BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
werden. Das ist diesmal nicht gelungen, was Anlass zur Besorgnis gibt.«
Auf der Leinwand hinter ihm erschienen Kreis- und Balkengrafiken in verschiedenen Farben.
»In Übungsszenarien für großflächige Stromausfälle wird angenommen, dass es in einigen Kraftwerken durch die Frequenzschwankungen zu Schäden kommen kann. Die Schätzungen reichen von zehn bis dreißig Prozent.«
In den Grafiken im Hintergrund änderten sich die Größe verschiedener Tortenspalten und Balken.
»In den meisten europäischen Ländern scheint die Rate aktuell deutlich höher zu liegen. Aus manchen heißt es, bis zu achtzig Prozent könnten betroffen sein.«
Ein Raunen ging durch den Raum.
»Deutlich mehr Kraftwerke als vermutet haben Schwierigkeiten, den Betrieb wieder aufzunehmen.«
Eine Männerstimme rief dazwischen: »Schäden durch Frequenzspannungen müssten durch die automatischen Notabschaltungen nahezu ausgeschlossen sein. Sind denn die Generatoren zerstört worden oder Trafos?«
»Das wäre eine Katastrophe«, bemerkte ein anderer.
»Dazu haben wir noch zu wenige verlässliche Daten. Erste Meldungen berichten eher von undefinierten Problemen beim Versuch des Hochfahrens.«
»Stuxnet?«, fragte ein anderer. »Oder was Ähnliches?«
»Wird bereits geprüft. Kann natürlich dauern, bis man etwas findet.«
»Undefinierte Probleme«, meinte einer. »Das klingt nicht unbedingt nach Generatorschäden.«
»Nein«, bestätigte Bollard. »Die Betreiber suchen noch nach Ursachen. Der dritte Puzzlestein«, fuhr er fort, »tauchte heute Morgen auf.«
Wieder erschien hinter ihm die Landkarte des unterschiedlich gefärbten und gestreiften Europas.
»Seit zehn Uhr setzten Computerabstürze die Zentralen zahlreicher Netzbetreiber außer Gefecht. Betroffen waren Norwegen, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Polen, Rumänien, Italien, Spanien, Serbien, Ungarn, Slowenien und Griechenland.«
Noch schraffierte Länder auf der Karte färbten sich rot. Von den Zuhörern kamen Rufe des Erschreckens und Begreifens.
»In der Folge brachen viele der notdürftig wieder errichteten Netze erneut zusammen. Was in jeder der einzelnen Zentralen ursprünglich noch wie ein unglücklicher Zufall aussah, offenbarte sich natürlich bald in diesem Gesamtbild. Meine Damen und Herren, jemand greift Europa an.«
Schweigen breitete sich im Raum aus.
»Wissen wir, wer?«, fragte schließlich ein Mann am anderen Ende des Tisches.
»Nein«, antwortete Bollard. »Die Betreiber konnten die Zähler, über die die Schadcodes eingespeist wurden, ausforschen. Insgesamt waren es in jedem Land drei. Vier der dazugehörigen Häuser und Appartements sind bewohnt.«
Bollard zeigte Bilder, die wahrscheinlich von den Behörden in Italien und Schweden stammten. Manzano erkannte typische Details italienischer Einrichtungen auf einigen Fotos.
»Die Bewohner gaben unisono an, vor dem Ausfall von Servicemitarbeitern der jeweiligen Elektrizitätsgesellschaft besucht worden zu sein. Nach anfänglichen Zweifeln wirkten sie jedoch glaubwürdig. Mit ihrer Hilfe werden zurzeit Phantombilder dieser angeblichen Servicearbeiter angefertigt. Die nationalen Behörden hatten zunächst Schwierigkeiten, die Daten der Mieter aus den leeren Wohnungen zu erheben, weil die Stromversorgung der notwendigen Datenbanken teilweise ausgefallen war und erst Notstromgeneratoren besorgt werden mussten. Die ersten Überprüfungen ergaben keinerlei kriminelle oder sonst wie auffällige Vergangenheit der Betroffenen. Auf jeden Fall werden die Ermittlungen mit jedem Tag, den der Strom ausbleibt, schwieriger.«
»Wird nach diesen Erkenntnissen der Verteidigungsfall ausgerufen werden?«
»Diese Entscheidung obliegt den einzelnen Staaten beziehungsweise der NATO . Das Problem ist, dass wir die Angreifer nicht kennen. Ist es eine außereuropäische Macht? Sind es Terroristen? Oder simple Kriminelle? Im ersten Fall liegt der Verteidigungsfall nahe. Die Bekämpfung von Terroranschlägen und organisierter Kriminalität dagegen ist Polizeiaufgabe. Damit kommt unserer Behörde eine eminent wichtige Aufgabe zu. Vor allem die Verbindungsbeamten in den einzelnen Staaten bitte ich um enge Kooperation. Nationale Alleingänge sind bei dieser gesamteuropäischen Bedrohung sinnlos. Dossiers über die italienischen und schwedischen Erkenntnisse finden Sie bereits in Ihren E-Mails und auf dem Server mit dem Namen ›Blackout‹. Sie sollten schnellstmöglich an alle nationalen Behörden weitergegeben werden. Auf
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