Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
Vom Netzwerk:
weiß nicht so genau, weil es so dunkel war.«
    Ich drückte ihm ein Bild von einem Volvo 760 in die Hand. »So einer wie dieser?«
    »Ja.« Ein schmutziger Fingernagel tippte auf das Foto. »So einer war das. Kann ich jetzt meine Pistole zurückhaben?«
    »Kann ich Ihnen helfen?«, rief der Mann mit dem Flanellhemd, der mit raschen Schritten auf mich zukam.
    »Er hat mit einer Waffe gespielt.«
    »Meine Jungs können mit allem spielen, mit dem sie spielen wollen.«
    »Mit einer echten Waffe.«
    »Wo sollte mein zehnjähriger Sohn bitte schön eine echte Waffe herkriegen?«
    »Es ist keine echte, Daddy. Ich schwör’s.«
    Der Mann blieb feindselig, und ich hatte keine Lust, vor seinem Sohn mit ihm zu streiten. Also lud ich eine Kugel in den Lauf, streckte meine Hand mit der Waffe senkrecht nach oben und feuerte ab. Es gab einen derartigen Knall, dass die Kinder auf den Betonboden purzelten und der Mann rückwärtstaumelte, sich duckte und die Arme schützend über den Kopf hielt.
    »Es ist eine echte Waffe«, sagte ich.
    Beim Anblick ihrer verängstigten Reaktion war ich nicht wirklich zufrieden mit mir. Nicht im Geringsten.
    Die Kinder blieben auf dem Boden sitzen, bis ich wegfuhr.
     
    »Kannst du dich erinnern, dass du mir für
Chainers Gesetz
mal gezeigt hast, wie man eine weggefeilte Seriennummer wieder sichtbar machen kann?« Ich schob mein Hemd hoch und entblößte die Pistole, die ich mir vorne in die Jeans geschoben hatte.
    Lloyd starrte mich über das unberührte weiße Abdeckpapier an, das auf seiner Arbeitsplatte ausgebreitet war. »Willst du dir den Schniedel wegschießen? Wir sind hier nicht in irgendeinem Film, Drew.«
    Ich zog die 6 mm heraus und legte sie neben das Streichholzbriefchen mit dem Totenschädel und den überkreuzten Knochen. Das Abdeckpapier kräuselte sich leicht. Lloyd hustete unbehaglich und blickte sich um.
    Es war etwas später geworden, weil er mit einer Analyse von Farbspritzern nicht rechtzeitig fertig geworden war, und er hatte es jetzt eilig, zu seiner Frau nach Hause zu kommen. Aber ich war über die Pistole so aus dem Häuschen geraten, dass er meinem Drängen nachgegeben und mich noch in seinem Labor empfangen hatte. Da er Überstunden machte, nahm er an, dass seine Vorgesetzten mittlerweile schon gegangen waren. Beim Hereinkommen hatte ich zwar ein paar Blicke auf mich gezogen, aber zum Großteil waren die Korridore verwaist gewesen.
    »Das ergibt doch hinten und vorn keinen Sinn«, gab er zu bedenken, als er sich mit leicht schnalzendem Geräusch seine Gummihandschuhe anzog. »Warum sollte er eine Waffe mitnehmen, wenn er doch vorhatte, Kasey Broach mit einem Betäubungsgas außer Gefecht zu setzen?«
    »Die war ja auch nicht für Kasey gedacht. Die brauchte er doch lebendig und bewusstlos. Die Waffe hatte er nur für den Fall, dass einer der Nachbarn ihn überraschte, oder für den kurzen unbeleuchteten Weg zu seinem Volvo.«
    Er stäubte ein dunkles Pulver auf die Pistole, um die Fingerabdrücke sichtbar zu machen – obwohl ich ziemlich sicher war, dass das fetischistische Gefummel des kleinen Jungen während der letzten fünf Tage auch noch den letzten Fingerabdruck verwischt haben musste. Und in der Tat fand Lloyd nur Abdrücke von Kinderfingern, die wir mit den Abdrücken abglichen, die der Junge auf dem Bild des Volvo hinterlassen hatte. Das Magazin und die Kugeln – die Lloyd alle einzeln mit dem Pulver bestreute und untersuchte – waren säuberlich abgewischt worden.
    Anschließend polierte er mit einem Gerät mit einer rotierenden Schleifscheibe den Abschnitt, auf dem sich vorher die Seriennummer befunden hatte. »Aber hätte er denn nicht über die Gewohnheiten der Nachbarn Bescheid wissen müssen? Bei diesem Typen deutet doch alles auf akribische Vorbereitung hin.«
    »Ich glaube aber, dass das alles langsam etwas Verzweifeltes bekam. Er brauchte vielleicht einen Kick. Er überlegt hier nicht mehr so genau – er hätte sich jemand aussuchen müssen, der ein bisschen abgeschiedener lebte, so wie Geneviève. Aber aus irgendeinem Grund wollte er eben Kasey Broach. Was bedeutete, dass da Nachbarn waren. Was bedeutete, dass er zur Sicherheit eine Waffe mitnehmen musste. Doch die brauchte er nicht mehr, als er Kasey erst mal sicher ins Auto verfrachtet hatte. Die Mülltonnen standen auf dem Gehweg, direkt auf seinem Weg. Er konnte einfach kurz langsamer fahren und die Waffe in eine Tonne werfen.«
    Lloyd brachte die 6 mm zu einer Abzugshaube neben einem

Weitere Kostenlose Bücher