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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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Schnauze, was ihr einen tieftraurigen Ausdruck verlieh. »Das war nur geblufft. Ich würde dich natürlich niemals ertränken.«
    Als ich gerade die Kerzen auf dem Tisch ansteckte, klingelte mein Telefon.
    »Hör mal, Kumpel, du wolltest doch mehr über Miss Caroline wissen«, sagte Junior. »Ich erzähl dir von Miss Caroline.«
    »Und zwar?«
    »Ihr Gesicht. Ich hab mal gehört, wie mein Bewährungshelfer die Geschichte erzählt hat. Ich war auf dem Flur, aber er hatte die Tür offen stehen lassen. Miss Caroline hat früher mal in einem
Gefängnis
gearbeitet. Gutachten und so was. Sie war wohl in der Abteilung mit den Vergewaltigern, als es in einem anderen Flügel zu Gewalttätigkeiten kam. Die Wärter liefen los, um ihren Kollegen zu helfen. Vorher haben sie natürlich alle Türen automatisch verriegelt, dabei aber vergessen, dass Miss Caroline noch drin war. Eingesperrt mit einem Haufen Vergewaltiger.
Tagelang,
Kumpel. Das gab den vollen Gangbang, und sie haben ihr das Gesicht zerschnitten. Weißt du, was ein Gangbang ist?«
    Meine Kehle war ganz trocken, und das Wort wollte mir nicht gleich über die Zunge. »Ja.«
    »Sie war halb tot, als sie sie fanden. Aber sie lebte noch. Miss Caroline ist eben tough.« Sein Ton veränderte sich – jetzt war er wieder ganz der fröhliche Vierzehnjährige. »Behältst du Xena jetzt?«
    »Ciao, Junior.« Ich stand am Tisch, während das Streichholz bis zu meinem Finger herunterbrannte. Ich schüttelte die Hand, so dass die Flamme ausging, und sah zu, wie sich der Rauch kringelte und verflog. Da klingelte es. Ich sammelte mich kurz, strich meine Ärmel glatt und ging zur Tür.
    Caroline stand vor meiner Veranda und musterte gerade die Fassade meines Hauses.
    Sie trug eine Jeans und ein schwarzes, durchgeknöpftes Hemd mit Manschetten, und der Farbton des Paschminaschals, den sie sich über die Schultern geworfen hatte, entsprach der Farbe ihrer Augen so haargenau, als hätte der Designer sie sich dort abgeschaut.
    Sie sah mich an, und ihr Lächeln verschwand. »Sie haben rausgefunden, was passiert ist.« Sie beugte sich vor und fasste mich genau ins Auge. »Da ist so ein veränderter Zug um Ihre Augen. Wie Mitleid, nur schlimmer.« Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging davon.
    Am Bordstein holte ich sie wieder ein, sie saß schon in ihrem Auto und wollte gerade die Tür zuwerfen.
    »Ich würde gern einen Handel vorschlagen«, begann ich.
    Sie hielt inne, ließ den Türgriff aber nicht los.
    »Ich würde Ihnen gern vorschlagen, dass wir heute Abend mal diese ganze Verlegenheit und Nervosität beiseitelassen. Wir schieben sie einfach weg und essen und unterhalten uns, und dann sehen wir schon, wie sich das anfühlt.«
    »Ziemlich leicht für Sie.«
    »Seien Sie doch nicht so arrogant.«
    »Das sagt ja der Richtige.«
    Sie zog die Tür zu. Ich klopfte ans Fenster.
    »Wenn Sie jetzt wegfahren, werden Sie sich mies fühlen«, fuhr ich fort. »Nur, dass es eine vertraute Art von Miesfühlen sein wird.«
    »Ich mag meine Art von Miesfühlen.«
    »Dann soll das jetzt also einfach so sein, oder?«
    Etwas in ihr gab nach, aber das äußerte sich mir gegenüber nur in Ärger. »Sie möchten hier also Prince Charming spielen und mich von meinem tragischen Dilemma erlösen? Tja, ich könnte jetzt sagen, stellen Sie sich doch bitte hinten in die Schlange, aber dummerweise hab ich den Rest der Schlange schon vergrault. Und Sie werde ich auch vergraulen. Warum lassen wir das Ganze also nicht gleich und sparen uns die Zeit?«
    »Hey!«,
sagte ich in so scharfem Ton, dass sie zusammenzuckte und mich ansah. »Ich weiß, wie es ist, wenn die Leute Angst vor einem haben. Bitte, dann fahren Sie doch weg, aber bilden Sie sich bloß nicht ein, Sie wären der einzige Mensch auf der Welt, der die falsche Art von Blicken auf sich zieht.«
    Sie fuhr mit quietschenden Reifen los, und ich musste einen Schritt zurücktreten, damit sie mir nicht über den Fuß fuhr.
    Als ich wieder ins Haus kam, legte Xena den Kopf schief und sah mich fragend an.
    »Erwachsene streiten auch manchmal«, erklärte ich ihr.
    Ich blies die Kerzen aus. Verkorkte die Weinflasche wieder. Fing an, die Teller abzuräumen, da klingelte es an der Tür. Sie hatte die Hände überm Bauch verschränkt, als hätte sie Magenschmerzen, und ihr Gesicht war rot, abgesehen von den Narben.
    »Würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich reinkomme?«
    »Ich würde mich wahnsinnig freuen, wenn Sie reinkommen.«
    Sie trat ein, sah sich nicht groß

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