seit Jahren nicht gesehen hatte. Boston, New York, wo sie vor ihrer Reise eine Weile gelebt hatte. Drohte ihnen jetzt dasselbe Schicksal, wie die Menschen es hier bereits seit einer Woche erlebten? Dieser graue Audi war immer noch da. Zufall?
Ein paar Minuten lang wurde sie von einem kilometerlangen Militärkonvoi auf der Gegenfahrbahn abgelenkt. An der Stadtgrenze von Düsseldorf erschien der Audi wieder. Shannon musste an Manzanos Laptop in ihrer Tasche denken. Wenn der Italiener mit seinen Geschichten recht hatte, durfte sie kein Risiko eingehen. Mit dem Diebstahl des Computers hatte sie sich zu Manzanos Komplizin gemacht.
Den Standort des Krankenhauses hatte sie bei ihrer Abfahrt ins Navigationssystem gespeichert. Sie konnte ein paar Umwege wählen, und es würde sie trotzdem zurückführen. Kurz entschlossen bog sie von der angesagten Route ab, während ihr Blick zwischen Straße und Rückspiegel hin- und hersprang.
Der Audi folgte ihr.
Noch ein Test.
Ihr Verdacht wurde bestätigt.
Wer saß in dem Auto hinter ihr? Es konnte sich nur um Hartlandts Männer handeln. Deren Methoden hatte sie schon kennengelernt. Manzano hatten sie kaltblütig angeschossen, als er zu flüchten versuchte. In Filmen gaben die Fahrer an dieser Stelle Gas und hängten ihre Verfolger in waghalsigen Verfolgungsjagden ab. Ein Wettrennen mit mehr als zweihundert Pferdestärken unter dem Hintern und Polizeiprofis im Nacken würde höchstwahrscheinlich schnell an einer Düsseldorfer Hauswand enden. Hatte sie eine Wahl?
Shannon beschleunigte. Spürte, wie sie in den Sitz gedrückt wurde. Test mit dem Pedal, kurzer Blick in
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