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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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Drahtkorb, der mit Waffen, Magazinen, Pistolen und Pistolenschlitten aller Macharten und Modelle gefüllt war, Muster zum Abgleichen. Bei ein paar war die Seriennummer ebenfalls weggefeilt worden. Lloyd setzte seine Schutzbrille auf und drückte auf einen Knopf über der Abzugshaube, woraufhin die Ventilation ansprang und die Luft aus dem würfelförmigen Arbeitsbereich absaugte, in den er die Waffe gelegt hatte. Die Farbskala der Säuren und Reagenzien reichte von Durchsichtig bis Dunkelgrün. Lloyd tupfte sie vorsichtig mit Wattestäbchen auf das polierte Metallstück auf und wischte dabei immer in eine Richtung. Als sich die Säuren in den Stahl fraßen, stieg ein scharfer, widerlicher Geruch auf. Die Stellen auf dem Metall, die beim Aufstempeln der Seriennummer deformiert worden waren, würden von der Säure stärker angegriffen werden und uns dadurch einen geisterhaften Umriss der weggefeilten Ziffern liefern.
    Ganz in seine Arbeit versunken, sagte Lloyd: »Da hat er also eine bewusstlose Frau in seinem Kombi und macht sich Sorgen, dass man ihn mit einer Waffe erwischt?«
    »Es geht nicht nur ums Erwischtwerden. Ich glaube, er
mag
keine Waffen.«
    Lloyd, der mit seiner Schutzbrille völlig bescheuert aussah, blickte von der blubbernden Säure auf. »Morton Frankel«, bemerkte er, »kommt mir nicht unbedingt so vor, als würde er zur zimperlichen Sorte gehören.«
    »Du wärst vielleicht überrascht über die komplexe Persönlichkeit eines Morton Frankel. Kasey Broach war seit zwanzig Jahren trockene Alkoholikerin. Das Benzodiazepin? Ich glaube nicht, dass sie es selbst genommen hat. Ich glaube, er hat ihr das gegeben.«
    »Der Mörder hat ihr Benzodiazepin gegeben? Warum? Sie war doch schon bewusstlos.«
    »Vielleicht nicht die ganze Zeit. Sevofluran ist schwer zu dosieren, und Frankel ist kein Anästhesist. Vielleicht hat sie ein paarmal das Bewusstsein wiedererlangt – vor allem, wenn er sie längerfristig mit Sevofluran hatte betäuben wollen.«
    »Warum sollte ihm das was ausmachen, wenn er doch ein Sadist ist?«
    »Vielleicht ist er das ja gar nicht.«
    Lloyd prustete los – sein wieherndes Lachen. »Ich bitte dich. Das passt ja wohl kaum zu einem Typen, der Bondage-Seile benutzt, um ihr die Fußgelenke zu fesseln. Also, was jetzt? Hat er allen Ernstes auf die Ängste seines Opfers Rücksicht genommen? Morton Frankel mit seinen zwei Vergewaltigungen und einer sexuellen Belästigung? Was für ein Mörder soll das denn sein, bitte sehr?«
    Zugegeben, was ich über Mort wusste, passte nicht zu meiner Theorie. Was bedeutete, dass sich mein Verdächtiger anpassen musste, oder meine Theorie, meine Hauptfigur oder mein Plot. Doch plötzlich hatte ich die Eingebung: »Frankel wohnt in einem kleinen Apartment. Wenn er sie dorthin gebracht hat, hat er ihr vielleicht das Benzodiazepin gegeben, damit sie nicht ausrastete und Lärm schlug – für den Fall, dass sie aufwachte, bevor er ihr die nächste Dosis Sevofluran geben konnte.«
    »Das«, räumte Lloyd ein, »ist eine einleuchtende Hypothese.« Er drehte die verstellbare Lampe so, dass die Waffe kontrastreich beleuchtet wurde. Dann spülte er die Säure mit Wasser ab. »Ich krieg hier was.«
    Ich lehnte mich nach vorne, um die Zeichen in Augenschein zu nehmen, die sich jetzt in etwas hellerer Farbe von ihrer Umgebung abhoben, aber Lloyd schob mich beiseite, damit ich nichts von den aufsteigenden Dämpfen abbekam.
    »Warte einen Moment«, sagte er. »Das sind keine Ziffern. Das sind Buchstaben.«
    »Wie kann das denn sein?«
    Er goss noch ein bisschen Säure darauf, um ein deutlicheres Bild zu erzielen. »Vielleicht hat er die Nummer komplett weggefeilt, so dass man nichts mehr davon nachweisen kann, und dann hat er Buchstaben eingestanzt und die ganz normal abgefeilt.«
    Kein Problem für einen Schlosser.
    Lloyd nahm seine Schutzbrille ab und warf sie auf den Labortisch. »Sieht ganz so aus, als hätte unser Jungchen Sinn für Humor.«
    Ich trat heran und blickte auf die Stelle auf der 6 mm, an der sonst die Seriennummer hätte stehen müssen. Auf der Oberfläche des gefeilten Metallstreifens war eine einfache Botschaft zu lesen.
NETTER
VERSUCH .

[home]
    31
    D ie 6 mm-Kanone drückte beruhigend gegen meinen Rücken, als ich vom Mulholland abbog und eine Nachricht für Detective Bill Kaden hinterließ.
    »Morton Frankel hat heute sein Auto von der Werkstatt zurückbekommen«, berichtete ich. »Er hatte eine Delle über dem rechten Vorderrad reparieren lassen.

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