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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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einen irgendwann. Nach Hollywood-Maßstäben war ich schon ganz schön alt, wie Morton Frankel. Ich hatte ein paar Erfolge zu verbuchen und hatte in dieser Stadt Zutritt zu ein paar Räumen, deren Türen anderen normalerweise verschlossen waren – als Schriftsteller, aber auch als angeblicher Mörder – auf eine Art, um die andere mich vielleicht beneiden könnten, aber ich hätte das alles sofort dagegen eingetauscht, wieder auf der anderen Seite stehen zu dürfen, draußen in der erbarmungslosen Nacht. Ich hätte das alles dagegen eingetauscht, noch einmal an den Mythos glauben zu können.
    Stattdessen war ich nun hier, um ein Haar abzuliefern.
    Ich bahnte mir einen Weg durch die Menge, und sie gab meiner Apathie nach. Drinnen sang irgendjemand zu einem gnadenlosen Remix-Beat eine Coverversion von Bob Seger, aber ohne jeden Mumm oder Würde.
    »Drew Danner«, sagte ich zu dem Mädchen an der Tür. »Ich gehöre zu Johnny Ordean.«
    Bei Nennung dieser beiden Namen verstummten die vordersten Elemente der Schlange. Das Mädchen ließ das Klemmbrett auf ihre Oberschenkel sinken und verriet damit, dass es nichts als ein Requisit war. Wortlos hakte sie die Absperrung auf.
    Der verhackstückte Seger war mittlerweile von einem pumpenden Beat abgelöst worden. Dreiergrüppchen flippten unter epilepsiefördernden Lichteffekten aus.
I find me bitches left and right. I find me bitches every night.
Produktentwicklerinnen in Chanel tanzten im Kreis und bestätigten mit ihren selbstvergessenen Bewegungen unbeabsichtigt den Text dieses Songs. Im Club spürte man eine Art magnetische Energie, die aus einer der hinteren Ecken zu kommen schien. Tatsächlich fand ich dort Johnny Ordean und sein Franchise-Gesicht vor. Sein Cousin saß mit am Tisch, um das halslose Gefolge vollzählig zu machen, und steckte sich eine Zigarette nach der anderen ins Gesicht. Er machte mir seinen Platz frei, so dass ich auf die Bank hineinrutschen konnte. Johnny legte mir einen Arm um die Schultern, drückte meinen Hals wie ein Gangster vom alten Schlag und zog die Augenbrauen hoch, als er mein blaues Auge bemerkte. Ich spielte sein Spiel mit, griff in meine Innentasche, holte den Umschlag heraus und legte ihn auf den Tisch, als wäre Bestechungsgeld darin. Der Umschlag enthielt einen verschließbaren Gefrierbeutel mit einem einzelnen Muster von Morton Frankels Haar. Die anderen hatte ich mir für schlechte Zeiten aufgehoben.
    Johnny wedelte mit einem Finger durch die Luft, mit einer »Auf geht’s, zack, zack«-Bewegung, woraufhin sein Cousin die Kippe von einem Mundwinkel in den anderen schob und sich ein Handy an die schwitzige Wange klemmte.
    »Schnell und geräuschlos«, sagte ich.
    Johnny drückte meinen Hals noch einmal.
    »Und danke.«
    »Ist doch klar, Alter. Wozu ist Berühmtheit denn gut, wenn man sie nicht für irgendetwas benützen kann?«
    Ausgezeichnete Frage, dachte ich.

[home]
    36
    A m grünen Rand der Welt saß ich auf meinem kleinen Viereck gemieteten Hollywood-Asphalt und wählte eine Nummer auf meinem Handy.
    »Ich würde mich gerne mit dir treffen«, sagte ich. »Ich bin gerade bei dir in der Gegend.«
    »Ach ja«, sagte sie. »Ich kann das Halligalli im Hintergrund hören.«
    Der Parkplatzwächter sah mich seltsam an, als ich davonfuhr. Für zwanzig Dollar hätte ich hier wahrhaftig übernachten sollen.
    Wie sich herausstellte, wohnte Caroline in einer Eckwohnung im sechsten Stock eines frisch renovierten Hauses in Crescent Heights. Beim Hineingehen stolperte ich über die Überreste eines Baugerüsts, was der Wachmann netterweise übersah. Ich wartete im Flur, auf dem ein neuer Teppich verlegt worden war, während Caroline eine verschwenderische Fülle von Sicherheitsschlössern öffnete. Sie warf zur Kontrolle noch einen Blick durch einen Schleier aus Sicherheitsketten auf mich, und die Tür ging noch einmal zu. Metallketten wurden ausgehakt, dann standen wir uns endlich Auge in Auge gegenüber.
    Sie streckte die Hand aus und berührte vorsichtig meine rechte Schläfe unterhalb der Stiche. »Hast du das gut mit Eis gekühlt?«
    Wenige Minuten später saß ich auf ihrem eleganten Sofa und sie vor mir auf dem Wohnzimmertisch. Sie drückte mir einen Beutel mit gefrorenen Maiskörnern ans Auge. Ich beschrieb ihr die Art der Unstimmigkeiten, die ich mit Mort gehabt hatte. Zu meiner Überraschung tadelte sie mich nicht für die Rolle, die Junior dabei gespielt hatte, aber sie kannte ihn freilich auch viel besser als ich, und

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