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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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den Spiegel. Der Audi blieb zurück. Der Motor röhrte, der Tachometer wanderte auf hundertdreißig Stundenkilometer. Hoffentlich lief jetzt niemand vor ihr auf die Straße oder bog aus einer Seitenstraße ein. Bei der nächsten Kreuzung bremste Shannon scharf, bog nach rechts ab und beschleunigte erneut. Ohne einen Blick zurück wiederholte sie das Manöver bei der nächsten Kreuzung. Shannon hatte keinen Schimmer, wo sie sich befand. Sie schien sich in einem Industriegebiet verloren zu haben. Nach der siebten oder achten Abzweigung wagte sie zum ersten Mal einen Blick nach hinten. Der Audi war weg. Sie drosselte ihr Tempo und atmete durch.
    Die Frauenstimme des Navigationsgeräts gab ihr die neue Route an. Shannon folgte.
    Ihr Magen verkrampfte sich, als sie den Audi abermals in den Spiegeln entdeckte. Resigniert ließ sie sich vom Navi zurück auf die Einfallsstraße führen. Spätestens nach diesem missglückten Fluchtversuch musste ihren Verfolgern klar sein, dass Shannon sie bemerkt hatte. Nun würden sie noch aufmerksamer sein, aber nicht mehr unauffällig. Sie verringerten ihren Abstand und fuhren unverhohlen hinter ihr her.
    Shannon nestelte den Laptop auf dem Beifahrersitz aus der Tasche, dann die Kameras und den restlichen Kram. Aus dem Handschuhfach zog sie die Bedienungsanleitung heraus, die so dick war wie ein Telefonbuch, und steckte sie in die Tasche. Mit einem Knopfdruck öffnete sie ihre Scheibe und warf das Bündel hinaus. Im Seitenspiegel verfolgte sie, wie die Tasche sich mehrmals überschlug. Der Audi wurde langsamer. Jemand sprang aus dem Auto, hob die Tasche auf. Shannon trat das Gaspedal durch. Schnell wurde das Auto im Rückspiegel kleiner. Bei der nächsten Kreuzung bog sie in eine Nebenstraße und tauchte in das Gewirr kleinerer Straßen eines Wohngebiets ab.
    Diesmal erschien der Audi nicht mehr in ihren Rückspiegeln.
    Shannon lächelte mit schmalen Lippen, ohne sich zu freuen. Nach weiteren zehn Minuten wagte sie, den Anweisungen des Navigationssystems zu folgen. Die Raserei hatte die Treibstoffanzeige um ein Viertel sinken lassen. Musste sie im Krankenhaus eben noch einmal »tanken«.
    Ratingen
    Ihr verdammten Schwachköpfe!, hätte Hartlandt am liebsten in das Funkgerät gebrüllt. Lasst euch von einem Mädchen abhängen! Zum Glück hatte er genug Motivations- und Führungstrainingsstunden hinter sich und noch schwierigere Fälle, um zu wissen, dass Beleidigungen und Demütigungen ihnen nicht weiterhalfen. Nicht zuletzt durch seinen gefassten Charakter hatte er seine Position erreicht.
    »Gestern Nacht war sie im Krankenhaus. Im Licht der Taschenlampen und ihrem erschrockenen Zustand haben wir sie bloß nicht gleich erkannt. Das war sicher kein Zufall, dass sie am selben Ort war, an dem wir den Italiener verloren haben. Fahrt noch einmal hin und seht nach, ob sie dort auftaucht.«
    Auf den Einwand seiner beiden Mitarbeiter konnte er nur mit einer Gegenfrage antworten: »Wo soll ich Verstärkung hernehmen? Ihr seid Spitzenkräfte. Ihr schafft das schon.«
    Woran er langsam zweifelte. Sie waren zu wenige und zu müde. So wie alle anderen.
    Nanteuil
    Annette Doreuil fand die zwei Menschen in den Schutzanzügen vor der Tür furchterregend. Dabei kamen sie, um den Bollards und Doreuils zu helfen.
    »Ein Gepäckstück pro Person«, erklärte die scheppernde Stimme hinter der Maske des einen.
    Im Laderaum des Lastwagens hinter ihnen drängten sich verängstigt dreinblickende Menschen.
    »Ein Gepäckstück pro Person« hatte schon der Lautsprecher des Wagens gefordert, der vor zwei Stunden mehrmals durch die Straßen Nanteuils gefahren war.
    »Danach dürfen wir aber hierher zurück, oder?«, fragte Celeste Bollard.
    »Darüber besitzen wir keine Informationen«, erwiderte der Mann im Schutzanzug. »Unsere Aufgabe ist die Evakuierung.«
    Annette Doreuil musste an die Berichte aus Tschernobyl und Fukushima denken. Jedes Mal hatte sie sich gefragt, wie es für die Menschen gewesen war, ihr Heim überstürzt zu verlassen, in der Angst nie wieder zurückkehren zu dürfen. Alles zurückzulassen, was einem lieb war. In der Panik, womöglich bereits von der Strahlung schwer, gar tödlich getroffen worden zu sein. Mit der Aussicht, ihren Lebensabend statt in der vertrauten Umgebung beschließen zu dürfen, in der Fremde von vorne beginnen zu müssen. Womöglich schwer krank. Diese Angst hörte sie nun in der Stimme Celeste Bollards. Seit elf Generationen, über dreihundert Jahre, hatte die Familie

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