Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blackout

Blackout

Titel: Blackout Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gregg Hurwitz
Vom Netzwerk:
und wartete jetzt schon seit geraumer Zeit auf seine Beförderung ins Morddezernat. Es war mir nicht entgangen, dass er in den meisten der unzähligen Stunden, die er mir gewidmet hatte, übers Dezernat für Mord und schweren Raub geredet hatte.
    Cal und ich hatten eine unausgesprochene Übereinkunft: Er würde mich mit keiner meiner Fragen auflaufen lassen, und ich würde niemals ein unschmeichelhaftes Porträt von jemand entwerfen, der seiner Person ähnelte. Er duldete mich, und ich respektierte sein Talent und seine Toughheit. Und bis jetzt war noch nichts gedruckt worden, was einen PR -Angestellten des LAPD hätte veranlassen können, Cal ordentlich in den Hintern zu treten. Freilich bestand immer eine gewisse unterschwellige Spannung zwischen uns. Cal drückte immer einen Tick zu fest zu, wenn er mir einen Würgegriff demonstrierte, und er legte eine gewisse, nur unzulänglich bemäntelte Verachtung für meine Arbeit an den Tag. Das rührte wohl daher, dass uns beiden klar war, dass ein richtig beinharter Detective, wie zum Beispiel ein Bill Kaden, niemals mit einem Schriftsteller reden oder sich stellvertretend in die Abenteuer eines fiktiven Detective hineinversetzen würde. Cal gehörte zu der Sorte von beratenden Polizisten, die mir großzügig ihre Zeit schenkten, aber trotzdem ständig diesen »Unterhaltungsscheiß« heruntermachten. Hatte dieser kreuzdämliche Romanautor doch tatsächlich einen Revolver als Pistole bezeichnet und dieser miese Fernsehschauspieler seine Glock eine 9 mm- Magnum genannt – wo doch eine Glock eine halbautomatische Pistole ist und die 9 mm-Magnum ein Revolverkaliber! Sie triezten mich nach Kräften im Mannschaftsraum, und ich spielte das Spiel mit und lächelte und nickte dann schön dazu. Und ich wusste ganz genau, sobald die anderen Kollegen nicht mehr da waren, sobald wir allein im Auto saßen und zu einem gemeinsamen Mittagessen oder auf Streife fuhren, würden sich diese Polizisten verlegen räuspern und mir eine Idee zuspielen, irgendetwas über ausgebrannte Polizisten und vermisste kleine weiße Mädchen oder manchmal sogar über die überwältigende Macht Jesu.
    Trotz alldem – oder vielleicht gerade deswegen – mochte und respektierte ich Cal. Er sah gut aus, war wohlproportioniert und verstand es, eine Sonnenbrille so zu tragen wie Clint Eastwood ein Stirnrunzeln. Manche Leute verströmen einfach Coolness, und Cal gehörte definitiv zu ihnen. Wie Lenny Kravitz oder Bono, die man immer ungestraft hören kann, wer auch immer gerade neben einem sitzt. Leute mit dieser Eigenschaft sind schwer zu finden. Und wenn man noch sehr insgeheim auf Kelly Clarkson steht, hört man sie im Radio, fährt man an der roten Ampel trotzdem schnell die Fenster hoch. Aber mit Cal war das anders. Cal war wie Bono. Bei Cal musste man kein Fenster hochfahren.
    Ich wählte seine Durchwahl. Versuchte es auf seinem Handy. Er nahm auf, während er gerade noch mitten in seiner Bestellung war. »Einen Doppelburger, aber ohne Zwiebeln.« Und dann, in voller Lautstärke: »Ja, Unger hier?«
    Ich legte auf. Er war dort, wo auch wir uns schon öfter zum Mittagessen getroffen hatten – im
In-N-Out Burger
in Westwood.
    Ich sah auf die Uhr. 10 Uhr 32 . Der fing ja früh an mit seiner Kalorienaufnahme. Wahrscheinlich hatte seine Schicht um sieben Uhr begonnen, mit dem Bericht einer hysterischen Geschiedenen aus Bel Air, der man das Heimsolarium geklaut hatte. Da sollte es einen beträchtlichen Schwarzmarkt geben, wie mir zu Ohren gekommen war.
    Ich fuhr die Roscomare nach Westwood und fand Cal an einem der bunten Tische. Hinter ihm an der Wand eine Reihe Dekofliesen mit Palmenmotiv. Sein Partner, ein junger Polizist, den ich nicht kannte, stocherte in seinen Pommes herum. Pommes sind nicht unbedingt die Stärke von
In-N-Out.
    Cals Blick streifte mich gleichgültig. Ich stellte mich dem Neuen – Sam Pellicano – vor und blickte wieder zu Cal, der immer noch kein Wort gesagt hatte. »Ich bin sicher, Sie haben von meinem Fall gehört«, begann ich. »Es ist anders, als es aussieht. Hier gibt es noch eine andere Geschichte, und ich versuche, dieser Sache auf den Grund zu gehen. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir helfen würden.«
    Cal wischte ein paar imaginäre Krümel vom Tisch. »Die Sache war so«, sagte er. »Sie kennen einen Cousin meines Vorgesetzten, und nur deswegen hat mein Chef – der mich auf dem Kieker hat, weil seine Nichte in mich verknallt ist – Sie mit einer Empfehlung

Weitere Kostenlose Bücher