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Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
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berufsbedingt hing sie der Doktrin an, dass jeder für seine Taten verantwortlich ist, ungeachtet des Alters.
    Eine Kante des Beutels mit den Maiskörnern verfing sich in einem der Fäden an meiner Schläfe, und ich verzog schmerzlich das Gesicht. Sie lehnte sich zu mir vor und schob ihn zurecht. Unsere Gesichter waren sich ganz nah, die Luft kühl von dem gefrorenen Beutel. Sanft strich sie mir die Haare aus der Stirn, und ihre Lippen öffneten sich ganz leicht, wobei ihr Blick an meinem Mund hängenblieb. Ich schob den Beutel beiseite, aber im selben Moment stand sie abrupt auf und sagte: »Was machen wir hier eigentlich, Drew? Ich meine, warum möchtest du gerne mit mir zusammen sein?«
    »Weil du so ein vertrauensvolles Geschöpf bist?«
    »Ich meine es ernst.«
    Ich legte den Beutel auf mein Knie. »Weil das die einzigen Momente sind, in denen ich mir nicht wünsche, irgendwo anders zu sein.«
    Sie machte den Mund auf, um etwas zu sagen, aber dann hielt sie einen Finger in die Höhe und ging rasch auf den Flur. Ich hörte, wie sich eine Tür schloss, und dann kamen Würgegeräusche. Das Wasser lief eine Weile, dann putzte sie sich die Zähne und gurgelte, und schließlich erschien sie wieder. Sie war ganz rot im Gesicht und vermied es, mir in die Augen zu sehen.
    »Explodiert dir der Kopf, wenn ich dich küsse?«, erkundigte ich mich.
    »Willst du mich etwa immer noch küssen?«, fragte sie ungläubig.
    »Allerdings. Und ich möchte auch neben dir aufwachen.« Ich hob beide Hände hoch. »Heute, oder in einem Jahr, oder wann auch immer. Ich möchte dir nur sagen, dass ich dich …«
    »Komm her«, unterbrach sie mich. Sie zitterte, aber sie nahm mich bei der Hand und führte mich in ihr Schlafzimmer, wo sie das Licht ausmachte und aus ihrer Jogginghose stieg. Vor Nervosität küsste sie mich ein wenig zu heftig, dann sagte sie: »Nimm dir ein Kondom. Sie liegen in der Schublade.« Während ich noch versuchte, mich von meinen Kleidern zu befreien, zog sie mich schon auf sich. Als ich nach ihrem T-Shirt griff, um es ihr auszuziehen, packte sie mein Handgelenk und sagte: »Das will ich anlassen.« Sie fasste mich bei den Schultern und dirigierte mich in eine passende Position. Dazu setzte sie eine verbissene Miene auf, im Stile von: »Na los, bringen wir es endlich hinter uns.«
    Ich dachte die ganze Zeit, dass ich den Winkel oder die Stellung nicht richtig erwischte, bis mir aufging, dass sie total verkrampft war und sich ihr Körper panisch verschloss, bis er überhaupt keine Öffnung mehr zu haben schien.
    Wir änderten unsere Stellung immer und immer wieder, bis sie bitter auflachte: »Hey, du wolltest es doch schließlich.« Dann drehte sie sich auf die Seite, ihre Schultern zuckten einmal, und ich merkte, dass sie weinte.
    »Ich weine nicht«, behauptete sie.
    Ich lag im Dunkeln neben ihr und wollte sie berühren, aber ich war nicht sicher, ob das eine gute Idee war.
    »Das ging ein bisschen zu schnell für mich«, erklärte ich. »Ich schätze, dir ging es genauso.«
    Sie hielt sich den Bauch, drehte sich noch weiter weg und senkte ihren Kopf auf ihre verschränkten Arme. Ihre Stimme war heiser und zittrig, aber ganz sanft. »Zieh einfach die Haustür hinter dir zu, okay?«
    »Wie fühlst du dich?«
    »Ich hab gerade einen philosophischen Moment.«
    »Das ist kein Gefühl.«
    »Na, toll. Jetzt also diese Schiene.«
    »Vergiss es einfach«, erwiderte ich.
    Sie schwieg eine Weile, dann sagte sie: »Tut mir leid. Das war eine ganz vernünftige Frage. Ich weiß nur nicht, ob ich im Moment klar genug denken kann, um sie zu beantworten.«
    »Dann erfinde doch irgendwas.«
    »Wie fühle ich mich …?« In der Ferne hupte ein Auto. Aus einem der Apartments ganz in der Nähe tönte Eric Clapton, die Begleitmusik zu irgendeinem romantischen Abendessen. Carolines Schultern zuckten noch ein wenig, aber sie gab keinen Laut von sich. Schließlich griff sie sich ein Taschentuch und putzte sich die Nase, wobei sie ihr Gesicht die ganze Zeit von mir abgewandt hielt. Als sie ihre vorherige Stellung wieder eingenommen hatte, sagte sie mit brüchiger Stimme: »Ich habe das Gefühl, dass mir unbekannte, schreckliche Dinge passieren werden, wenn ich nicht auf der Hut bin. Und«, sie atmete tief durch, »dass ich nicht mutig genug bin, um mich auf etwas wie das hier einzulassen.«
    Wir atmeten eine Weile im Halbdunkel, dann sagte ich: »Macht es dir was aus, wenn ich meine restlichen Sachen auch noch ausziehe?«
    Sie drehte sich

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