BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
Journalistin und werde darüber berichten.«
Die Empfangsdame seufzte, dann griff sie zum Telefon. Shannon verstand nicht, was sie auf Deutsch in den Hörer nuschelte. Die Miene der Frau wechselte von sauer zu ernst zu gleichgültig. Sie legte auf und lächelte Shannon spöttisch an.
Sollte Shannon verschwinden, bevor sie sich von der Security hinauswerfen lassen musste? Zeit zum Überlegen blieb ihr nicht. Zwei groß gewachsene Männer erschienen hinter dem Tresen. Shannon wandte sich um, als aus einem Flur drei weitere Personen eintraten. Einen davon erkannte Shannon sofort.
»Sie habe ich gesucht«, rief sie Hartlandt auf Englisch entgegen.
Hartlandt und seine Leute, ein Mann und eine Frau, blieben stehen. Unter seinem Blick fühlte sich Shannon unwohl. Erkannte er sie wieder als die Frau aus dem Krankenhaus gestern Nacht?
»Was wollen Sie?«, fragte er grußlos auf Englisch.
Hinter ihr kamen die Sicherheitsleute näher.
»Ich bin Journalistin von CNN . Mich interessiert, was deutsche Ermittler bei einem der wichtigsten Produzenten von Kraftwerkssteuerungssystemen weltweit suchen.«
Er fixierte sie und sagte: »Verzeihen Sie, ich habe Ihren Namen nicht verstanden.«
Shannon schickte ein dreifaches Stoßgebet zum Himmel, dass er in den letzten Tagen nicht zu viel ferngesehen und damit Shannons » fifteen minutes of fame « versäumt hatte, dass Bollard nichts von ihrer Verbindung zu Manzano und ihrem Verschwinden aus Den Haag durchgegeben hatte und dass sie irgendwie aus der Nummer wieder herauskam, in die sie sich so blauäugig begeben hatte.
»Sandra Brown.«
»Sie berichten ohne Kameras, Sandra Brown?«
Sie klopfte auf die Tasche.
»Die Akkus sind leer. Und schwer zu laden, wie Sie sich vorstellen können.«
Die Security Guides gesellten sich an ihre Seite und schoben Shannon sacht Richtung Ausgang.
»Wir kümmern uns schon darum«, erklärte einer.
Auf Hartlandts Gesicht flackerte einen Moment so etwas wie ein Grinsen auf.
»Nicht so schnell, meine Herren. Was kann ich für Sie tun, Sandra Brown?«
Shannon warf den beiden Männern, die sie mittlerweile an den Oberarmen gepackt hatten, triumphierende Blicke zu. Zögerlich lockerten sie ihren Griff, ohne ganz loszulassen.
»Mir erzählen, worum es hier geht. Mittlerweile ist ja bekannt, dass die Stromausfälle bewusst herbeigeführt wurden. Spielt Talaefer dabei eine Rolle?«
»Folgen Sie mir.«
Mit einem bedauernden Schulterzucken ließ sie die Muskelprotze von der Sicherheit stehen.
Hartlandt brachte sie in ein kleines Büro im Erdgeschoss. Der Raum war voll mit Kisten und Computern.
»Kann ich Ihnen etwas anbieten? Kaffee? Einen Snack?«
Ja, ja, ja!, hätte sie am liebsten laut gerufen, hielt sich aber zurück. »Gern, danke.«
Er verschwand. Shannon sah sich um. Es sah aus wie ein improvisierter Arbeitsraum. Auf einem Aktenkästchen an der Wand stapelten sich Festplatten und Laptops. Der oberste sah aus wie das Modell, auf dem Manzano in Den Haag immer herumgetippt hatte. Sie sprang hoch, eilte die wenigen Schritte hinüber. Derselbe grüne Aufkleber wie auf Manzanos Gerät.
Das war fast zu viel Glück.
Sie setzte sich an ihren Platz zurück, gerade rechtzeitig, bevor Hartlandt wieder eintrat. Als er den Kaffee, eine Flasche mit Wasser und ein Sandwich vor ihr abstellte, musste sie sich sehr zusammenreißen, um nicht alles sofort zu verschlingen.
»Also«, sagte er mit einem Lächeln. »Dann fragen Sie. Da Sie keine Aufnahmegeräte dabeihaben, können wir ja offen reden.«
»Vielleicht dürfte ich meine Kamera bei Ihnen aufladen.«
»Tut mir leid, aber Energie ist gerade sehr wertvoll. Den Strom brauchen wir für Wichtigeres«, sagte Hartlandt.
»Und was ist das genau?«, fragte Shannon.
Shannon grub ihre Zähne in das Sandwich. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals etwas Köstlicheres gegessen zu haben! Sie kaute langsam und mit Bedacht.
»Was Sie schon vermutet haben«, erwiderte Hartlandt.
»Sie bestätigen demnach, dass Sie bei Talaefer nach möglichen Ursachen für den Ausfall forschen?«
Noch ein Bissen. Dazu ein Schluck heißen Milchkaffee! Es machte ihr nichts aus, dass er völlig verzuckert war, im Gegenteil.
»Im Moment tut das jeder vergleichbare Produzent«, erklärte Hartlandt. »Talaefer ist keine Ausnahme.«
»Und jedem hilft die Polizei?«
Hartlandt zuckte mit den Achseln. »Das weiß ich nicht.«
»Haben Sie schon etwas gefunden?«
»Bislang nicht.«
Shannon stellte keine weitere Frage, stattdessen
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