Blackout
kann.«
»Anderweitig?«
»Ja,
anderweitig. Andersartig
würde hier schlecht passen.«
»Okay, vergiss es.«
Er verschwand und ließ die Flasche Havana Club zurück, die man jetzt, wo kaum noch ein Tröpfchen darin war, nicht mehr verstecken musste. Ich ließ mich in meinen Lesesessel sinken, der als einziger von Xenas Zorn verschont geblieben war, und legte meine Füße auf die Ottomane. Nach der Erkennungsmelodie der Nachrichtensendung folgte ein Werbespot für
Chainers Befehl
– ein begehrter Fünfzehnsekundenspot, den mein Verleger mir verwehrt hatte, bevor ich des Mordes angeklagt wurde. Die Marketingabteilung hatte dafür ein verstörendes Bild von mir ausgewählt, auf dem ich aussah, als wäre ich wütend bis verstopft. In diesem Spot schwebte es unheimlich über dem Cover meines letzten Romans.
Als Nächstes kam, einer bizarren karmischen Logik folgend, der vertraute Trommelschlag der Titelmusik von
Aidens Gesetz.
Hier griff Johnny Ordean gerade einen Strichjungen an, dort wich er dem Schwinger eines unansehnlichen Arabers aus. Johnny sah bedeutend eleganter aus als in seiner Rolle als Vater Derek Chainer, wenn die Kamera sein Bild heranzoomte – was einmal pro Woche der Fall war, oder auch einmal pro Abend, falls man eine Satellitenschüssel hatte.
Ich erinnerte mich an die Szene, die ich gesehen hatte, als ich mit Caroline in der Bar gewesen war – Johnny, wie er über der Leiche kauert und die Patronenhülse untersucht, die er mit der Büroklammer aufgehoben hat.
Bring das auf dem direkten Wege zu unseren Kriminaltechnikern. Die Patronenhülse, nicht den Hotdog.
Ich blätterte die Seiten bis zu Prestons letzter Anmerkung durch. Dann zog ich mein Handy aus der Tasche und wählte.
Über den pulsierenden Beat von Clubmusik hörte man die Stimme eines Mannes mit starkem Brooklyn-Akzent: »Hier ist der Anschluss von Johnny Ordean.«
Seitdem genug Folgen von
Aidens Gesetz
gedreht worden waren, um eine DVD -Box herauszubringen, umgab sich Johnny mit einem Flair von Nichterreichbarkeit und schirmte sich von seiner Umwelt mit einem Gefolge von insgesamt neun verschiedenen Schichten ab.
»Es wird Sie überraschen«, sagte ich, »aber ich würde gern Johnny sprechen. Hier ist Andrew Danner.«
»
Andrew
Danner? Der …«
»Mörder«, vervollständigte ich. »Genau. Der bin ich.«
Aufgeregte Rufe, dann Johnnys Stimme, heiser und laut: »Drew? Bist du’s? Das sind ja echt verrückte Zeiten, Alter. Echt verrückte Zeiten. Sag mal, hast du die Braut denn jetzt echt umgelegt?«
»Zweimal.«
»Ist ja krass.« Johnny eignete sich den üblen Slang, der L.A. regelmäßig wie eine Invasion von Blutalgen befiel, übereifrig an.
»Wie läuft’s denn so?«
»Cool. Die Sendung schlägt bei den Zuschauern voll ein. Nächstes Jahr wollen wir eine zweite Serie lancieren, die auf
Aidens Gesetz
aufbaut.«
»Aidens Gesetz kehrt zurück?«
»Sehr witzig, Alter. Nein, sie wird
Mariae Gesetz
heißen, und die Ordensschwester …«
»Hör mal, du musst mir einen Gefallen tun. Hast du noch immer Kriminaltechniker in deinem Team, die dich beraten?«
»Ja, ’ne ganze Truppe.«
»Ich hab hier ein Haar, das von einem kriminaltechnischen Labor untersucht werden müsste. Es könnte meine Unschuld beweisen.« Natürlich würde es meine Unschuld nicht beweisen, aber ich versuchte, ihm die Art Dialog zu bieten, auf die er für gewöhnlich ansprang. »Ich muss wissen, von wem dieses Haar ist.«
»Das ist also eine Spur?« Man hörte seiner Stimme an, wie aufgeregt er war.
»Genau, Johnny. Eine Spur. Kannst du einen von deinen Leuten bitten, es zu analysieren?«
»Klar, ich bring’s ihnen vorbei und sag einfach, ich will sehen, wie das funktioniert, weil ich da eine Idee für eine neue Folge habe. Die stehen total drauf, mir ihr Zeugs im Labor vorzuführen. Wann brauchst du es?«
»So schnell wie möglich. Ich kann kaum beschreiben, wie wichtig es für mich ist.«
»Dann bring das Haar einfach direkt ins
Flux.
Das hier ist eine geschlossene Gesellschaft – ich muss dich also auf die Gästeliste setzen lassen. Und dann ruf ich einen von meinen Beratern an und lass ihn das Haar noch heute Nacht für mich analysieren.«
»Das kriegst du echt hin? Heute Nacht?«
»Hey, ich bin Johnny Ordean. Ich krieg alles hin.«
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D as
Flux
ist derzeit der angesagteste Club in Hollywood, supertrendy mit seinen Weizengras-Martinis, den Bambuswänden und dem superschnellen harten Beat, der ideal ist für
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