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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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stellte seinen dazu, klingelte und wurde von einer blonden Frau in kariertem Hemd eingelassen, die sich als die Hausherrin Maren Haarleven vorstellte.
    »Kommen Sie herein«, forderte sie ihn auf. »Ihre Familie sitzt gerade beim Abendessen.«
    Bollard folgte ihr in eine geräumige Stube mit ein paar großen Tischen, die alle besetzt waren. Er erkannte ein paar Gesichter. Nachdem er den Platz für seine Familie gesichert hatte, hatte er die Adresse an einige Kollegen weitergegeben.
    Die Kinder begrüßten ihn mit aufgeregtem Geplapper über den Bauernhof und seine Tiere. Während des Essens sprachen sie nicht über den Stromausfall. Erst als die Kinder schliefen, fragte Marie ihn leise: »Sagst du mir, was los ist?«
    »Ihr werdet ein paar Tage hierbleiben müssen. Den Kindern scheint es ja zu gefallen.«
    »In den Nachrichten brachten sie, dass der Strom daheim wieder weg ist.«
    Mit daheim meinte sie Frankreich, begriff Bollard. Er nickte.
    »Ich habe mit meinen Eltern telefoniert. Und mit deinen.«
    »Wie geht es ihnen?«
    »Gut«, log er. »Ich habe deine Eltern gebeten, meine zu besuchen.«
    Sie runzelte ihre Stirn. »Weshalb?«
    »Falls der Ausfall länger andauert.«
    »Warum sollte er das?«
    »Man weiß ja nie.«
    »Und warum zu deinen Eltern? Weil die Landschaft so nett ist? Um die Loire-Schlösser wieder einmal zu besichtigen?«
    »Weil sie einen eigenen Brunnen besitzen, einen mit Holz beheizbaren Kamin und einige Hühner.«
    Die kommerzielle Landwirtschaft hatten die Bollards vor Jahrzehnten zugunsten eines Bed-and-Breakfasts aufgegeben, die Felder verpachtet. Die Grundstückspreise waren seit damals so exorbitant gestiegen, dass ein paar kleine Verkäufe seine Eltern zu noch wohlhabenderen Leuten gemacht hatten. Nur für den Eigenbedarf hielten sie noch ein paar Hühner, Schweine und Kühe.
    Seine Frau musterte ihn besorgt, drang aber nicht weiter in ihn. Sie wusste, dass er ihr nicht immer alles über seinen Beruf erzählen konnte.
    »Na ja«, bemerkte sie mit einem Schulterzucken. »Hoffentlich vertragen sie sich.«
    Berlin
    Im Bundeskanzleramt war Michelsen bislang nur zu öffentlichen Anlässen gewesen. Und wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte sie zu einem wie diesem nie hingehen wollen. Sie war nicht allein. In ihrer Gesellschaft fanden sich Mitarbeiter aus allen Bereichen des Krisenstabs. Binnen weniger Stunden hatten sie unter Hochdruck eine Präsentation erarbeitet. Wenn man das eine Präsentation nennen konnte. Michelsen erinnerte das Szenario an die Höllenbilder von Hieronymus Bosch. Seit der Nachricht vom Vormittag waren sie in ein neues Stadium getreten. Überall herrschte höchste Nervosität. Nachdem sie am Eingang von Sicherheitsleuten kontrolliert worden war, brachte sie ein junger Mann mit den anderen in einen großen Konferenzraum im zweiten Stock. Zwei weitere Männer halfen ihr dabei, dort ihre Laptops anzuschließen. Niemand sprach viel. Alle beschränkten sich auf den Austausch der notwendigsten Informationen. Der Schock saß zu tief. Rationales, professionelles Handeln oder wenigstens das Vorgeben desselben schien die einzige Strategie, der eigenen Gefühle Herr zu werden. Michelsen selbst wunderte sich über ihre Ruhe. Sie wusste aber auch, dass diese nur ein vorübergehender Zustand war. Irgendwann würde alles hervorbrechen. Hoffentlich nicht zum falschen Zeitpunkt.
    Schweigend warteten sie auf ihr Publikum. Michelsen fiel auf, dass alle vermieden, die anderen anzusehen. Niemand wollte die Angst in seinen Augen preisgeben. An einer Wand des Raumes hingen zehn Bildschirme in zwei Reihen übereinander. Auf einigen waren Gesichter älterer Männer zu sehen. Manche waren schon gestern Nachmittag bei dem Treffen der Energiebosse mit dem Bundeskanzler dabei gewesen, Michelsen erkannte Heffgen und von Balsdorff. Sie nestelten an ihren Jacketts oder richteten noch Unterlagen neben dem Computer, vor dessen Kamera sie offensichtlich saßen. Die Minuten verrannen. Der Berliner Himmel war so finster wie ihre Gedanken. Sie dachte daran, wie privilegiert sie war, noch immer in geheizten Räumen sitzen zu dürfen. Laute Schritte rissen sie aus ihren Gedanken.
    Der Bundeskanzler trat als Erster ein. Bestimmt, flott, ernst. Er schüttelte allen die Hände. Er war ein schlanker Mann mit der leichten Beugung des Rückens von groß gewachsenen Menschen, die sich kleiner machen wollen. Seine scharfen Gesichtszüge erinnerten Michelsen und viele andere Deutsche an jenes Regierungsoberhaupt, das

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