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BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät

Titel: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Elsberg, M: BLACKOUT - Morgen ist es zu spät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Elsberg
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Bollards Adresse notiert hatte.
    »Wissen Sie zufällig, wo das ist und wie ich hinkomme?«
    Der Mann studierte das Papier, dann sagte er: »Das ist etwa eine halbe Stunde zu Fuß von hier. Oder Sie nehmen ein Taxi. Wenn Sie eines bekommen.«
    Shannon bat ihn, ihr ungefähr den Weg zu beschreiben. Er nannte ihr ein paar fremd klingende Straßennamen und Abzweigungen, die sie notdürftig auf den Zettel kritzelte. Sie bedankte sich und marschierte los. Nach einem Taxi hielt sie nicht Ausschau, sie musste mit ihrem Geld haushalten. Ihr Magen knurrte. In ihrem Seesack hatte sie ein paar Schokoriegel, von denen sie einen im Gehen aß. Sie wanderte durch Straßen mit netten, alten Backsteinhäusern, ähnlich wie in Amsterdam. Die Straßenlampen erhellten ihr auch hier nicht den Weg. Immer wieder sah sie Licht in Fenstern, schwach, flackernd. Kerzen, vermutete sie. Menschen begegneten ihr kaum, Autos dagegen waren einige unterwegs.
    Die Beschreibung des Mannes am Bahnhof war gut gewesen. Sie fand jede Straße, die er genannt hatte. Sie schritt zügig voran, damit ihr nicht kalt wurde, und überlegte, was sie zu François Bollard sagen sollte. Ihr Ausflug kam ihr noch absurder vor als am Abend zuvor, als sie in den Bus gestiegen war. Gleichzeitig trieb sie eine geheimnisvolle Kraft an. Shannon ließ es geschehen.
    Nach einer knappen halben Stunde hatte sie ihr Ziel erreicht. Sie blieb vor dem Haus stehen, kontrollierte noch einmal die Adresse auf ihrem Zettel. Der Name neben der Klingel bestätigte, dass sie richtig war. Der Schwiegersohn ihrer Nachbarn lebte mit seiner Familie in einem schmucken Backsteinbau aus dem ausgehenden neunzehnten Jahrhundert, in einer Straße, die ausschließlich aus solchen Gebäuden bestand. Davor parkten deutsche und schwedische Limousinen und Kombis.
    Eine Weile lang betrachtete sie die Fassade, suchte nach einem Zeichen, dass jemand da war. Als Kälte durch jede Ritze ihrer Kleidung zu kriechen begann, klopfte sie schließlich fest gegen die Holztür. Sie wartete kurz, dann klopfte sie ein zweites Mal. Da es keine Elektrizität gab, brauchte sie die Klingel gar nicht zu versuchen. Sie klopfte erneut. Lauschte, ob sie von drinnen etwas hörte. Nichts. Klopfte noch einmal. Wartete, horchte.
    Nach zehn Minuten gab sie auf. Hier war niemand. Sie spürte einen heißen Schub der Scham ihr Gesicht hochsteigen. Daran hatte sie nicht gedacht, nicht damit gerechnet: François Bollard war nicht daheim. Vielleicht war er mit seiner Familie doch nach Frankreich gefahren. Oder sie waren in ein Hotel gezogen, das eine Notstromversorgung besaß. Mit einem Mal spürte sie die ganze Müdigkeit der letzten Tage, ja, der letzten Jahre, die Kälte, den Hunger und Durst, die Sehnsucht nach einer Dusche. Sie begann zu zittern, Tränen füllten ihre Augen, sie fühlte sich sehr einsam. Ihre Lippen bebten, sie rang nach Luft, atmete tiefer und tiefer, um sich zu beruhigen, bis sie den Zettel wieder aus ihrer Tasche zog und auf der Rückseite nachsah, wo sie die Adresse von Europol notiert hatte.
    Brüssel
    Angströms Nase war so kalt, dass es fast schmerzte. Sie zog den Schlafsack bis unter die Augen und wartete, bis sich ihre Nase erwärmt hatte. Dann wagte sie es, eine Hand aus dem Schlafsack zu strecken, in den sie sich unter die Decke verkrochen hatte, und betätigte den Schalter der Nachttischlampe. Nichts. Noch immer kein Strom. Sie zog den Arm wieder zurück und dachte über die Konsequenzen nach.
    Sie besaß einen elementaren Informationsvorsprung gegenüber den meisten Menschen Europas. Nachdem sich Piero Manzanos Annahmen bestätigt hatten, musste sie davon ausgehen, dass der Ausfall womöglich länger andauerte.
    Manzano. Wie es ihm jetzt wohl ging?
    Angström überlegte, wie gut sie auf eine solche Situation vorbereitet war. Was würde sie benötigen? Wasser, wie sie gestern Abend schon festgestellt hatte. Lebensmittel. Geld. Sie sollte so schnell wie möglich aufstehen und zusehen, dass sie vielleicht noch einen geöffneten Supermarkt und eine Bank fand.
    Sie kroch aus ihrer Schlafstatt, ging auf die Toilette, die sie gestern Abend einmal hatte spülen können. Wasser war keines in den Tank nachgeflossen. Trotzdem setzte sie sich auf die kalte Brille und tat, was sie tun musste. Hoffnungsvoll drückte sie den Knopf, doch nichts. Aus der Küche holte sie eine Mineralwasserflasche und spülte mit dem Inhalt das Klo.
    Mit ein wenig Wasser aus einer zweiten Flasche erledigte sie eine notdürftige

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