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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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Morgenwäsche. Das Thermometer vor dem Fenster zeigte vier Grad über null an. Auf ihrer Seite der Scheibe konnte es nicht wärmer als zwölf Grad sein. Nieselregen sprühte gegen das Glas. Sie zog ein frisches T-Shirt an, ein dickes Baumwollhemd und einen Wollpulli. Lange Unterhosen unter die Jeans. Den Anorak, eine warme Wollmütze, Handschuhe, Stiefel.
    Normalerweise fuhr sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu ihrer Arbeit, da sie in Brüssel kein eigenes Auto besaß. Wenn sie eines benötigte, lieh sie es. Doch heute würden ihr weder ein Leihwagen noch die öffentlichen Verkehrsmittel etwas nützen. Also rollte sie ihr Hollandrad aus dem Flur und sperrte die Wohnungstür hinter sich ab.
    In der Straße entdeckte sie kein einziges Licht. Sie rief sich die Supermarktfilialen und Lebensmittelläden der Umgebung in Erinnerung, dann stieg sie auf das Fahrrad und trat ordentlich in die Pedale, um sich aufzuwärmen.
    Den Haag
    Bollard hatte kaum geschlafen. Noch vor sechs Uhr morgens war er aus dem Bett geschlüpft, hatte sich leise angezogen und aus dem kleinen Apartment in dem Bauernhof gestohlen. Eine halbe Stunde später saß er an seinem Schreibtisch im Statenkwartier. Er war nicht der Einzige. Seine halbe Mannschaft hatte die Nacht im Büro verbracht.
    Janis Christopoulos, ein dreiunddreißigjähriger Grieche, begrüßte ihn mit einem Bündel Ausdrucke in der Hand.
    »Hier sind endlich die Phantombilder aus Italien und Schweden. Insgesamt sechs Stück.«
    Sie gingen zu der großen Wand in der Einsatzzentrale, an der sie alle Informationen ausgedruckt aufhängten. Christopoulos fügte drei Bilder zum schwedischen Komplex hinzu und drei zum italienischen. Die Porträts zeigten durchwegs Männer. Wie üblich wirkten die Gesichter auf den Computerzeichnungen alters- und seelenlos. Es musste etwas mit den Augen zu tun haben, dachte Bollard.
    Fünfmal dunkle Haare, zweimal mit schütterem Wuchs, einmal Schnurrbart, zwei Vollbärte. Einer hatte asiatisch anmutende Augen.
    »Zwischen zwanzig und vierzig lauten die Aussagen, Körpergrößen stehen dabei«, erklärte Christopoulos. »Vier von den sechs wurden als eher südländische bis arabische Typen beschrieben. Einer meinte auch, vielleicht sei einer südamerikanischer oder asiatischer Herkunft.«
    Christopoulos zuckte mit den Schultern.
    »Zeugenaussagen eben … In Schweden war allerdings auch ein Blonder dabei.«
    Weder in Schweden noch in Italien würde jemand Verdacht schöpfen, wenn ein Servicemitarbeiter mit Migrationshintergrund bei ihm auftauchen würde, dachte Bollard. Ebenso wenig wie in Frankreich.
    »Momentan zirkulieren die Bilder bei den Stromversorgern. Aber sie werden wohl niemanden finden. Die Dienstpläne der jeweiligen Versorger zeigen nämlich für die betreffenden Tage und Adressen keine Termine.«
    »Das ist immerhin ein Anfang. Die Typen könnten also tatsächlich etwas damit zu tun haben.«
    »Wir vergleichen sie bereits mit unseren Datenbanken. Interpol und die USA auch.«
    »Das ist alles?«
    »Zu diesen Ermittlungen leider. Dann haben wir noch ein paar Meldungen von der IAEO aus Wien. Temelín in Tschechien meldet weiterhin Probleme mit dem Kühlsystem, die Behörden sagen aber nur INES -Stufe 0, dasselbe im finnischen Olkiluoto und im französischen Tricastin.«
    Bollard vergegenwärtigte sich die Landkarte seiner Heimat und entspannte sich wieder. Die genannte Anlage lag im Süden, mehr als fünfhundert Kilometer vom Loiregebiet und seinen Eltern entfernt. Er erinnerte sich, dass sie in den vergangenen Jahren mehrmals durch Störfälle in die Schlagzeilen geraten war, obwohl – und weil – diese teilweise hatten vertuscht werden sollen.
    »Die beunruhigendsten Nachrichten kommen leider auch aus Frankreich«, fuhr Christopoulos fort. »In Saint-Laurent sind offenbar ernstere Probleme mit den Notkühlsystemen aufgetreten.«
    Bollard meinte zu spüren, wie jemand einen breiten Gürtel um seinen Hals zusammenzog. Die Anlage in Saint-Laurent-Nouan lag zwanzig Kilometer vom Haus seiner Eltern entfernt.
    »Noch ist die Lage unklar. Die Rede ist von erhöhtem Druck und ansteigender Temperatur.«
    » INES -Einstufung?«
    »Noch nicht erfolgt.«
    »Entschuldigen Sie mich«, sagte Bollard.
    Er eilte in sein Büro und schaltete den Computer an. Im Internet suchte er vergeblich nach Berichten über den angeblichen Vorfall. War die Öffentlichkeit noch nicht informiert worden? Er blickte auf die Uhr. Kurz vor acht. Um diese Zeit waren seine

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