BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
waren in den ersten Tagen des Ausfalls genügend Bilder gemacht worden, von denen sie nun eines aufrufen konnte. Einige Anwesende quittierten es mit Äußerungen des Ekels.
»Nicht besser sieht es mit der Entsorgung aus«, fuhr Michelsen ungerührt fort. Nur durch solche Bilder konnten sie den Leuten, die selbst in den vergangenen zwölf Tagen einigermaßen versorgt gewesen waren, deutlich machen, womit die Menschen im Land kämpften.
»Die meisten Toiletten konnten von der ersten Nacht an nicht mehr gespült werden. Zwar konnte man Wasser aus Flaschen, Regenwasser oder geschmolzenem Schnee nachschütten, doch spätestens in der Kanalisation reichte die Wassermenge nicht zum Weitertransport aus. Dadurch kam es sowohl zu Verstopfungen im häuslichen Bereich wie in der Kanalisation, die mittlerweile ebenfalls eingetrocknet sind. Hier wird es ordentliche Spül- und Reinigungsmaßnahmen erfordern, um die Systeme wieder problemlos einsetzen zu können. Die Verantwortlichen rechnen dafür – je nach Gebiet – mit wenigen Stunden bis zu ein paar Tagen, in seltenen Fällen vielleicht sogar Wochen.«
Bild einer Kläranlage.
»In der Abwasserwiederaufbereitung ist man auf kürzere Stromausfälle eingestellt. Die Hauptarbeit in den Kläranlagen leisten Bakterienkulturen. Sie sind starke Schwankungen gewohnt, nach einer so langen Periode sind ihre Bestände aber stark dezimiert und müssen neu in die Becken eingebracht werden. Angesichts der notwendigen Menge wird das ebenfalls ein paar Tage bis Wochen dauern.«
Aufnahmen verwüsteter, leer geräumter Supermärkte.
»Auch die Lebensmittelversorgung kann nicht so schnell wieder problemlos hergestellt werden. Die Bestände an Tiefkühlwaren sind verdorben, praktisch alle Frischware wurde während des Ausfalls ausgegeben oder geplündert. Konserven und länger haltende Nahrungsmittel sind nur beschränkt vorhanden. Viele Supermarktfilialen werden in den nächsten Tagen wieder öffnen, allerdings nach den notwendigen Aufräum- und Instandsetzungsarbeiten vorerst nur ein sehr beschränktes Sortiment anbieten. Auch in diesem Bereich werden die öffentlichen Stellen mit Unterstützung der Hilfsdienste noch für mehrere Wochen die Versorgung vieler Gebiete sicherstellen müssen.«
Bilder einer Geflügelfarm.
»Mindestens ebenso wichtig ist es aber nun, sich über die mittel- und langfristigen Folgen Gedanken zu machen und schnell Lösungen zu finden. Viele produzierende Unternehmen haben alles verloren, beispielsweise Viehzüchter. Abgesehen von den hygienischen Problemen, die bei der Entsorgung von Abermillionen Kadavern noch auf uns zukommen, werden wir in puncto Fleisch mehrere Jahre lang auf Importe angewiesen sein. Gleichzeitig müssen aber die heimischen Unternehmen unterstützt werden, um eine eigene Produktion wieder aufnehmen zu können. Dasselbe gilt zum Teil für die Glashauszucht von Obst und Gemüse. Deutschland ist hier nicht ganz so schlimm betroffen wie andere Staaten, etwa die Niederlande oder Spanien, nichtsdestotrotz gibt es auch bei uns zahlreiche Geschädigte. Sie sehen, wir stehen weiterhin vor gewaltigen Aufgaben. In vielen Fällen wäre es von Vorteil, wenn die Menschen so lange in den Notquartieren blieben, bis die reguläre Versorgung in ihren Wohngebieten angelaufen ist. Ganz wichtig wird in diesem Zusammenhang die Kommunikation mit der Bevölkerung sein. Denn sie wird eine normale Versorgung wie vor dem Stromausfall wesentlich schneller erwarten. Die Psychologie dürfen wir nicht unterschätzen: Der Strom ist zurück, also muss unser altes Leben doch auch wieder funktionieren. Wir bereiten umfangreiche Kommunikationsmaßnahmen vor, um die Bevölkerung über die wahre Lage aufzuklären und sie zu beraten, wie sie sich verhalten soll, bis der Normalzustand tatsächlich wiederhergestellt ist.«
Michelsen fragte sich, wer das alles finanzieren sollte. Seit der Finanz- und Wirtschaftskrise waren praktisch alle europäischen Staaten hoch verschuldet bis bankrott. Für staatliche Unterstützungs- und Förderprogramme existierte eigentlich kein Geld. Die Folgen für die Finanzwirtschaft waren noch nicht abzusehen. Doch die würde später noch der Kollege vom Finanzministerium erläutern.
Den Haag
»Die Terroristen sind gefasst«, verkündete Shannon auf dem Bildschirm. »Noch kann niemand die Folgen des Angriffs abschätzen. Aber schon jetzt steht fest, dass es sich um den schwersten Terroranschlag der Geschichte handelt. Die Opferzahl in Europa und den
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