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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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Ecstasykonsumenten, Befehlsempfänger der Filmindustrie und Clubjünger. Ich bezahlte zwanzig Dollar, um auf einem Platz parken zu dürfen, der eher einem Rasenmäher angemessen gewesen wäre, und ging den Sunset hinunter.
    Unter jedem Scheibenwischer klemmten hier glänzende Werbepostkarten. An jeder Straßenecke stand eine Frau, die mit den Stiefeln stampfte, um sich ein wenig zu wärmen. Sogar noch um diese Uhrzeit quollen Körper aus den Fitness-Studios, wo Möchtegernschreiberlinge und Schauspieler so taten, als gingen sie einer ehrlichen Arbeit nach. Derart gemeißelte und ziselierte Körper, dass sie aussahen, als gehörten sie einer anderen Art an, Körper, die endlos Zeit hatten, sich mit sich selbst zu beschäftigen, die doch noch diese sechzig zusätzlichen Cable-pulls absolvieren, die den inneren Trizeps oder den äußeren Bizeps so wunderbar modellieren.
    Ich hatte auch einmal so einen Körper, eine kleinere Ausführung, und dazu den entsprechenden Geist, bis es eines Tages beide satt hatten. Ich ging weiter, nahm die Eindrücke dieser Nacht in mich auf, diese Teile einer abgelegten Persönlichkeit, in der ich nie so recht zu Hause gewesen war. Der scharfe Geruch nach Deodorant, bonbonfarbene iPods, die an glänzenden Armen befestigt waren, der Dampf, der aus überhitzten, atmungsaktiven Shirts aufstieg wie die Rauchwölkchen in einem Cartoon.
    Die roten Samtseile der Absperrung, die in vernünftigeren Städten den Museen und Musicals vorbehalten sind, wucherten hier auf den Gehwegen wie ein futuristisches Gebüsch. An den imaginären Wänden vor den Türstehern drängten sich die zänkischen Verkäuferinnen aus den Billigläden neben kultivierten harten Jungs. Jeder hatte sich in sein Kostüm geschmissen, jeder hatte seine ganz bestimmte Aufmachung, es war wie ein ganzjähriges Halloween. Pearl-Jam-Holzfällerhemd, Kippa-Schick, toughe Gesichter und Jeanswesten, die so geschnitten waren, dass man die muskulösen Schultern gut sehen konnte. Ein Mädchen trug aus unerfindlichem Grund einen Hut à la großer Gatsby und eine breite Krawatte, die sich in eine Weste aus den zwanziger Jahren schlängelte. Hier waren sogar die Feuerwehrleute zurechtgemacht, mit T-Shirts, auf denen ihre Einsatzstelle aufgedruckt war, mit blonden Strähnen, die genau so lang waren, dass sie sich unter dem Rand ihrer Käppis hervorkringelten – Models auf der Suche nach ihrem Kalender. Sie waren allesamt Kinder und doch waren sie alle auch Erwachsene. Sie stiegen aus Navigator-Jeeps und ab und zu aus einem Lotus. Sie überquerten die Straßen in Rudeln wie Wölfe, nippten an ihrem VitaWater und rauchten American Spirits, faselten leere Worthülsen in ihre Handys mit den individuellen Klingeltönen, und die ganze Nacht wurde von einem psychedelischen Regenbogen von LED -Screens erhellt – zuckerwatterosa, toilettenschüsselblau, horrorshowgrün.
    L.A. ist die Stadt der unvergesslichen Gesichter. Sogar die unattraktiveren Charakterschauspieler haben dieses gewisse Etwas, das Exemplarische eines Typus. Die anderen bleiben auch im Gedächtnis. Die Beinahe-Versager. Denen dieses letzte bisschen fehlt, das sie ganz nach oben katapultieren würde, so dass sie nicht mit diesen ganzen Leuten, mit dir und mir, hier sein müssten. Das kesse Mädchen mit dem White-Sox-Käppi, das sich die Nase zwar hat operieren lassen, bei dem es aber trotzdem noch nicht ganz reicht. Der Ringer, der damals den Wettbewerb »Das schönste Lächeln der Schule« an der Wichita Highschool gewonnen hat. Die Anführerin der Cheerleadergruppe, die auf dem Autorücksitz in Short Hills immer so tolle Blowjobs gegeben hat. Sie kommen hierher wie Pioniere, bringen ihre Waschbrettbäuche mit und ihre 55 -Zentimeter-Taille und ansonsten nicht allzu viel, und dann suchen sie nach ihrer fertig abgepackten Portion Ruhm, ohne das Talent für den Broadway oder die Courage für eine Militärlaufbahn zu haben. L.A. ist der letzte Rand des amerikanischen Traums, weiter als bis hierher kann man seine Hoffnungen nicht tragen, ohne in den Pazifik zu fallen wie ein Ikarus ohne Schwimmflügel. Und trotzdem kommen sie immer noch hierher. Sie kommen hierher und bevölkern den Rand der Klippen wie Pinguine über gefährlichen Gewässern.
    L.A. wird sie verschlingen. Es wird sie zermalmen in ihrer ganzen Unwichtigkeit, wird sie zu einem Teig verarbeiten und damit die vergessenen Straßen der Stadt einschmieren. Sie werden Coupons ausschneiden und vor dem Weggehen vorglühen, um die

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