BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
Prozent haben Probleme beim Hochfahren. Immer wieder kommt es zu Fehlermeldungen. Einige Trafos sind auch hinüber.«
»Dass ein paar wenige Kraftwerke durch die Spannungsschwankungen in Mitleidenschaft gezogen wurden, ist schon möglich«, bemerkte ein leitender Ingenieur. »Aber so viele …«
»Puh, bei den Sparmaßnahmen der vergangenen Jahre …«, meinte Solarenti. »Ich habe davor immer gewarnt.«
»Meine Herren, das hilft uns nicht weiter.« Franco Tedesci, Technikvorstand. »Wir brauchen eine Lösung. Und wir brauchen sie schnell.«
Curazzo nickte abwesend. Sein Walkie-Talkie läutete in seiner Hosentasche. Der Empfang meldete Besuch für den Vorstand.
»Wer soll das sein?«
»Polizei.«
»Ich komme.«
Ohne ein weiteres Wort verließ er die Runde und ging in die Empfangshalle.
Die beiden Männer sahen nicht aus wie Polizisten. Einer stellte sich als Dottore Ugo Livasco vor, der andere als Ingegnere Emilio Dani.
»Was kann ich für Sie tun?«
»Wir haben einen Ermittlungsauftrag von Europol«, erklärte der Ingegnere. »Sie haben Hinweise erhalten, dass italienische Stromzähler manipuliert wurden und dies der Auslöser für den Stromausfall sein könnte.«
Curazzo schoss das Blut in den Kopf. Der Kerl vom Morgen fiel ihm ein. Nachdem Curazzos zweiter Versuch, das Thema auf den Tisch zu bringen, vom Vorstand abgeschmettert worden war, hatte niemand mehr daran gedacht. Schnell bekam er sich wieder in den Griff.
»Das halte ich für unmöglich«, vertrat er die Vorstandslinie. »Unsere Systeme sind getestet und sicher.«
Dani zuckte mit den Schultern. »Glauben Sie mir, ich hätte auch bessere Ideen, mir die Samstagnacht um die Ohren zu schlagen. Zumal ich zu Hause für solche Fälle einen Dieselgenerator stehen habe«, bemerkte er zufrieden. »Wir würden uns freuen, wenn wir in der Sache zusammenarbeiten können. Dann haben wir diesen Verdacht in ein paar Stunden aus der Welt.«
Nach bald zwei Tagen und Nächten auf den Beinen war jedes Gesicht in der Enel-Zentrale bleich. Doch in diesem Moment wurden alle kalkweiß. Sie hatten nicht lange suchen müssen. Die IT -Forensiker der Polizei hatten vorgeschlagen, als Erstes die Logs der Router zu prüfen.
»Warum gerade die?«
»Wir haben einen Tipp bekommen.«
Binnen weniger Minuten waren sie fündig geworden.
Im Prinzip waren die intelligenten Stromzähler in den italienischen Haushalten und Unternehmen über verteilende Router untereinander verbunden wie jedes andere Computernetz. Aus diesen ließen sich Log-Daten auslesen, die alle an die Zähler gesandten Signale dokumentierten.
»Da drinnen findet sich tatsächlich der Befehl, die Verbindung zum Stromnetz zu unterbrechen.«
Vier Dutzend Menschen hatten sich vor dem großen Bildschirm versammelt, auf dem der Leiter des Krisenmanagements, Solarenti, die zugehörigen Dateien und Grafiken zeigte. Meistens waren es für Nicht-Programmierer unverständliche Buchstaben- und Zahlenkolonnen. Mit einer Gänsehaut am ganzen Körper folgte Curazzo den Ausführungen.
»Diese Befehle kommen aber nicht von uns«, fuhr Solarenti fort. »Sondern von außerhalb. Jemand hat sie in einen Zähler eingespielt. Von dort wurden sie nach und nach an alle Zähler im Land verbreitet. Dazu braucht es nicht einmal einen Virus. Der Befehl wird wohl per Funk weitergeleitet.«
Er ließ seine Worte wirken. Curazzo hörte nicht einen Atemzug in Raum. Nur das leise Summen der Maschinen.
»Mein Gott«, sagte jemand in die Stille.
»Wie kann denn das passieren?«, rief eine andere Stimme. »Was ist mit unseren Sicherheitssystemen?«
»Das versuchen wir gerade herauszufinden.«
»Das heißt, jemand hat uns tatsächlich das Licht ausgeknipst«, bemerkte ein anderer. »Dem ganzen Land.«
»Nicht nur aus«, erwiderte Solarenti. »Und das macht die Sache noch schlimmer. Zuerst hat dieser Jemand Haushalte und Unternehmen vom Stromnetz genommen. Darauf brachen die Netze zusammen. Als wir endlich wieder einigermaßen stabile Netze in einigen Gebieten hatten, schaltete ein weiterer Fremdbefehl die Zähler wieder ein. Dadurch gingen zu viele Haushalte und Unternehmen mit einem Schlag zurück ans Netz. Das führte erneut zu Spannungsschwankungen im Netz, und es brach abermals zusammen.«
»Da spielt also jemand Katz und Maus mit uns!«
»Das ist die schlechte Nachricht. Wir haben aber auch eine gute. Jetzt, da wir die Ursache kennen, können wir diesen Befehl zur Stromabschaltung blockieren. Wir arbeiten bereits daran. In zwei
Weitere Kostenlose Bücher