BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
erreichen und mehr erfahren.
Bollard legte auf. Er dachte über das Gehörte nach. Dann wählte er die österreichische Nummer.
Ischgl
Manzano legte auf.
»Und?«, fragte ihn Angström, als er sich zu den anderen gesellte, die es sich vor dem Kamin in der Empfangshütte gemütlich gemacht hatten. Alle sahen ihn gespannt an.
»Das war jemand von Europol«, erklärte er. »Angeblich will er die italienischen und schwedischen Behörden informieren.«
»Hoffentlich nicht auf dem Amtsweg«, warf van Kaalden ein. »Sonst sitzen wir hier noch lange an unserem Höhlenfeuer.«
Hoffen wir, dass dieser Vergleich nicht realer wird als in diesem Augenblick, dachte Manzano. Nur kurz und leise hatte er mit dem Franzosen von Europol die möglichen Konsequenzen seiner Entdeckung besprochen. Er schob den beängstigenden Gedanken beiseite.
»Gibt es für mich auch etwas zu trinken?«, fragte er mit gespielter Fröhlichkeit.
Lara Bondoni reichte ihm einen Becher mit einer dampfenden, duftenden Flüssigkeit. »Um ein Quartier für euch haben wir uns schon gekümmert. Wegen der Verhältnisse konnten nicht alle Gäste anreisen. Ein paar Hütten sind frei. In einer könnt ihr heute übernachten. Das ist sicher gemütlicher als in euren kalten Wohnungen«, lachte sie und prostete ihm zu.
Manzano trank und hoffte, dass der Alkohol seine düsteren Ahnungen vertrieb.
»Jetzt erzählen Sie mir einmal genauer, wo Sie eigentlich arbeiten«, forderte er Angström auf. »Sie scheinen ja ganz gute Verbindungen zu haben.«
Den Haag
Bollard ging ins Wohnzimmer.
»Ich muss kurz ins Büro.«
Marie sah auf.
»Jetzt? Am Samstagabend?« Sie musterte ihn, versuchte in seinem Gesicht zu lesen. Sie wusste, was es bedeutete, wenn er ernsthaft gebraucht wurde.
»Muss ich mir Sorgen machen?«
»Nein«, log er.
Mit dem Auto fuhr er nur zehn Minuten durch die finsteren Straßen. In der Europol-Zentrale im Statenkwartier brannten ein paar Lichter. Der Bau war nach den modernsten Erkenntnissen zum Umweltschutz erbaut. Zum Glück hatte man auch Sicherheitsfaktoren ausreichend berücksichtigt. Die Notstromaggregate funktionierten. Erst 2011 hatten sie die neue Zentrale bezogen. Neben Europol beherbergte der Komplex unter anderem die Organisation zum Verbot chemischer Waffen, OCPW , den internationalen Gerichtshof für das ehemalige Jugoslawien, ICTY , und das World Forum Convention Centre. Dazu gab es Konferenz-, Presse- und Trainingsräumlichkeiten, Restaurants und andere Einrichtungen.
Bollard suchte Dag Arnsby auf, der ihm den Anruf vermittelt hatte.
»Du hattest Glück, mich zu erreichen. Eigentlich sollte ich in Paris sein.«
»Weiß ich«, antwortete der füllige Mann mit den dunklen Locken. »Aber offensichtlich war es richtig.«
»Weiß ich noch nicht. Auf jeden Fall trifft es sich, dass du da bist. Lass uns einmal in die Datenbank sehen.«
Er zog einen Stuhl heran und setzte sich neben Arnsby.
»Sieh mal nach, ob wir zufällig etwas über einen gewissen Piero Manzano haben.«
Seit 2005 führte Europol ein automatisiertes Informationssystem. In dieses pflegten die Mitgliedsstaaten Daten über Verurteilte und Verdächtige ein. In einer weiteren Analysedatenbank fanden sich zudem Informationen über Zeugen und Opfer von Straftaten, Kontakt-, Begleit- und Auskunftspersonen. Auf sie hatten nur Analysten wie Arnsby Zugriff. Bollard dachte an die gelegentlich aufflammenden Diskussionen über Datenschutz. Nicht jeder fand die Kontrollmechanismen so ordentlich wie er.
Arnsby gab den Namen des Italieners ein.
»Ist er das?«, fragte Arnsby.
Das Bild auf dem Monitor zeigte einen Mann mittleren Alters. Kantige Züge, markantes Kinn, schmale Nase, kurze, schwarze Locken, braune Augen, blasser Teint.
»Piero Manzano«, las Bollard laut. »Eins siebenundachtzig, achtundsiebzig Kilo, dreiundvierzig Jahre alt, Programmierer. Gehörte jahrelang zu einem Verein italienischer Hacker, die in Computernetze von Unternehmen und staatlichen Behörden eindrangen, um Sicherheitsmängel aufzudecken. Wurde deshalb Ende der Neunzigerjahre sogar einmal verurteilt. Allerdings nur bedingt. Außerdem taucht er auch auf Demonstrationen im Rahmen der ›Mani pulite‹ auf. 2001 bei den G-8-Protesten in Genua kurzfristig verhaftet.«
Bollard erinnerte sich. Genua war ein Debakel für das Image der italienischen Polizei gewesen. Bei den schweren Ausschreitungen rund um das Gipfeltreffen der acht einflussreichsten Regierungschefs der Welt war ein Demonstrant
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