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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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langsam zu mir um, ihr Haar verdeckte ihr eines Auge. Hauchzarte lavendelfarbene Vorhänge filterten das schwache Licht, das von der Straße hereindrang. Sie musterte mich eine geraume Weile. »Nein.«
    Dann zog sie mich so heftig an sich, dass ich wieder nicht aus meinen Kleidern herauskam – ein Schuh, meine Socken, die zusammengeknüllten Boxershorts hingen immer noch an mir. Sie sah zu, wie ich mich ganz auszog, dann legte ich mich flach aufs Bett und ließ meine Hände einfach rechts und links neben meinem Körper liegen. »Okay«, begann ich. »Ich erwarte gar nichts. Ich bleibe hier nur nackt liege und du kannst mich anschauen.«
    Sie zog sich ihr T-Shirt wieder zurecht, setzte sich in Indianerhaltung vor mich und musterte mich mit einem klinisch anmutenden Blick.
    Nach einer Weile fragte ich: »Wie fühlst du dich jetzt?«
    »Ich hab Angst. Ich hab bestimmt seit …«
    »Das dachte ich mir schon.«
    »Darf ich dich anfassen?«
    »Ja.«
    Sie legte mir die Handflächen fest auf den Brustkorb und legte ihr Gewicht darauf, als wollte sie meine Beschaffenheit testen. Dann strich sie mir mit den Fingernägeln über den Oberschenkel. Als sie mich mit einer Hand umfasste, sagte sie: »Du bist so weich.«
    »Nicht, wenn du so weitermachst.«
    Sie lachte, hielt sich aber schnell die Hand vor den Mund, als hätte der Laut sie überrumpelt. Sie zog sich den Zopfgummi aus dem Haar und ihr zotteliges sandelholzfarbenes Haar fiel in Strähnen auseinander, die mir über die Brust strichen, als sie sich über mich beugte. Sie fühlte meinen ganzen Körper, Zentimeter für Zentimeter, wie eine blinde Person, die eine neue Form erfährt. Nachdem sie mich ungefähr zwanzig Minuten schweigend untersucht hatte, zog sie auch ihr T-Shirt aus.
    Ihr Oberkörper trug ebenfalls Spuren der Misshandlungen, die sie damals erlitten hatte. Sie waren jedoch weniger auffällig und verloren sich in ihrer phantastischen Figur. Ein kurzer Streifen gesprenkelte Haut auf ihrer rechten Schulter, ein Grat auf ihren Bauchmuskeln, ein wenig knotiges Narbengewebe auf ihren Rippen und der Rundung ihrer Brüste.
    »Du kannst … du kannst mich auch anfassen«, sagte sie.
    Ich hob die Hände und erkundete ihren wundervollen, unvorhersehbaren Körper. Ihr Atem veränderte sich. Sie neigte den Kopf und ließ sich die Haare ins Gesicht fallen. Als sie sich nach hinten sinken ließ, zog sie mich wieder auf sich und umfasste meinen Rücken. Ihr Atem blies heiß auf meine Wange. Es dauerte einen Moment, bis sie sich richtig locker machen konnte, doch dann bewegten wir uns langsam, geduldig, murmelten leise und küssten uns, einen klaren Augenblick nach dem anderen. Und schließlich schliefen wir miteinander. Nicht ohne Verlegenheiten, aber auch nicht ohne Anmut.
    Danach klammerte sie sich an mich, begann zu weinen und konnte nicht mehr aufhören. Sie weinte hemmungslos wie ein Kind, bis sie ganz schlaff wurde und ihr Gesicht so grau war wie Spülwasser. Unter dieser Patina von Erschöpfung und Terror sah sie jedoch fast enthusiastisch aus.
    Sie schlang mir ein Bein um den Bauch und stützte sich auf einen Ellbogen auf, so dass ihr Gesicht direkt neben meinem war. »Tut mir leid, dass ich geheult hab.«
    »Das macht mir nichts aus. Entschuldige dich bei dir selbst, wenn du willst.«
    Sie legte mir das Kinn auf die Brust. »Früher konnte ich das richtig gut, weißt du.«
    »Mir hat man gesagt, dass ich es noch nie gut konnte.«
    Sie lachte und versetzte mir einen Klaps.
    »Es heißt, dass die Augen die Fenster zur Seele sind«, sagte ich. »Ich glaube nicht, dass das so stimmt. Ich glaube, die Zehen sind die Fenster zur Seele.«
    »Ach ja? Und, wie sind meine Zehen?« Sie wackelte damit.
    »Großartig.«
    Wir redeten noch ein wenig, dann schlummerten wir zusammen ein. Um 11 Uhr 32 fuhr ich mit einem Ruck aus dem Schlaf.
    »Was ist denn?«, fragte sie schläfrig. »Was ist passiert?«
    Ich setzte mich auf und versuchte, meinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen.
    Sie legte mir die Hand auf den Rücken. »Um Gottes willen, du bist ja pitschnass.«
    Meine Traumerinnerung kam in allen lebhaften Details wieder zurück, ich, wie ich nachts mit dem Auto zu Geneviève fahre. Allein. Ihre Treppe hochlaufe. Allein. Den Schlüssel finde. Allein.
    »Ich kann nicht hier übernachten. Das letzte Mal, als ich mit jemand eine Nacht verbracht habe, bin ich …«
    »Das weißt du doch gar nicht.«
    »Genau.«
    »So oder so – was auch immer du getan hast oder auch

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